Friedrich Bayer (1825–80)

Friedrich Bayer war der Sohn eines Seidenwebers und gehörte zu einer Familie, die fest in der Wuppertaler Textilindustrie etabliert war. Gemeinsam mit Partnern aus demselben Milieu gründete er einen der bedeutendsten Chemie- und Pharmakonzerne weltweit.

Im Alter von 14 Jahren begann er eine Lehre bei der Chemikalienfirma Wesenfeld & Co., beschäftigte sich dort insbesondere mit Farbstoffen und machte sich dann als Kleinhändler für Anilin- und Naturfarben selbständig. 1863 gründete er zusammen mit Johann Friedrich Weskott (1821-1876) in Wuppertal-Barmen eine Fabrik mit drei Angestellten. Das Geschäft blühte: 1881, in Bayers Todesjahr, zählte das Werk bereits 300 Arbeiter.

Im selben Jahr wurde der Betrieb in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, deren Umsätze während der folgenden Jahrzehnte sowohl in Deutschland als auch im Ausland rasch wuchsen. 1913 bezog das Unternehmen bereits 80 Prozent seiner Einkünfte aus dem Exportgeschäft. Großen Anteil an diesem Erfolg hatte Carl Duisberg (1861-1935), der aus einer Wuppertaler Bandweberfamilie stammte und Chemie in Göttingen und Jena studiert hatte. Für Bayer gründete er in Wuppertal-Elberfeld ein Forschungslabor. Außerdem bekleidete er von 1912 bis zu seinem Tod das Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden.

1894 stellte das Unternehmen Felix Hoffman (1868-1946) ein, einen gebürtigen Ludwigsburger, der sein Chemiestudium in München absolviert hatte. 1897 stieß er auf eine Methode zur Synthetisierung von Acetylsalicylsäure, die als natürliche Substanz in abgewandelter Form in der Weidenrinde vorkommt und als solche seit jeher in der volkstümlichen Medizin Verwendung fand. Bereits 1853 hatte der Franzose Charles Frederic Gerhardt (1816-56) die Säure in unbeständiger Form hergestellt. Sehr schnell schuf die Bayer AG die notwendigen Voraussetzungen, um das neue Schmerz stillende und entzündungshemmende Mittel im großen Stil zu produzieren. 1899 brachte es der Pharmakonzern unter dem Namen Aspirin auf den Weltmarkt. Sein Erfinder Hoffmann ging 1828 in den Ruhestand und verbrachte die letzten Jahre seines Lebens in der Schweiz. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft tilgte das Dritte Reich seinen Namen aus den Firmenannalen.

1891 erwarb die Bayer AG die von Dr. Karl Leverkus (1804-89) nördlich von Köln gegründete Alizarinfabrik und kaufte zusätzlich große Abschnitte der Nachbargrundstücke entlang dem Rheinufer. Seit 1895 erlebte das Werk umfangreiche Erweiterungen. 1912 verlegte der Bayer-Konzern seinen Hauptsitz von Wuppertal-Elberfeld hierher. Für den Ort bürgerte sich fortan der Name Leverkusen ein.