ERIH
Cultural route
ERIH NEWSLETTER DEZEMBER 2024

Herzlich willkommen zum ERIH-Newsletter im Dezember. Im Zentrum stehen heute der Rückblick auf die ERIH-Jahreskonferenz in Łódź, Polen, und die Wahl des neuen ERIH-Vorstands, verbunden mit einem Grußwort des neuen ERIH-Präsidenten Dr. Walter Hauser (DE). Außerdem freuen wir uns sehr darüber, dass Creative Europe ERIH auch 2025-28 fördern wird, und stellen die Schwerpunktprojekte für den kommenden Vierjahreszeitraum vor. Wir laden dazu ein, im fertiggestellten Composite Video „WORK it OUT 2024“ das diesjährige Tanz-Event Revue passieren zu lassen, und gratulieren den drei Gewinnern des Social Media Voting Contest. Neue Inhalte auf der ERIH-Website und ein kurzer Hinweis auf die ERIH-Konferenz und den ERIH-Deutschland-Dialog im nächsten Jahr sowie die Termine der ERIH Young Professionals bilden den Abschluss dieses Newsletters.

Die Themen im Überblick:

  • ERIH Vorstand: Abschiede und neue Gesichter
  • ERIH Vorstand: Grußwort des neuen ERIH-Präsidenten Dr. Walter Hauser (DE)
  • ERIH Konferenz: Vorträge, Workshops und Besichtigungsprogramm
  • ERIH Förderung: Zusage für weiteres Creative-Europe-Förderbudget 2025-28
  • ERIH Event: WORK it OUT #7 – Composite Video und Gewinner des Voting Contest
  • ERIH Website: Neuer Content
  • ERIH Termine: Save the date
Luzk (UA). Museum für Wissenschaft und Technik
ERIH Vorstand: Abschiede und neue Gesichter

Die traditionell am Tag vor der ERIH-Jahreskonferenz abgehaltene Mitgliederversammlung hat einige Veränderungen für den Vorstand mit sich gebracht.

Zwei ERIH-Gründungsmitglieder, John RODGER (GB) und Rainer KLENNER (DE), sind nach langjähriger Tätigkeit aus dem Vorstand ausgeschieden. Beide haben das Netzwerk nachhaltig geprägt und einen einzigartigen Beitrag geleistet. Wir möchten ihnen an dieser Stelle noch einmal für ihre hervorragende Arbeit und ihren unermüdlichen Einsatz danken.

John Rodger, der maßgeblich an der Anerkennung der Industrielandschaft Blaenavon (Blaenavon Industrial Landscape) als Unesco-Welterbe beteiligt war, setzte sich für den Aufbau-des ERIH-Netzwerkes im Vereinigten Königreich ein. Einen besonderen Schwerpunkt seiner Aktivitäten bildete die Entwicklung und Aufrechterhaltung der Regionalroute Südwales. Zeitweise übernahm er zusätzlich die Rolle des Nationalen Repräsentanten für Wales.

Rainer Klenner war in seiner Funktion als nordrhein-westfälischer Ministerialbeamter für Industriekultur ein wichtiger Motor bei der Gründung von ERIH. Er sah in der Vernetzung der touristisch erschlossenen Standorte eine Chance, ihre Bekanntheit zu steigern und dadurch das Bewusstsein für das industrielle Erbe und die Bereitschaft für dessen Erhalt durch öffentliche Mittel zu fördern. Als Webmaster war er der wichtigste Architekt der schnell wachsenden ERIH-Website. Redaktionell betreute er unter anderem die Kooperation mit dem deutschen Magazin „Industriekultur“ sowie das ERIH-Industriekultur-Barometer.

ERIH-Präsident Dr. Walter Hauser verabschiedet John Rodger (l.) und Rainer Klenner (r.).

Ihre Plätze nehmen ab sofort zwei neu gewählte Vorstandsmitglieder ein: Łucja ZAWADZKA (PL), Leiterin der Entwicklungsabteilung des Kohlebergbaumuseums Zabrze, und Isabella ALFKEN (DE) vom Team Route Industriekultur des Regionalverbands Ruhr. Herzlich willkommen!

