Zeitschrift Industriekultur 1.22: ERIH-Regionalroute Baskenland, Teil 1
Wer mit dem Zug oder Auto durch das Baskenland fährt, erlebt eine kleinteilige Gebirgslandschaft, in deren schmalen Tälern sich eine Vielfalt kleiner und mittelgroßer Betriebe angesiedelt hat. Deren Industriegeschichte, spannend nacherzählt von der ERIH-Regionalroute Baskenland, unterscheidet sich je nach Zugehörigkeit zu einer der drei baskischen Provinzen Álava, Bizkaia und Gipuzkoa. Die Zeitschrift Industriekultur stellt in ihrer aktuellen Ausgabe den ersten Teil der Regionalroute mit insgesamt 18 ERIH-Standorten in Álava und Bizkaia vor. Der zweite Teil folgt im kommenden Heft.
Die Autonome Gemeinschaft Baskenland, mit ihren etwas mehr als 7.000 Quadratkilometern genauso groß wie die Metropolregion Rhein-Ruhr, liegt am Übergang der Pyrenäen in das Kantabrische Gebirge und ist die Heimat von 2,2 Millionen Menschen. Ihren Wohlstand verdankt sie einer Industrialisierung, die in den 1840er Jahren mit dem Eisenerzabbau in der Provinz Bizkaia beginnt und diese Teilregion zu einem europäischen Zentrum der Schwerindustrie macht. Stellvertretend dafür steht der Hochofen Nr. 1 von Altos Hornos de Vizcaya in Sestao, dessen Lage an der fjordähnlichen Ría de Bilbao Voraussetzung für die zeitweise ausgeprägten Handelsbeziehungen mit Großbritannien ist, das in großem Stil Kohle liefert und baskisches Erz importiert.
Welche herausragende Rolle der Tiefseehafen bei Bilbao für das Baskenland spielt, illustrieren das Schifffahrtsmuseum von Bilbao und – ein Stück flussabwärts in Getxo – die Puente Colgante als älteste Schwebefähre der Welt. In Getxo stehen auch die Villen reich gewordener Industriebarone, deren Geschichte ein Audioguide während einer entspannten Promenade enthüllt. Die chronologische Spannbreite der industriellen Entwicklung erschließt sich beim Vergleich der Gießerei El Pobal in Muskiz im Herzen der Bergbauzone von Bizkaia, deren Wurzeln bis ins 16. Jahrhundert zurückgehen, mit dem Dolomit-Museum in Karrantza mit seiner Ausstellung zum Dolomitbergbau seit den 1950er Jahren.
Zwei ERIH-Ankerpunkte der Regionalroute Baskenland repräsentieren Industriezweige, die in der Region eher am Rand standen: das Fabrikmuseum des historischen Textilwerks La Encartada in Balsameda – ehemals erfolgreicher Produktionsort der berühmten Baskenmütze („Boina“) – und die bis heute handwerklich geprägte, 7.000 Jahre alte Salzgewinnung der Salinen von Añana in der Provinz Álava. Als ERIH-Ankerpunkt werden die Salinen auf einer eigenen Seite vorgestellt. Charakteristisch für Añana sind die Salzpfannen, die – auf filigran wirkende Holzkonstruktionen gestützt – etagenweise die steilen Hügel des engen Tals hinaufsteigen. Die Sole, die die Pfannen über ein vier Kilometer langes System aus ausgehöhlten, salzverkrusteten Pinienstämmen füllt, gilt mit ihren 240 Gramm Salz pro Liter als ausgesprochen rein und ist entsprechend begehrt. Eine Initiative der Eigentümer hat die Anlage vor dem Verfall gerettet – mehr als die Hälfte der Pfannen sind wieder in Betrieb. Salz-Workshops bieten Besuchern die Chance, den Umgang mit der Salzschaufel zu üben und die Salzernte kennenzulernen.
In Álava fasst die Industrialisierung erst in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Fuß. Der Schwerpunkt liegt auf der Öl-, Chemie-, Auto- und Elektroindustrie. Die Hauptstadt Vitoria-Gasteiz hat sich seither zu einem der wichtigsten industriellen Zentren des Baskenlandes entwickelt.
ERIH Regionalroute Baskenland
ERIH Ankerpunkt Salinen von Añana
ERIH-Artikel in 'Industriekultur': "Alles andere als fad: Salz dank Sonne. Die Salinen von Añana"
ERIH-Artikel in 'Industriekultur': "Fortschritt zwischen Meer und Minen. Regionale Route Baskenland, Teil 1"