ERIH
Cultural route
ERIH-NEWSLETTER JUNI 2025

Herzlich willkommen zum ERIH-Newsletter im Juni, in dem wir auf verschiedene ERIH-Meetings zurückblicken: das Treffen der ERIH-Steuerungsgruppe für das EU-Projekt SHINE4Future in Spanien sowie die nationalen ERIH-Meetings in Italien und Griechenland. Außerdem teilen wir Updates von den ERIH Young Professionals (YP) und berichten von zwei spannenden Workshops: dem überregionalen deutschen Diskussionsforum WERKSTATT Industriekultur am ERIH-Ankerpunkt Ferropolis und einem Kulturrouten-Workshop mit ERIH-Beteiligung in Taiwan. Den Abschluss bilden neue Inhalte auf der Website und Terminhinweise.

Die Themen im Überblick:

  • ERIH Vorstand: Treffen der Project Management Group in Terrassa (ES)
  • ERIH Italien: Bericht vom Nationalen ERIH-Meeting in Bologna (IT)
  • ERIH Griechenland: Bericht vom Nationalen ERIH-Meeting in Thessaloniki (GR)
  • ERIH Young Professionals (YP): Neue Sprecherinnen und Sprecher
  • ERIH Partner: Rückblick auf die WERKSTATT Industriekultur 2025 in Ferropolis (DE)
  • ERIH Netzwerk: Taiwan – Internationaler Workshop zur Entwicklung von regionalen Routen
  • ERIH Website: Neue Biografien und Essays
  • ERIH Termine: Save the date
Museum der Arbeit Hamburg (DE)
ERIH Vorstand: Treffen der Project Management Group in Terrassa (ES)

Vom 22. bis 23. Mai traf sich die Steuerungsgruppe (Projektmanagementgruppe – PMG) des ERIH-EU-Projektes SHINE4Future in Terrassa, Katalonien (ES). Themen waren u. a. die Umsetzung der Projektbausteine „Training“ am Beispiel der bereits durchgeführten WERKSTATT Industriekultur, die Ausschreibung für eine Nachfolge-Veranstaltung von „WORK it OUT“ sowie die Vorbereitung der ERIH-Jahreskonferenz 2025 in Chemnitz.

Die PMG kommt zweimal pro Jahr zu Präsenz-Meetings zusammen und nutzt diese Termine zusätzlich für den Austausch mit ERIH-Mitgliedern, Vertretern aus der Politik und lokalen oder regionalen Entscheidungsträgern. Diese Mal traf sich die Arbeitsgruppe im MNACTEC, dem Nationalen Museum für Wissenschaft und Technologie von Katalonien. Das Museum ist einer der elf spanischen ERIH-Ankerpunkte und zentraler Bestandteil eines regionalen Netzwerks aus 29 katalanischen Wissenschafts-, Industrie- und Technikmuseen (MNACTEC).

Der MNACTEC-Verbund war ERIH bereits 2023 als Regionalroute mit insgesamt 19 Museen beigetreten und erhielt nun das offizielle Zertifikat. Um sich ein Bild zu machen, nutzte der ERIH-Vorstand die Gelegenheit, einige Stationen der Route zu besuchen, darunter das Museum der Papierfabrik Capellades und das Leder- und Regionalmuseum von Anoia in Igualdada. Die Etablierung der ERIH-Regionalroute macht Katalonien neben dem Baskenland und Asturien zu einer der Leitregionen für Industriekultur und Tourismus auf europäischer Ebene. Schön war auch das Wiedersehen mit dem früheren ERIH-Spanien-Repräsentanten Eusebi Casanelles, der den Staffelstab 2022 an ERIH-Vorstandsmitglied Javier Puertas übergeben hat
Treffen der Project Management Group in Terrassa, Spanien

Treffen der PMG-Gruppe in Terrassa (ES)
ERIH Italien: Bericht vom Nationalen ERIH-Meeting in Bologna (IT)

Der ERIH-Ankerpunkt Museum der Industriekultur in Bologna war am 19. Mai Schauplatz der Jahresversammlung für ERIH-Mitglieder in Italien. Hauptthemen waren die Entwicklung von Industriekultur-Routen und von neuen musealen Erzählformen anhand von Archivmaterialien. In seiner Eröffnungsrede betonte Alessio Zoeddu die Verbindung zwischen der Ziegelei Galotti, in der das gastgebende Museum logiert, und dem Navile-Kanal, der einst die wichtigste Verbindung zu den adriatischen Häfen darstellte und heute von einer touristischen Route erschlossen wird. Chiara Bartalini berichtete über die Fortschritte des Projekts TIPO (Turismo Industriale Prato), das sich für die Aufwertung des industriellen Erbes in Prato einsetzt, indem es Rundgänge durch noch aktive Fabriken ermöglicht.