Und es gab noch eine weitere wichtige Änderung: ERIH-Gründungspräsident Prof. Dr. Meinrad Maria GREWENIG (DE) stellte sich nicht mehr zur Wiederwahl, bleibt aber ordentliches Vorstandsmitglied. Sein Nachfolger ist Dr. Walter HAUSER (DE), Direktor des LVR-Industriemuseums, der damit seine langjährige Mitgliedschaft im Vorstand als ERIH-Präsident fortsetzt.

Die übrigen ERIH-Vorstandsmitglieder wurden im Amt bestätigt: Vizepräsident Dr. Adam HAJDUGA (PL), Schatzmeisterin Susanne RÖSKES (DE), außerdem Peter BACKES (DE), Hildebrand DE BOER (NL), Katharina HORNSCHEIDT (DE), Willi KULKE (DE), Prof. Massimo PREITE (I) und Javier PUERTAS JUEZ (ES).

Der neue ERIH-Vorstand
ERIH-Vorstand: Grußwort des neuen ERIH-Präsidenten Dr. Walter Hauser (DE)

Liebe Freundinnen und Freunde von ERIH,

die Eindrücke der Jahreskonferenz wirken für mich noch immer nach, bot unsere Gastgeberstadt Łódź doch eine einzigartige Kulisse für das Jubiläumstreffen. In Łódź konnte man sehen und spüren, wie viel in den vergangenen 25 Jahren für die Industriekultur erreicht wurde. ERIH war ein Teil und Antriebskraft dieser Entwicklung, und es ist heute eine der aktivsten Europäischen Kulturrouten und Kulturnetzwerke.

Als Gründungspräsident des 2008 gegründeten ERIH e.V. hat Meinrad Grewenig großen Anteil an dieser Erfolgsgeschichte. Wenn ich nun den Staffelstab von ihm übernehme, so tue ich dies mit einem herzlichen Dankeschön an ihn, meinen Vorgänger im Amt, aber auch mit einem Dank an Sie / Euch für das in mich gesetzte Vertrauen.

In einer Zeit, in der fast alles in Bewegung geraten ist, gilt es auch für ERIH vieles neu zu denken und anzupacken: ob es um die postfossile Transformation geht, um die Übergabe des industriellen Erbes an die nächste Generation, die digitale Transformation im Zeichen von KI oder die Zusammenarbeit in einem solidarischen Europa. Diese Themen liegen mir am Herzen, und ich freue mich darauf, sie gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen im ERIH-Board, mit unserer Geschäftsführerin Christiane Baum und mit Ihnen / Euch voranzubringen. Dank der großzügigen EU-Förderung für die nächsten Jahre bin ich zuversichtlich, dass wir für uns und die Industriekultur in Europa auch einiges werden bewegen können.

Ihr / Euer
Walter Hauser

Dr. Walter Hauser
ERIH-Konferenz: Vorträge, Workshops und Besichtigungsprogramm

Die 20. ERIH-Jahreskonferenz, die vom 23.-25. Oktober 2024 in Łódź in Polen stattfand, stand unter der Überschrift „Ökologische Nachhaltigkeit – vom Schlagwort zum Handeln“. Auf die Teilnehmenden – über 100 vor Ort sowie 80 online Zugeschaltete – warteten sechs spannende Vorträge und eine Podiumsdiskussion. Die vier Workshops am Nachmittag waren bis auf einen nur für die angereisten Gäste zugänglich.

Nach Grußworten des scheidenden ERIH-Präsidenten Prof. Dr. Meinrad Maria GREWENIG (DE) und Kulturamtschef Michal BIEZYNSKI (PL) als Repräsentant der Stadt Łódź machte Prof. Rafal SYSKA (PL), stellvertretender EC1-Direktor und Direktor des Nationalen Zentrums für Filmkultur in Łódź (einer Fachabteilung des EC1) deutlich, dass es ohne das Kraftwerk EC1 kein modernes Łódź gäbe und dass es Begeisterung für die Vergangenheit brauchte, um Zukunft zu gestalten.

