Laura Ashley (1925–85)
Laura Ashley (geborene Mountney) war eine der erfolgreichsten britischen Unternehmerinnen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sie stieg zu dieser Stellung auf, obwohl sie alle Trends missachtete – in modischer Hinsicht ebenso wie im Hinblick auf Ort und Organisation der Produktion.
Geboren wurde sie am 7. September 1925 im Haus ihrer Großeltern in Station Terrace, Dowlais Top, Merthyr, umgeben von der misshandelten Landschaft rund um die große Eisenhütte der Fabrikantendynastie Guest und mitten in einer akuten wirtschaftlichen Depression. Ihr Vater war Beamter, die Familie gehörte den strenggläubigen Baptisten an. 1932 zogen die Mountneys nach London. 1938 kehrte Laura Mountney vorübergehend für etwa 12 Monate nach Wales zurück, bevor sie im Zweiten Weltkrieg in der Frauenabteilung der königlich-britischen Seestreitkräfte (Women’s Royal Naval Service) diente. 1949 heiratete sie Bernard Ashley. Zwischen 1945 und 1952 arbeitete sie als Sekretärin im Londoner Büro eines staatlichen Frauenverbandes (National Federation of Women’s Institutes).
Eine von ihrem Verband veranstaltete Ausstellung zu traditionellen Handwerken im Victoria & Albert Museum inspirierte sie maßgeblich zu den später für sie so charakteristischen Mustern und Entwürfen. 1953 begann sie, ihre ersten Siebdruck-Designs auf Schals, Servietten und Geschirrtücher aufzutragen. Die Produkte verkaufte sie anschließend nach London, etwa an die Ladenkette John Lewis. Ihr Mann, der die Siebdruckmaschinen baute und wartete, kündigte seine Arbeit, und im Jahr 1955 nahm das Ehepaar die Produktion in einer Werkstatt in Kent auf, die allerdings 1958 durch eine Überschwemmung stark zerstört wurde.
1961 machten sie einen Neuanfang im Old Railway House in Carno, einem Bahnwärterhäuschen im Zentrum von Wales. Von dort aus versandten sie Material an Frauen, die die Stoffe dann zu Hause weiterverarbeiteten. Obwohl Laura Ashley Waliserin aus Leidenschaft war, orientierten sich ihre Entwürfe an traditionellen englischen Blumenmustern. Ihr Mann bemerkte einmal, dass „Laura die ganze Welt als Milchmädchen einkleidete“, und eine Hausfrau aus Birmingham, die in den frühen 1970er Jahren mit Laura-Ashley-Erzeugnissen nach Hause unterwegs war, erinnerte sich: „Wir führten überall das ländliche England ein“.
1968 gründete sich das Unternehmen formal neu unter dem Label Laura Ashley. Im selben Jahr eröffnete in der Pelham Street, South Kensington, London der erste Laden. 1974 hatte auch Paris sein erstes Laura-Ashley-Geschäft, das erstmals die unverwechselbare grüne Straßenfront und die charakteristische Holztäfelung aufwies, die von da an die Filialen kennzeichneten. Zu jener Zeit gingen in Wales mehrere Fabriken in Betrieb, eine davon in der vormaligen Zechensiedlung Gresford bei Wrexham. 1984 war die neue Hauptgeschäftsstelle in Newtown fertig.
Laura Ashley starb 1985 infolge eines Sturzes, doch die planmäßige Erweiterung des Unternehmens setzte sich fort. 1986 wurde die Firma die mittlerweile elf Fabriken in Europa und Nordafrika sowie 225 Läden unterhielt, auf 200 Millionen Pfund dotiert. In den späten 1980er Jahren gerieten gedruckte Blumenmuster aus der Mode und die meisten Textilienproduzenten verlegten die Fertigung in den fernen Osten.
Seit 1991 geriet das Unternehmen daher zunehmend in die roten Zahlen und die darauf folgende Dekade erlebte zahlreiche Veränderungen im Management. Die letzte walisische Fabrik schloss 1999 ihre Pforten, aber der Einzelhandel ging weiter. 2006 zählte Laura Ashley Ltd noch 179 Läden. Eine firmeneigene Stiftung, die Laura Ashley Foundation, unterstützt Kunst- und Designprojekte, vornehmlich in Wales.