Eine Bilanz zum ersten Jahr der ERIH-Regionalroute „Tal des Po“ zog Fabrizio Trisoglio von der Fondazione AEM (Azienda Elettrica Municipale di Milano). Dabei verwies er unter anderem auf die Teilnahme am „Weltwassertag“ als Gelegenheit, mit jungen Menschen ins Gespräch über Nachhaltigkeit zu kommen. Im Hinblick auf den Geomineral-, Geschichts- und Umweltpark Sardinien machte Fabrizio Atzori deutlich, dass es trotz der geografischen Zersplitterung der acht zum Park gehörigen Bergbaugebiete gelungen sei, eine neue Bergbauroute im Südwesten der Insel zu entwickeln. Margherita Concu wiederum stellte im Namen der Stiftung des Pilgerwegs Santa Barbara die Besonderheiten einer Route vor, die 29 Gemeinden in Sardinien umfasst und Teil eines europäischen Netzwerks ähnlicher Routen in acht weiteren Ländern ist.

Das Potenzial von Unternehmensarchiven für neue Narrative zum industriellen Erbe kam am Nachmittag zur Sprache. Abschließend betonte Francesco Antoniol (TrattoPunto), Administrator der Facebook-Seite von ERIH Italien, die Bedeutung des regelmäßigen Austauschs zu Initiativen und Veranstaltungen der ERIH-Mitglieder, um innerhalb des ERIH-Netzwerks Italien effektiver zu kommunizieren.
Ausführliche Zusammenfassung durch den Italien-Repräsentanten Prof. Massimo Preite

Jahrestreffen der italienischen ERIH-Mitglieder in Bologna
ERIH Griechenland: Bericht vom Nationalen ERIH-Meeting in Thessaloniki (GR)

„Industrietourismus und nachhaltige Entwicklung: die Rolle des industriellen Erbes“ stand als Überschrift über dem zweiten Treffen der griechischen ERIH-Mitglieder, die am 9. Mai im Konferenzzentrum der Region Zentralmakedonien, einem denkmalgeschützten Gebäude der ehemaligen Gaswerke von Thessaloniki, zusammenkamen. Das Programm umfasste unter anderem Vorträge von ERIH-Generalsekretärin Christiane Baum zum Thema „ERIH-Policy und -Projekte in Bezug auf Industrietourismus und nachhaltige Entwicklung“ sowie von Stavroula-Villy K. Fotopoulou vom Ministerium für Kultur über den „Beitrag des industriellen Erbes zur dynamischen Identitätsbildung von Gemeinden und Ortschaften“. Darüber hinaus wurden verschiedene ERIH-Standorte vorgestellt, darunter das Salzmuseum in Messolonghi als „Wachstumsmotor“, das Telekommunikationsmuseum der OTE Group – „eine unerwartete Entdeckungsreise des Industrietourismus“ – und das Industriemuseum für Tomatenverarbeitung ‘D Nomikos’ – „Vom angesehenen Erbe einer alten Fabrik zur Entwicklung eines nachhaltigen Industrietourismus“.

Die Veranstaltung, die unter der Schirmherrschaft des Kulturministeriums und der Region Zentralmazedonien stand, wurde von der Zweigstelle Thessaloniki der ELLINIKI ETAIRIA - Gesellschaft für Umwelt und Kultur (ELLET) und dem ELLET-Komitee für Industriekultur in Kooperation mit der nationalen ERIH-Vertreterin in Griechenland, Olga Deligianni, und der Unterstützung der Städtischen Wasser- und Abwasserbetriebe Thessaloniki (EYATH SA) organisiert. Neben diversen Grußworten und den verschiedenen Fachbeiträgen stand auch ein Besuch des ERIH Mitglieds Wassermuseum Thessaloniki auf der Tagesordnung.