In einem weiteren Grußwort hob TICCIH-Präsident Dr. Miles OGLETHORPE (UK) die Bedeutung von ERIH als Leuchtturm und bestem Botschafter für das industrielle Erbe hervor und lud die Anwesenden zur nächsten TICCIH-Konferenz vom 25.-30. August 2025 in Kiruna, Schweden, ein.

Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig, Michal Biezynski, Prof. Rafal Syska, Dr. Miles Oglethorpe
Die Vorträge

In seiner anschließenden Einführung in das Konferenzthema „Ökologische Nachhaltigkeit – vom Schlagwort zum Handeln“ plädierte Peter BACKES (DE) als langjähriges Vorstandsmitglied dafür, nachhaltiges Handeln in allen Lebensbereichen zur Norm zu machen, insbesondere aus Verantwortung für die kommenden Generationen. Als Richtschnur nannte er die 17 nachhaltigen Entwicklungsziele, auf die sich die Weltgemeinschaft 2015 in Paris geeinigt hatte, und identifizierte sechs von ihnen als unmittelbar relevant für den Sektor der Industriekultur. Das Thema der ERIH-Konferenz, so Backes, sei ein wichtiger erster Schritt.

Peter Backes, Keynote Speaker

„Zertifizierungen, Labels und gemeinsame Standards im portugiesischen Netzwerk für Industrietourismus“ war das Thema von Teresa FERREIRA (PT) von der portugiesischen Tourismusorganisation. Sie ging zunächst auf die Struktur des 220 Mitglieder starken Netzwerks ein, in dem Industriemuseen 37 Prozent und aktive Unternehmen 55 Prozent ausmachen, während die restlichen 8 Prozent beide Merkmale vereinen. In Anlehnung an den nationalen Ansatz für eine nachhaltige Tourismusentwicklung geht es vor allem darum, die Attraktivität gerade auch dünn besiedelter Regionen zu steigern, und zwar durch einzigartige, ganzjährige und landesweit vernetzte Tourismusangebote mit lokalem Bezug. Um die Arbeit des Netzwerks zu beleuchten, stellte sie eine Reihe von positiven Beispielen für Barrierefreiheit und Nachhaltigkeit vor: von einer Fabrik, die Kork in dekorative Gegenstände verwandelt, bis zum Nationalen Eisenbahnmuseum, einem der Flaggschiffe portugiesischer Industriekultur.

Teresa Ferreira, Portugal Tourismus

Dr. Susanne RICHTER und Jürgen KABUS (DE) vom ERIH-Ankerpunkt Industriemuseum Chemnitz legten in ihrem Vortrag „Nachhaltigkeit entsteht, wenn Museumsteams ihren Worten Taten folgen lassen“ das Gewicht auf die praktische Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen. Dabei bezogen sie sich auf die vier Standorte des Zweckverband Sächsisches Industriemuseum, bestehend aus Industriemuseum Chemnitz (im nächsten Jahr Gastgeber der ERIH-Konferenz in der Kulturhauptstadt Europas 2025), Tuchfabrik Crimmitschau, Zinngrube Ehrenfriedersdorf und Energiefabrik Knappenrode. Alle vier hätten – teilweise auf Initiative der Museumsteams – Nachhaltigkeit praktiziert, etwa durch die wiederholte Wiederverwendung von Ausstellungsvitrinen, durch Müllsammelaktionen, die Umfunktionierung von Arbeiterspinden zu interaktiven Medienstationen oder die Wanderausstellung „Power2Change. Die Energiewende“. Für das Kulturhauptstadtjahr plant das Industriemuseum Chemnitz zudem eine Ausstellung, in der sie fünf Beispiele für den Strukturwandel illustriert – in enger Zusammenarbeit mit den fünf Partnerstädten und Industriestandorten Gabrovo (BG), Manchester (UK), Mülhausen (FR), Łódź (PL) und Tampere (FI).

