
Zeitschrift Industriekultur 4.22: Schwerpunkt Glasmachen – Glasmuseen in Europa
Italien, Tschechien, Deutschland, Frankreich, Spanien, Schweiz, Polen, Schweden, Norwegen, Finnland, Vereinigtes Königreich: In vielen Regionen Europas hat die Glasindustrie eine wichtige Rolle gespielt – und spielt sie teilweise heute noch. Entsprechend reich ist die Auswahl besuchenswerter Glasmuseen, die ERIH im neuen Heft der Zeitschrift Industriekultur mit dem Schwerpunkt „Glasmachen“ vorstellt.
Alle beschriebenen Standorte sind auch auf der ERIH-Website vertreten, darunter die beiden ERIH-Mitglieder Museumsdorf Baruther Glashütte, eine der am besten erhaltenen Glashütten in Europa überhaupt, und das Glasmuseum Immenhausen. Ganz am Beginn der nachantiken europäischen Glasproduktion steht die venezianische Insel Murano, von der aus sich – trotz aller Geheimhaltung – die Kunst der Glasherstellung seit dem Ende des 16. Jahrhunderts auf dem ganzen Kontinent verbreitet.
Einer der wichtigsten Standortfaktoren ist das Vorhandensein von genügend Brennholz für die Schmelzöfen – eine Voraussetzung, die gerade die skandinavischen Länder erfüllen. Auch in Deutschland lassen sich die Glasmacher zunächst vor allem in den Waldgebieten der Mittelgebirge nieder: im Thüringer Wald, im Schwarzwald, im Bayerischen Wald, im Fichtelgebirge, Böhmerwald, Erzgebirge und im Riesengebirge.
Dennoch besitzt jeder der in der Zeitschrift vorgestellten Standorte charakteristische Merkmale. Allein die Bandbreite der Produkte ist enorm: Mal staunen die Besucher über kostbares Tischgeschirr, mal über Glasschmuck in Kombination mit Kunststoff und unedlen Metallen, mal über riesige Kristallglaslüster im Wert von mehreren hunderttausend Euro. Sie lernen Glaskacheln und andere moderne Wand- und Bodenbeläge aus Glas kennen, erfahren, wie französische Glasmacher durch ihre Spezialisierung auf das Luxusgut Bleikristall sowohl die Französische als auch die Industrielle Revolution meisterten, und erleben England als Pionier der frühindustriellen Massenproduktion.
Wieder andere Museen stellen die harten Arbeitsbedingungen der Glasbläser, Schmelzer, Glasschleifer, Vergolder und Maler in den Mittelpunkt. Für den bruchsicheren Vertrieb und Export waren außerdem Korbflechter und Kistenschreiner unverzichtbar. Besonders schuften mussten die Heizer, die die Öfen des Glaswerks schüren und mit Kohle füttern mussten – eine ebenso zentrale wie schmutzige Aufgabe. Bei allen Unterschieden haben die vorgestellten Standorte eines gemeinsam: Sie veranschaulichen einen Industriezweig, der lange Zeit von hochspezialisierten Handwerkern beherrscht wurde, und machen deren Kunst in Form von Live-Vorführungen vielerorts wieder lebendig.
ERIH-Artikel in 'Industriekultur': "Wie Transparenz in die Welt kam. Die Geschichte der Glasindustrie - Glasmuseen in Europa"