Jahrestreffen der griechischen ERIH-Mitglieder in Thessaloniki
ERIH Young Professionals (YP): Neue Sprecherinnen und Sprecher

Evelyn Sutter hat ihr Amt als Sprecherin der YPs niedergelegt, bleibt aber weiterhin YP-Mitglied. Wir danken ihr sehr für ihr Engagement beim Aufbau und bei der Entwicklung dieses wichtigen Gremiums, das u. a. dank ihrer tatkräftigen Unterstützung eine aktive Rolle in den sechswöchigen Online-Vorstandsmeetings und bei der Vorbereitung und Durchführung der ERIH-Jahreskonferenzen spielt. Ihren zwei Nachfolgenden in der Sprecherrolle – Rhea Buckesfeld, studentische Mitarbeiterin beim Regionalverband Rheinland (RVR) und Juliana (Jule) Lux, Doktorandin an der Universität Marburg, sowie Augusto de Barros, Absolvent unserer SummerSchool 2023 und Mitbegründer der YP, steht sie gern mit Rat und Tat zur Seite. Dasselbe gilt für Lena Gryz, Doktorandin aus Lodz, die die YPs in der Arbeitsgruppe für das Folgeprojekt von WORK it OUT vertritt.

Begleitet werden die ERIH YPs vom ERIH-Vorstandsmitglied Katharina Hornscheidt (HTW Berlin, Berliner Zentrum Industriekultur). Aktuell planen sie einen Workshop zur ERIH-Jahreskonferenz. Außerdem veranstalten sie regelmäßig Online Round Tables. Derzeit zählt die Gruppe 15 Mitglieder, Tendenz steigend.

Zum Schluss eine große Bitte an alle Lesenden dieses Newsletters: Kennen Sie junge Kolleginnen oder Kollegen, Volontäre, Praktikanten, Studierende etc., die Lust haben, sich im ERIH-Netzwerk auszutauschen? Dann laden Sie diese Personen herzlich zur Mitwirkung bei den ERIH Young Professionals ein: als unverbindlich Zuhörende, als Beschäftigte eines Mitgliedsstandortes oder über eine persönliche Mitgliedschaft. Zum Kennenlernen gibt es ca. alle sechs Wochen einen Online Round Table.
Kontakt und Infos zu den ERIH YPs

ERIH Partner: Rückblick auf die WERKSTATT Industriekultur 2025 in Ferropolis (DE)

„Reden, gestalten, mitwirken“ war das Thema der diesjährigen WERKSTATT Industriekultur, einem deutschlandweiten Fachaustausch mit starkem Praxisbezug. Dabei ging es um die konkreten Auswirkungen, die große gesellschaftliche Themen wie Migration, Teilhabe und Klimakrise auf industriekulturelle Einrichtungen und Angebote haben. Besonders intensiv diskutierten die rund 50 anwesenden Fachleute aus Verbänden und Museen die zunehmende Vereinnahmung der Industriekultur durch extremistische Narrative. Wie sollen Standorte reagieren, wenn die kritische Auseinandersetzung mit Umweltschäden, Kolonialismus oder Zwangsarbeit offenen Widerspruch etwa von Rechtsextremen hervorruft? Was tun, wenn Menschen mit extremistischer Einstellung an Führungen teilnehmen und demokratiefeindliche Aussagen machen?

Hervorgehoben wurde zugleich das Potenzial der Industriekultur, viele Menschen anzusprechen und dadurch demokratische Prozesse in Gang zu setzen. Die Keynote "Industriekulturelle Orte als Katalysatoren für gesellschaftlichen Wandel" unterstrich das ebenso wie das Panelgespräch über die Nutzung der Standorte als Räume für lokale und überregionale Diskurse. Wichtig war den Teilnehmenden dabei immer die Perspektive der praktischen Umsetzung, etwa in Form der Entwicklung und Durchführung von Trainingsformaten für das Personal vor Ort.

Der gastgebende ERIH-Ankerpunkt Ferropolis mit seinen gigantischen Maschinen, die einerseits die Menschen faszinieren und andererseits Werkzeuge großräumiger Umweltzerstörungen waren, bildete die passende Kulisse. Eingeladen zu dem Austausch, dem wie immer WERKSTÄTTEN auf regionaler Ebene vorausgegangen waren, hatten das Netzwerk Industriekultur Sachsen-Anhalt, der Landesverband Industriekultur Sachsen, das Berliner Zentrum Industriekultur sowie der Regionalverband Ruhr.
WERKSTATT Industriekultur 2025

ERIH Netzwerk: Taiwan – Internationaler Workshop zur Entwicklung von regionalen Routen

Javier Puertas, nationaler ERIH-Repräsentant für Spanien, und Jula Kugler vom ERIH-Mitglied Berliner Zentrum Industriekultur folgten Anfang Mai einer Einladung der taiwanesischen Regierung und der Chung Yuan University zu einem internationalen Workshop. Ihre praktischen Erfahrungen im ERIH-Kontext und speziell in Bezug auf das Management von Regionalrouten leisteten einen wichtigen Beitrag für die Ausgestaltung und nachhaltige Entwicklung von Kooperationsmodellen und Netzwerkstrukturen.