Dr Susanne Richter, Sächsisches Industriemuseum

Auf rund 100 Mio. Euro, so Łucja ZAWADZKA (PL), stellvertretende Direktorin des Kohlebergbaumuseums und ERIH-Ankerpunkts in Zabrze und neugewähltes ERIH-Vorstandsmitglied, addierte sich innerhalb der letzten 15 Jahre die Summe für die Sanierung und Revitalisierung des Standorts. 45 Prozent davon kamen aus Fördertöpfen der EU, deren Green Deal auch Museen zu Nachhaltigkeitsmaßnahmen verpflichtet. Die stehen, gerade im Fall der Industriekultur, teilweise in Widerspruch zu den Anforderungen des Denkmalschutzes. Als eines von vielen Beispielen ihres Vortrags „Ökologische Dimension und Nachhaltigkeit vs. industrielles Erbe - der Fall des Kohlebergbaumuseums in Zabrze“ nennt Łucja Zawadzka eine Dampfmaschine von 1915. Um sie im Schaubetrieb zeigen zu können, hat das Museum einen hocheffizienten, schadstoffarmen, mit Erdgas befeuerten Dampfkessel installiert, der auch noch die Wärme für Zentralheizungen und Brauchwasser in historischen Gebäuden der Umgebung erzeugt. Das gehe jedoch immer auf Kosten der Authentizität und verursache zudem hohe Kosten. Ihr Fazit: Nachhaltigkeitsmanagement im Industriekultursektor ist immer ein Balanceakt zwischen originalgetreuer Erhaltung und modernen Anforderungen.

Łucja Zawadzka (PL), Bergbaumuseum Zabrze

Ein nachhaltiger Masterplan für die Rückkehr zur Wasserkraft als Energiequelle stand im Zentrum des Vortrags ‚Wasserkraft: Nachhaltiges Erbe und Innovation in Cromford Mills, Derbyshire‘ von Eilis SCOTT (UK), CEO der Arkwright Society, die u. a. den ERIH-Ankerpunkt Welterbe Cromford Mills betreibt. Hintergrund sind die rasant gestiegenen Energiekosten und der Wunsch nach einer klimafreundlichen Lösung im Einklang mit der Geschichte des Standorts. Im Rahmen eines ca. 500 000 Pfund teuren Projekts, realisiert durch eine umfangreiche Crowdfunding-Kampagne mit zahlreichen Spenden von Unternehmen und privaten Unterstützern, wurde ein modernes Wasserrad konzipiert, von lokalen Handwerkern zusammensetzt und in ein historisches Becken eingebaut. Neue Materialien und Installationen sind eindeutig gekennzeichnet, um sie klar von der historischen Bausubstanz abzugrenzen. Zudem dokumentieren Schautafeln detailliert alle inhaltlichen Facetten und historischen Bezüge des Projekts. Ein weiteres Ergebnis ist eine strategische Partnerschaft mit der Universität von Derby, bei der es darum geht, Nachhaltigkeitsinitiativen in Curricula und Erwachsenenbildung zu integrieren. Unterdessen setzt der Standort bereits das nächste Projekt um: die Umnutzung eines Gebäudes gleich neben dem Wasserrad für öffentliche Veranstaltungen und als zusätzliche Einnahmequelle, nachhaltig saniert und ausgestattet mit umweltfreundlichen Wärmepumpen.

Eilis Scott, Arkwright Society

Frauke STENGEL (DE), Nachhaltigkeitsbeauftragte des ERIH-Ankerpunkts Zeppelin Museum in Friedrichshafen, bot in ihrem Vortrag „Auf den Punkt gebracht - Fakten und Zahlen zu einer klimaneutralen Ausstellung“ einen aufschlussreichen Überblick über das 2021 gestartete Museumsprogramm zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks. Die praktische Umsetzung illustrierte sie detailliert am Beispiel der Ausstellung „Into the deep. Mine of the future“ (2023). Die Maßnahmen reichten von Obstkisten bzw. Paletten als Ausstellungswände bzw. Sitzgelegenheiten über kompostierbare Kataloge mit Life Hacks für mehr Nachhaltigkeit im Alltag bis zu einem 10-prozentigen Klimaticketnachlass für Besucher, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln, per Rad oder zu Fuß angereist waren. Eine detaillierte Dokumentation ergab am Ende eine Ökobilanz von 204.000 Tonnen CO2. Das entspreche, so die Vortragende, einem Drittel gewöhnlicher Ausstellungen des Zeppelin-Museums. Die Erfahrungen sollen nun in einen Praxis-Guide für andere Museen und Organisationen einfließen. Dabei sollen auch die Herausforderungen des Projekts – darunter häufige Personalwechsel, veraltete Bausubstanz und begrenzte Finanzmittel – berücksichtigt werden.

