ANIH-Bulletin: ERIH, Industriekultur und europäische Identität
"Die kreative Kraft der Industriekultur: Kunst, Innovation und Raumgestaltung" lautet das Thema des aktuellen Bulletins der Asiatischen Route der Industriekultur (ANIH), getreu der von TICCIH für 2022 ausgegebenen Vision, das industrielle Erbe neu zu bewerten und innovative Erneuerungsprozesse zu fördern. In diesem Zusammenhang würdigt Hildebrand de Boer, ERIH-Vorstandsmitglied, die Rolle des Netzwerks als Schrittmacher eines Industriekultur-Tourismus im Dienst der gesamteuropäischen Identität.
Allein der Umstand, dass die ERIH-Website mehr als 2.000 Industriedenkmäler und -museen in allen europäischen Ländern vorstellt, belegt die nachhaltige Prägung Europas durch 200 Jahre Industrielle Revolution. Entsprechend sind die Entwicklung der Industriegesellschaft und die daraus resultierende Industriekultur ein elementarer Bestandteil des europäischen Selbstverständnisses. Das mündet gegen Ende des 20. Jahrhunderts in ein wachsendes Interesse am industriellen Erbe und seiner Bedeutung für die europäische Identität und den Stolz ganzer Regionen.
Die Frage ist, so der Autor, ob die Industriekultur mit ihren grenzüberschreitenden Auswirkungen und identitätsstiftenden Einflüssen weiterhin einen Beitrag zu gemeinsamer Stärke und Kooperation in Europa leisten kann. Wird die Industriegesellschaft 4.0 in der Lage sein, erneut Ja zu sagen zu der notwendigen Wertschätzung der europäischen Einheit in der Vielfalt? Wenn ja, wird das industrielle Erbe dabei eine wichtige Rolle spielen.
In den vergangenen zwanzig Jahren sind ehemalige Industriestandorte oft zu Symbolen des Wandels geworden und haben sich neuen Nutzungen angepasst. Zudem haben sich die "Kathedralen der Arbeit" europaweit zu bedeutenden Attraktionen des Kulturtourismus entwickelt, die jährlich Millionen von Besuchern anziehen. Dies zeigt, dass der Industriekultur-Tourismus vom Nischenmarkt zu einem bedeutenden Freizeitsektor geworden ist – nicht zuletzt dank dem ERIH-Netzwerk.
AHNI 6. Bulletin Juni 2021