Jula Kugler stellte in ihrem Input die Arbeit des Berliner Zentrums für Industriekultur (bzi) vor und lieferte einen Überblick über die Berliner Industriekulturroute, während Javier Puertas einen detaillierten Einblick in Aufbau und Pflege regionaler Netzwerke in Spanien gab. Die anschließende Diskussion konzentrierte sich auf praktische Learnings und lieferte strategische Leitlinien für ähnliche Projekte in Taiwan. Dazu gehört die über 100 Jahre alte „Alishan Forest Cultural Route“, eine noch in Betrieb befindliche historische Bahnroute, die auf ihrer gut 70 Kilometer langen Strecke fast 2.500 Höhenmeter erklimmt und dabei vier verschiedene Waldökosysteme durchläuft – von tropischen, subtropischen und gemäßigten bis hin zu kalten Klimazonen. Der Besuch ausgewählter Sehenswürdigkeiten und Angebote entlang der Bahnlinie vermittelte den Teilnehmenden des Workshops eine Vorstellung von dem touristischen Potenzial dieser Kulturroute, die sich für eine Aufnahme in die Welterbeliste bewirbt.

Als ERIH-Repräsentanten in Taiwan: Jula Kugler und Javier Puertas
ERIH Website: Neue Biografien und Essays

30 neue Biografien bringen die Zahl der Lebensbeschreibungen von Persönlichkeiten, die die europäische Industriegeschichte geprägt haben, auf über 300. Drei Beispiele für neue Einträge zeigen die Bandbreite dieser Rubrik:

  • Oleksij Altschewskyj (1835-1901): ukrainischer Bankier und Industrieller, der Ende des 19. Jahrhunderts Unternehmen gründete, die im Donbass-Becken große Kohlebergwerke, Eisenbahnen und Stahlwerke errichteten und die Region zu einer der wichtigsten Industrieregionen Europas machten.
  • Hannah Greg (1766–1828): beeinflusste die Gestaltung der zur Baumwollspinnerei Quarry Bank Mill in Styal bei Manchester gehörenden Arbeitersiedlung und sorgte für die Gesundheitsversorgung der Gemeinde und die Ausbildung der arbeitenden Kinder - zehn Jahre vor Robert Owens Sozialreformen in New Lanark.
  • Manuel Agustín Heredia Martínez (1786–1846): einer der Wegbereiter der industriellen Revolution in Südspanien und zentraler Akteur in der frühen industriellen Entwicklung der Region Málaga.

Neue Inhalte gibt es auch im Kapitel „Die dunklen Seiten der Industriellen Revolution“. Die Essays „Industrialisierter Massenmord“ und „NS- und andere Zwangsarbeit“ beschäftigen sich speziell mit dem Zivilisationsbruch im Dritten Reich und setzen damit die kritische Auseinandersetzung mit verstörenden Aspekten des industriellen Erbes fort.
Geschichte von Menschen: BiografienDie dunklen Seiten der Industriellen Revolution

Biografien
Die dunklen Seiten der Industriellen Revolution
ERIH Termine: Save the date

Die Europäische Kulturhauptstadt 2025 Chemnitz (DE) ist Gastgeberin der ERIH-Jahreskonferenz 2025 vom 22. bis 24. Oktober. Die 21. Ausgabe der Konferenz steht unter dem Motto „"C the Unseen – Immaterielles Kulturerbe in der Industriekultur“. Unser Call for Papers richtet sich an Standortbetreiber, Museums- und Bildungsfachleute sowie zivilgesellschaftliche Initiativen und Forschende. Die Frist für Einreichungen (max. 2.000 Zeichen) an conference@erih.net endet am 15. Juli 2025.

Der nächste Online Round Table der ERIH Young Professionals findet am 4.8. von 17-18.15. Uhr CET statt. Weitere Infos: ERIH Young Professionals Netzwerk.


Weitere Events im Bereich Industriekultur und Industriekulturtourismus