Frauke Stengel, Zeppelin Museum Friedrichshafen
Podiumsdiskussion

Die hybride Podiumsdiskussion „Filmtechniken an Orten des industriellen Erbes“ wurde geleitet von Prof. Rafal SYSKA (PL), dessen Nationales Zentrum für Filmkultur im ERIH-Ankerpunkt EC1 2023 seine ersten beiden Dauerausstellungen eröffnete. Nach einer kurzen Einführung in audiovisuelle Mittel an Schauplätzen der Industriekultur übergab er das Wort an Gordon DAVIES (UK), der als Filmproduzent aktuell eng mit dem ERIH-Mitglied Technikmuseum Cambridge zusammenarbeitet und hier einen historischen Dokumentarfilm von Jean-Luc Godard über einen Staudammbau in den französischen Alpen vorstellte und kommentierte. Zum Abschluss thematisierte Prof. Lukasz GAWEL (PL) vom Kulturinstitut der Jagiellonen-Universität Krakau Herausforderungen von Standorten der Industriekultur und hob die Bedeutung von nachhaltigen Beziehungen zur lokalen Community hervor.

Prof. Rafal Syska, Nationales Zentrum für Filmkultur
Die Workshops

Vier Workshops vor Ort vertieften das Thema „Nachhaltigkeit konkret“. Im vom EC1-Bildungsteam organisierten Workshop „Between ‚this is fine‘ and ‚we are doomed‘“ arbeiteten die Teilnehmenden spielerisch mit LEGO-Bausteinen an Ideen und Lösungen. Im zweiten Workshop ging es um die UN-Nachhaltigkeitsziele und was man konkret an den Standorten umsetzen kann und sollte. Der dritte Workshop „Nicht von Pappe – relevant bleiben, nachhaltig handeln“ diskutierte über nachhaltige Ausstellungsgestaltung und -design. Den vierten Workshop organisierten die ERIH Young Professionals und Teilnehmende der Industrial Heritage Summer School als Hybridformat. Gemeinsam erarbeiteten sie Toolkits für Nachhaltigkeit an den Standorten.

Das Besichtigungsprogramm

Die Konferenz beinhaltete ein umfangreiches Besichtigungsprogramm. Den Auftakt bildete das Get-Together am ersten Tag im ERIH-Ankerpunkt Zentrales Textilmuseum, der ehemaligen Weißen Fabrik von Ludwik Geyer. Der Unternehmer aus Brandenburg gilt als Pionier der aufstrebenden Textilindustrie in Łódź. Auf ihn geht der erste Fabrikschornstein in Łódź zurück und seine Webstühle wurden von der ersten Dampfmaschine der Stadt angetrieben. Heute erzählt der Standort die Textilgeschichte mit historisch eingerichteten Werkstätten und Arbeiterwohnungen sowie einer spannenden Mischung aus analogen und virtuellen Exponaten.

Am Abend des 24. Oktober stand die Besichtigung des ERIH-Ankerpunktes MANUFAKTURA-KOMPLEX auf dem Programm. Die ehemalige Fabrik von Izrael Poznański ist heute eines der größten polnischen Shopping- und Freizeitzentren. Die Restaurierung des Komplexes (ehemalige Weberei, Kraftwerk, Veredelungsanlagen und Feuerwehrgebäude) war das erste Beispiel für die großflächige Revitalisierung von Industrieflächen in Polen. Die Tagungsteilnehmer erhielten auch eine spannende Führung durch das Museum der Fabrik.

