Bundesverband Industriekultur Deutschland. Foto: LWL / Philipp Harms

Bundesverband Industriekultur Deutschland: Gründung im Kontext des ERIH-Deutschland-Dialogs

Nach dreijähriger, maßgeblich von ERIH vorangetriebener Vorarbeit verfügt Deutschland nun über einen Bundesverband Industriekultur. Seine Aufgabe ist es, die Interessen der vielgestaltigen industriekulturellen Standorte und Initiativen in die Öffentlichkeit zu tragen und politisch zu vertreten. 180 Teilnehmende aus verschiedenen Teilen des Bundesgebiets, darunter 120 Gründungsmitglieder, kamen am 1. April im ERIH-Ankerpunkt LWL-Museum Zeche Zollern in Dortmund zusammen, um gemeinsam einen Vorstand zu wählen und die Vereinssatzung zu beschließen.

Ob Bildung, Fundraising-Expertise, politische und rechtliche Unterstützung oder Erhalt und (Um)Nutzung von Industriedenkmälern – der Verband versteht sich als kompetenter Partner in allen Bereichen der Industriekultur. Das entspricht den Wünschen einer Online-Umfrage, die ERIH bereits 2022 durchführte, damals allerdings noch im Hinblick auf die Gründung einer Bundesstiftung. Aus dieser Initiative entstand die Idee zur Etablierung eines Bundesverbandes, um eine gebündelte Vertretung der vielen Akteure in der künftigen Stiftung sicherzustellen. Der bereits auf den Weg gebrachte Gesetzentwurf zur Realisierung einer Bundesstiftung konnte durch den Bruch der Ampelkoalition nicht mehr im Bundestag abgestimmt werden. Dennoch wurde die Verbandsgründung weiter verfolgt, auch um die Pläne für eine Bundesstiftung mit vereinten Kräften voranzutreiben.

Federführend dabei waren die Teilnehmenden des ERIH-Deutschland-Dialogs. 2023 verabschiedeten sie im Museum Industriekultur Nürnberg die Nürnberger Erklärung zur Industriekultur Deutschland, ein Jahr später fassten sie im ERIH-Ankerpunkt Welterbe Zollverein den Beschluss zur Gründung des Bundesverbands, der nun anlässlich des ERIH-Deutschland-Dialogs 2025 umgesetzt wurde.

Bis zu 450.000 Euro stehen dem neuen Verband mit Sitz im LWL-Museum Zeche Zollern in Dortmund für den zunächst ins Auge gefassten Projektzeitraum von drei Jahren zur Verfügung. Wichtigste Fördergeber sind die Kulturstiftung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), die regionale Kulturförderung des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) sowie der Regionalverband Ruhr (RVR) als Träger der Route Industriekultur im Ruhrgebiet. Zum Abschluss der Pilotphase soll 2027 eine Tagung zur Zukunft der Industriekultur stattfinden.

"Das war ein erfolgreicher und wichtiger Tag für die Industriekultur in Deutschland, die mit dem Verband jetzt eine starke Stimme bekommt, um die Interessen aller Akteure im Land zu bündeln“, resümiert ERIH-Präsident Dr. Walter Hauser. Im Hinblick auf die europäische Industriekultur fügt er hinzu, dass der Prozess der nationalen Verbandsgründung als Blaupause für andere Länder im ERIH-Netzwerk dienen kann.

Dr. Hauser repräsentiert im Vorstand des neuen Bundesverbandes das ERIH-Mitglied LVR-Industriemuseum. Auch die ERIH-Mitglieder LWL-Museen für Industriekultur, Industriemuseum Brandenburg, Ferropolis GmbH, BZI Berliner Zentrum Industriekultur sowie der Regionalverband Ruhr gehören dem Verbandsvorstand an. „Wir als ERIH-Community freuen uns auf die Zusammenarbeit, aus der sich sicher viele Synergien ergeben," so Dr. Hauser.

Im Anschluss an die Gründungsversammlung traf sich der jährliche ERIH-Deutschland-Dialog als nationales Arbeitstreffen mit über 100 Teilnehmenden. Auf der Tagesordnung standen aktuelle Entwicklungen im Netzwerk, der 2024 neu gewählte ERIH-Vorstand sowie die Präsentation des Arbeitsprogramms (Arbeitspakete) für das neue Creative-Europe-Projekt SHINE4future einschließlich Beteiligungsmöglichkeiten der Mitglieder.

Der kollegiale Austausch gab Gelegenheit zum Kennenlernen neuer Gesichter. Außerdem berichteten Teilnehmende über aktuelle Entwicklungen, Veranstaltungen und Neuerungen an ihren Standorten. Stellwände dienten anschließend dazu, Ideen, aktuelle Herausforderungen, bestehende und geplante Projekte sowie Vorschläge für mögliche Partnerschaften zu sammeln. Abgefragt wurde zudem das Interesse zur Mitwirkung an einzelnen SHINE4future-Themen. Das Ergebnis fließt nun in die weitere Arbeitsplanung ein.

Vorstand des Bundesverbands Industriekultur Deutschland. Foto: LWL / Philipp Harms
Das Foto zeigt (v. l.): Thies Schröder (Geschäftsführer Ferropolis GmbH, 2. Vorsitzender), Constanze Roth (INNOVENT e.V. / Leiterin Bündnis Vogtlandpioniere, Beisitzerin), Prof. Josef Hoppe (Geschäftsführer Berliner Zentrum Industriekultur, Beisitzer), LVR-Kulturdezernentin Dr. Corinna Franz, LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger, Marius Krohn (Direktor Industriemuseum Brandenburg an der Havel, Schatzmeister), Anja Nixdorf-Munkwitz (Vorsitzende Landesverband Industriekultur Sachsen, Beisitzerin), Timo Hauge (Teamleiter Industriekultur RVR, Beisitzer), Dr. Kirsten Baumann (Direktorin LWL-Museen für Industriekultur, 1. Vorsitzende), Dr. Walter Hauser (Präsident ERIH und Direktor LVR-Industriemuseum, Beisitzer), Jürgen K. Enninger (Referent Kultur, Welterbe und Sport der Stadt Augsburg, Beisitzer).