Zeitschrift Industriekultur 3.24: Die „Route Industriekultur“ im Ruhrgebiet, Teil 2
„Symbole des Strukturwandels im Revier“: Unter diesen Titel stellt die neue Ausgabe der Zeitschrift Industriekultur den zweiten Teil der Vorstellung der wichtigsten Industriedenkmäler des Ruhrgebiets. Anlass ist das 25-jährige Jubiläum der „Route Industriekultur“, deren Geburt noch im selben Jahr die Gründung des ERIH-Netzwerks nach sich zog. Zu den im Heft präsentierten Industriedenkmälern gehören drei ERIH-Ankerpunkte und zwei Mitgliedsstandorte.
Eines der augenfälligsten Wahrzeichen der Region ist sicherlich der Gasometer Oberhausen. Die einzigartige Atmosphäre dieser „Kulturtonne“ als Austragungsort spektakulärer Ausstellungen erschließt sich vor allem jenen Besuchern, die die 100 Meter hohe Halle aus dem gläsernen Panoramaaufzug auf sich wirken lassen. Eine Fahrt auf das Dach des ehemaligen Gasspeichers der Gutehoffnungshütte (GHH) gewährt einen weiten Blick über das Ruhrgebiet und zeigt zugleich überdeutlich, wie sehr sich die Region im Zuge des jahrzehntelangen Strukturwandels verändert hat.
Eine gewaltige, in diesem Fall allerdings waagerechte Raumwirkung entfaltet auch die Jahrhunderthalle Bochum. Ihr glanzvolles Debut hatte der heutige ERIH-Standort im Jahr 1902 auf der Industrie- und Gewerbeausstellung in Düsseldorf. Dort erfüllte die reich mit Stuck, Sandsteinimitat und Goldknäufen ausgestattete Glas-Stahl-Konstruktion die Funktion einer überdimensionierten Schmuckschatulle, mit der sich der 1854 gegründete Stahlkonzern Bochumer Verein selbst feierte. Nach Ausstellungsschluss wurde das Gebäude nach Bochum versetzt und diente fortan als Gaskraftzentrale. Heute firmiert die Jahrhunderthalle als offizielles Festspielhaus des international renommierten Kulturfestivals RuhrTriennale.
Nostalgie pur lässt das Eisenbahnmuseum Bochum aufkommen. Hier, auf dem weitläufigen Gleisgelände des ehemaligen Bahnbetriebswerks Dahlhausen, gibt es auf 70 000 Quadratmetern rund 180 Loks, Waggons und weitere Schienenfahrzeuge aus der Zeit von 1853 bis 1964 zu bestaunen. Einige von ihnen lässt der ERIH-Standort zu besonderen Terminen als Museumszug durch das Ruhrtal rollen und zieht damit Eisenbahnfans von nah und fern an.
„Kaiserlich“ geht es auf dem LWL-Museum Schiffshebewerk Henrichenburg zu. Denn das damals hochmoderne Werk verdoppelte fast die Leistung vergleichbarer Anlagen in England, Frankreich und Belgien und war damit technisch so innovativ, dass Kaiser Wilhelm II. 1899 höchstpersönlich zur Einweihung kam. Heute bietet der ERIH-Ankerpunkt lebensnahe Einblicke in Binnenschifffahrt und Kanalwesen der letzten 100 Jahre.
Über die Zeche Zollverein, die einzige Welterbestätte des Reviers, muss man eigentlich nicht mehr viel sagen, so sehr gilt die „schönste Zeche der Welt“ als Aushängeschild einer Industrieregion im Wandel. Mit der 1932 fertiggestellten Zentralschachtanlage XII betritt eine der leistungsfähigsten Steinkohleanlagen der Welt die Bühne des Ruhrgebiets. Nicht lange nach ihrem Niedergang 1986 beginnt die beispiellose Metamorphose des heutigen ERIH-Ankerpunkts zum wohl bedeutendsten Baudenkmal der großtechnischen Kohlewirtschaft.
ERIH-Artikel in Industriekultur "Symbole des Strukturwandels im Revier. Die Route Industriekultur im Ruhrgebiet, Teil 2"