Am 25. Oktober standen zwei Exkursionen zur Auswahl. Die erste führte in das KSIĘZY-MŁYŃ-VIERTEL, das im 19. Jahrhundert von Karol Scheibler, dem seinerzeit reichsten Industriellen von Łódź, erbaut wurde. Das Viertel war eine autarke Stadt in der Stadt, die nach dem Vorbild englischer Industriesiedlungen errichtet wurde. Sie verfügte über Fabrikgebäude, darunter eine riesige schlossähnliche Baumwollspinnerei, Lagerhäuser, Arbeiterhäuser, eine Schule, eine Feuerwache, zwei Krankenhäuser, ein Gaswerk, einen Fabrikclub, Geschäfte, Häuser der Eigentümer und einen Gleisanschluss. Vieles davon ist heute noch zu besichtigen.

Die zweite Exkursion führte erneut zum ERIH Ankerpunkt Kulturzentrum EC1 Łódź. Dieser beherbergt neben dem Wissenschafts- und Technikzentrum sowie den Konferenzräumen auch das 2023 eröffnete Nationale Zentrum für Filmkultur. Das Zentrum und die Ausstellung "Kino Polonia" bieten auf einer Fläche von 1.500 Quadratmetern einen Überblick über 120 Jahre polnisches Kino. Die Ausstellung zeigt Filmmaterial in fast 50 Projektionen, 100 Kostüme aus den berühmtesten einheimischen Produktionen und hunderte weitere Exponate, Requisiten, Plakate und Ausrüstungen sowie eine 500 Quadratmeter große Abteilung mit großformatigen Drucken.

Alle Exkursionsteilnehmer trafen sich zum Abschluss bei MONOPOLIS, einer ehemaligen Wodkafabrik, die heute Restaurants, Läden, Büros und Veranstaltungsräume sowie einen kleinen Infopunkt zur Fabrikgeschichte beherbergt und im Jahr 2020 in einem internationalen Wettbewerb als bestes Projekt in der Kategorie „Mischnutzung“ ausgezeichnet wurde.

Eindrücke von der Konferenz gibt es auch im Konferenzvideo, das im Auftrag des Łódź Tourism Board erstellt wurde. Wir werden es so bald wie möglich auf den ERIH-YouTube-Kanal hochladen.
ERIH-Konferenz 2024 (Vorträge, Fotogalerie)
ERIH-YouTube-Kanal

Zentrales Museum für Textilien
Manufaktura | Museum der Fabrik
EC1 Łódź - Stadt der Kultur
Monopolis

ERIH Förderung: Zusage für weiteres Creative-Europe-Förderbudget 2025-28

ERIH hat sich mit dem Projekt „SHINE4Future - Shaping Europe´s Industrial Heritage for a sustainable future“ erneut erfolgreich für die Creative Europe Netzwerk-Förderung beworben. Das Projekt wurde als eines von 39 Netzwerk-Projekten aus 98 Einreichungen ausgewählt. In sieben Arbeitspaketen sollen gemeinsam Lösungen für aktuelle Anforderungen und geänderte Rahmenbedingungen gefunden werden, darunter Folgen der Pandemie, Klimawandel, Digitalisierung, sich verändernde und jüngere Publikums- und Nutzergruppen, ein Generationswechsel bei den Akteuren sowie der Mangel an Fachkräften. Die Projektinhalte wurden auf der Mitgliederversammlung in Łódź vorgestellt. Aufrufe für die Mitarbeit an den einzelnen Projektbausteinen gehen per Mail an die ERIH-Mitglieder. Das Projekt läuft über vier Jahre, von 2025 bis 2028. ERIH erhält dafür von der EU knapp 1,2 Mio. Euro.

