Zeitschrift Industriekultur 4.21: Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří

Welterbe Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří – 2019 ist es so weit! Die Auszeichnung würdigt die grenzüberschreitende sächsisch-böhmische Kulturlandschaft als wegweisenden Impulsgeber moderner Wirtschafts- und Sozialstrukturen: durch den Export von bergbaulichem Wissen und durch eine alle Lebensbereiche erfassende Innovationskraft – etwa in Gestalt des Silbertalers als Pionier frühkapitalistischer Währungsstrukturen oder als komplexes System aus Bergbau und Verhüttung, Wasserwirtschaft und Verkehr. ERIH stellt die wichtigsten Standorte der Industriekultur vor.

Eine zentrale Rolle spielt Freiberg, seit den frühesten Silberfunden im Jahr 1168 bedeutendes Montanzentrum der Region und erste freie Bergbaustadt in Deutschland. Zudem residiert hier die 1765 gegründete Bergakademie als älteste noch bestehende Montanhochschule der Welt, an der zum Beispiel im 19. Jahrhundert die Elemente Indium und Germanium entdeckt wurden. Wie das alles zusammenhängt und was davon noch zu erleben ist, erzählt das Stadt- und Bergbaumuseum Freiberg.

Viele Standorte im Erzgebirge greifen Teilaspekte der regionalen Montangeschichte auf und setzen auf diese Weise ein vielschichtiges Mosaik zusammen. Im Museum Saigerhütte mit seinem funktionsfähigen, sechs Zentner schweren Breithammer geht es um Kupferverarbeitung und darum, dass das hier produzierte Dachkupfer zum Beispiel den Stephansdom in Wien deckt. In der Zinngrube Ehrenfriedersdorf lernen Besucher den Alltag der Minenarbeiter umfassend kennen – vom Aufstieg auf den Förderturm bis zum Stollenlabyrinth unter Tage. Der Bergwerkstollen „Stary Martin“ (Alter Martin) im tschechischen Krupka besitzt den längsten zinnführenden Erzgang in Mitteleuropa und das Bergbaumuseum Altenberg erläutert die Hintergründe eines gewaltigen Kraters, der die Umgebung prägt und der durch den Einbruch ausgedehnter unterirdischer Bergwerksstollen entstandenen ist.

Dass es im Erzgebirge noch mehr als Bergbaugeschichte gibt, verraten Orte wie das Deutsche Uhrenmuseum in Glashütte oder das Museum im Schloss Schlettau, das mit seiner Posamentenschauwerkstatt ein ganz besonderes Kapitel der Textilindustrie aufschlägt. Ein anderes Schloss, das Schloss Wildeck in Zschopau, würdigt mit seiner Motorradausstellung den Dänen Jørgen Skafte Rasmussen, der mit seinem Zschopauer Werk und der Marke DKW zum größten Motorradproduzenten der Welt aufstieg. Wie sehr er damit die Region geprägt hat, zeigt nur zehn Kilometer weiter das Schloss Augustusburg: Seine 175 Exponate lassen die gesamte technische Entwicklung des Motorrades von 1885 bis heute Revue passieren.

ERIH-Beitrag in Industriekultur 4.21