Herzlich willkommen zum ERIH-Newsletter im Juni. Wir rufen zu Beiträgen für die diesjährige ERIH-Konferenz auf, werfen einen Blick auf die Ergebnisse des ERIH-Industriekultur-Barometers 2022/23, freuen uns über die Rezertifizierung als Kulturroute des Europarats und stellen die „Nürnberger Erklärung zur Industriekultur in Deutschland“ vor. Außerdem highlighten wir die kürzlich eingeweihte ERIH-Regionalroute Katalonien und heißen 16 katalanische Standorte als neue ERIH-Mitglieder willkommen.

Alle Themen im Überblick:

• ERIH Event: Call for Papers zur 19. ERIH-Konferenz
• ERIH Umfrage: Industriekultur-Barometer 2022/23 – die Ergebnisse
• ERIH Anerkennung: Erfolgreiche Rezertifizierung als Kulturroute des Europarates
• ERIH Regional: Die neue Regionalroute Katalonien
• ERIH National: Nürnberger Erklärung zur Industriekultur in Deutschland
• ERIH Kooperation: ERIH wird Mitglied im Network of European Museums Organisations (NEMO)
• ERIH Termine: Save the date

Wir suchen aktuell spannende Beiträge zu unserer diesjährigen ERIH-Konferenz, die vom 8. bis 10. November 2023 im baskischen Bilbao, Spanien, sowie online stattfindet. Das Thema – „Industriekultur als Motor für eine nachhaltige, soziale und wirtschaftliche Quartiersentwicklung“ – orientiert sich am Neuen Europäischen Bauhaus (NEB). Dieses Rahmenkonzept, mit dem die Europäische Kommission ein neues Zeitalter des Bauens, der Gestaltung der Lebenswelt und des gesellschaftlichen Miteinanders einläuten will, ergänzt seit zwei Jahren den europäischen Green Deal um eine kulturelle und kreative Dimension und verbindet Nachhaltigkeit, Ästhetik, Inklusion und soziale Gerechtigkeit miteinander. Dabei soll der Mensch im Fokus stehen – als zentraler Akteur einer klimaneutralen und nachhaltigen Zukunft.

Erhoben wurden Daten zu den „Coronapandemie-Jahren“ 2021 und 2022, ergänzt um aktuelle Situationsbewertungen sowie Angaben zu Maßnahmen und Zielen für 2023. Die wichtigsten Ergebnisse in Kürze:

• Die Pandemie zwang die Standorte zu reduzierten Öffnungszeiten und
  coronabedingten Einschränkungen der Führungen und Besichtigungen. Einige Standorte hatten während der gesamten Jahre geschlossen.
• In der Folge erlebte die Industriekultur-Branche einen erheblichen Einbruch der Besucherzahlen. Bereits 2020 betrugen sie nur noch rund die Hälfte gegenüber dem Vorjahr, 2021 gingen sie erneut leicht zurück. Erst 2022 stieg die Kurve wieder deutlich an und lag am Ende sogar leicht über dem Wert von 2019.
• Auch die Zahl der internationalen Besucher halbierte sich. Hier blieb der Wiederanstieg 2022 aus. Entsprechend höher lag der Anteil regionaler Besucher.
• Erheblich reduzierte (oder insgesamt ausgefallene) Einnahmen aus Eintrittsgeldern, aber auch aus nicht durchführbaren Sonderveranstaltungen oder Vermietungen führten bei vielen Standorten zu existenziellen Problemen, die in einigen Fällen seit 2021 anhalten und das wirtschaftliche Überleben gefährden.
• Die angespannte Wirtschaftslage äußerte sich vielerorts in Personalabbau, insbesondere bei Saisonkräften und Gästeführern. Der vorpandemische Personalbestand wurde (noch) nicht wieder erreicht.
• Während 2021 das Hauptaugenmerk auf der Überwindung der Coronapandemie und ihrer Folgen lag, stehen aktuell wieder Ziele wie die Verbesserung der Standort- und Ausstellungsqualität oder die Umsetzung baulicher Maßnahmen im Vordergrund.

Seit 2019 ist ERIH als Kulturroute des Europarates anerkannt. Dieses europäische Qualitätssiegel wird regelmäßig alle drei Jahre überprüft. Entsprechend hat ERIH Ende 2022 eine Evaluierung durch einen externen Experten durchlaufen, die im Mai in die erfolgreiche Rezertifizierung durch den Verwaltungsrat des Erweiterten Teilabkommens über Kulturrouten des Europarates (EPA) mündete.

Die mittlerweile über 40 Kulturrouten symbolisieren mit ihren Themen Europas Einheit, Geschichte, Kultur und Werte. Außerdem fördern sie die Erkundung weniger bekannter Reiseziele sowie den Kulturaustausch. Ein jährlich veranstaltetes sogenanntes Advisory Forum hebt jeweils einen besonderen Aspekt der europäischen Kultur hervor. Das diesjährige Forum findet vom 20.-23. September am ERIH-Ankerpunkt EC1 in Lodz in Polen statt und steht unter der Überschrift „Industriekultur“.
Kulturrouten: Newsroom

Die Textilindustrie war, ähnlich wie in England, der Motor der Industrialisierung in Katalonien. Die Autonome Gemeinschaft im äußersten Nordosten Spaniens, bis heute eine innovative Region mit einer hohen Dichte an Betrieben, gilt als eine der ersten industrialisierten Regionen Europas. Nicht umsonst nahm hier die erste Eisenbahn Spaniens ihren Betrieb auf – ab 1848 verkehrte sie zwischen Barcelona und Mataró.

Das reichhaltige industriehistorische Erbe bewahrt eine Vielzahl von Technikdenkmälern und -museen. 26 davon gehören zum Museu Nacional de la Ciència i de la Tècnica de Catalunya (mNACTEC), einem von insgesamt drei nationalen katalanischen Museen.

ERIH kooperiert bereits seit einiger Zeit mit dem NEMO-Netzwerk und tauscht sich engmaschig aus. Jetzt hat der ERIH-Vorstand beschlossen, dass ERIH offiziell Mitglied im NEMO Netzwerk wird. Einer der Vorteile dieser Kooperation ist, dass ERIH-Mitglieder kostenlos an Schulungsmaßnahmen von NEMO - Network of European Museum Organisations teilnehmen und so ihre beruflichen Fähigkeiten in einem internationalen Kontext entwickeln können. Neben der Vermittlung von gebündeltem Fachwissen durch anerkannte Museumsexperten bieten die Trainings die Möglichkeit, ein europaweites Netzwerk aufzubauen und neue berufliche Perspektiven zu verwirklichen.
NEMO - Network of European Museum Organisations

Video 'Mit ERIH Europas Industriekultur entdecken'