ERIH Event: WORK it OUT #7 – Composite Video und Gewinner des Voting Contest

Wer live oder in den sozialen Netzwerken dabei war, hat es selbst erlebt: Auch beim 7. WORK it OUT Tanz-Event war die Begeisterung bei den Tanzgruppen und im Publikum groß. Neu in diesem Jahr war das Countdown Video, das gemeinsam die letzten 30 Minuten bis zum eigentlichen Tanz herunterzählte. Für viele Beteiligte – und besonders für die Jungen – war und ist WORK it OUT immer noch eine ganz neue Art, Industriekultur zu erleben. Jetzt ist auch das Composite Video online, das alle Höhepunkte des Events in gut drei Minuten zusammenfasst.

Wie schon in den Vorjahren haben wir die WORK it OUT Community eingeladen, ihre favorisierten Tanz-Teams auf den ERIH-Accounts auf Instagram und Facebook zu liken. 24 Videos wurden für den Contest eingereicht. Wir nutzen diesen Newsletter, um die Gewinnerstandorte mit den meisten Herzen hier noch einmal gebührend zu feiern:

Ganz herzlichen Glückwunsch den drei Siegern des Wettbewerbs! Und ein großes Dankeschön allen, die mit abgestimmt haben!

Wie geht es weiter? Im nächsten Jahr legt WORK it OUT eine kreative Pause ein: Nach sieben erfolgreichen Jahren nehmen wir uns die Zeit, Erfahrungen und Feedback einmal gründlich auszuwerten und das europaweite Dance Event weiterzuentwickeln. Also: Auch wenn es 2025 ausnahmsweise kein WORK it OUT geben wird, ist das kein Abschied, sondern ein Neuanfang. 2026 wird wieder ein gemeinsames europäisches Event stattfinden. Wir sind selbst gespannt!
WORK it OUT 2024
Social Wall WORK it OUT 2024

ERIH-Website: Neuer Content

Mit der Beschreibung von 70 neuen Standorten der Industriekultur stellt die ERIH-Website nun mehr als 2 400 Industriedenkmäler und Technikmuseen in allen Ländern Europas vor. Erweitert wurde zudem das Kapitel „Die dunklen Seiten der Industriellen Revolution“. Zusätzlich zu dem dort schon vorhandenen Essay über „Sklaverei und Kolonialismus“ beschäftigen sich die neuen Beiträge mit den Themen „Arbeiterelend und Arbeiterbewegung“ sowie „Zerstörung der Umwelt“. In Vorbereitung ist noch ein Essay zum Thema „Zwangsarbeit“.
Arbeiterelend und Arbeiterbewegung
Die Zerstörung der Umwelt

ERIH Termine: Save the date

Zur 21. Jahreskonferenz lädt ERIH Interessierte vom 22.-25. Oktober 2025 in die Europäische Kulturhauptstadt 2025 Chemnitz (DE) ein. Weitere Infos folgen hier und per E-Mail an die Mitglieder.

Der ERIH-Deutschland-Dialog findet am 1. April 2025 im LWL Industriemuseum Zeche Zollern in Dortmund statt. Programm und Einladung folgen.

Das junge Netzwerk ERIH Young Professionals organisiert regelmäßig einen Online-Roundtable, bei denen junge und erfahrene Fachleute zusammenkommen und sich austauschen. Dabei geht es auch darum, die täglichen Herausforderungen im Hinblick auf Erhalt und Entwicklung der Industriekultur zu meistern und gleichzeitig eine nachhaltigere Zukunft für Standorte und Netzwerke anzustreben. Folgende Termine sind 2025 (immer montags) geplant: 3. Februar, 7. April, 2. Juni, 4. August, 6. Oktober und 1. Dezember. Das Thema für den 3. Februar steht bereits fest: "Mein Arbeitstag" - Kolleginnen und Kollegen der 'Route Industriekultur' im Ruhrgebiet (der ersten regionalen Industriekulturroute in Europa) geben einen Einblick in ihre tägliche Arbeit. Bei Interesse bitte mailen an young-professionals@erih.net


Weitere Veranstaltungen zum Thema Industriekultur(tourismus)

Wir wünschen allen, die sich mit ERIH verbunden fühlen, frohe Weihnachtsfeiertage und ein gesundes und friedliches Jahr 2025. Danke für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit! Wir freuen uns darauf, auch die kommenden Herausforderungen gemeinsam anzugehen.