Für Jahrtausende war Salz ein besonderer Stoff, denn mit Salz kann man Lebensmittel nicht nur würzen, sondern sie vor allem haltbar machen: Pökelfleisch und Salzfisch, aber auch in Salz eingelegte Gemüse, ja sogar Früchte, waren lebenswichtig für die Vorratshaltung, solange man keine Eisschränke und ... mehr
Für Jahrtausende war Salz ein besonderer Stoff, denn mit Salz kann man Lebensmittel nicht nur würzen, sondern sie vor allem haltbar machen: Pökelfleisch und Salzfisch, aber auch in Salz eingelegte Gemüse, ja sogar Früchte, waren lebenswichtig für die Vorratshaltung, solange man keine Eisschränke und Kühltruhen kannte. Die Verwendung von Salz lässt sich denn auch schon für die Jungsteinzeit nachweisen, war ebenso in den frühen Hochkulturen des Zweistromlandes bekannt wie in Ägypten und mündete in der Antike in eine quasi-industrielle Produktion.
Die ersten großen Salzproduzenten dürften Kelten im heutigen Hallstatt in Österreich gewesen sein. Der Name deutet schon auf die Salzgewinnung hin: Die Silbe "Hall" geht auf ᾁλσ, das griechische Wort für Salz zurück. In Hallstatt meißelten Menschen schon im 14. Jahrhundert v.Chr. Steinsalz-Brocken aus dem Berg. In der Epoche etwa von 800 – 400 vor Christus explodierte die Produktion dann geradezu. In weiten untertägigen Abbausälen schlugen Männer in feinen, farbigen Wollmänteln beim Licht von Kienspänen große, herzförmige Salzstücke von den Bergwänden – und wurden durch den Handel wohlhabend. Archäologen haben am Hallstätter Salzberg so viele Überreste des Abbaus gefunden, dass sie die Epoche europaweit Hallstatt-Zeit nennen.
In dieser Zeit erreichte die Produktion des Weißen Goldes auch in der klassischen Salz-Region Frankreichs, im Seille-Tal in Ost-Lothringen, einen ersten Höhepunkt. Man nutzte dort die zweite klassische Methode der Salzgewinnung, um das salzhaltige Wasserder zahlreichen Quellen, die Sole, aufzuarbeiten: Das Sieden in einer "Briquetage". Zuerst füllten Arbeiter die Sole in große tönerne Becken und erwärmten sie, so dass die Salzkonzentration durch die Verdunstung der Feuchtigkeit anstieg. Die Gefäße mit konzentrierter Sole platzierten sie dann auf einem Gitter aus Tonsäulen, unter dem ein Feuer brannte, und die Sole wurde gesiedet, bis feste Salz-Kuchen übrig blieben.
Das dritte Verfahren, um Salz zu gewinnen, haben zuerst die Römer in großem Maßstab genutzt: An den Küsten des Mittelmeers, später auch am französischen Atlantik, sammelten Salzarbeiter Meerwasser in flachen, offenen "Salzgärten", ließen die Flüssigkeit an Sonne und Luft verdunsten und gewannen so das Meersalz. Alle drei Methoden hat der römische Gelehrte Plinius der Ältere in seiner "Naturgeschichte" festgehalten.
Im frühen Mittelalter nahmen dann zahlreiche Salinen den Betrieb auf, die jahrhundertelang florierten: Beispielsweise im polnischen Wielicka, in Worcestershire in England und im norddeutschen Lüneburg. Das Salzsieden wurde durch die Verwendung großer Blei-Pfannen statt der Tongefäße etwas effizienter, doch das Verfahren war trotzdem sehr energieintensiv – die fatalen Folgen sind gerade um Lüneburg noch heute zu sehen: Die berühmte Heidelandschaft entstand durch den Raubbau an den Wäldern für die Feuer der Saline. Der bedeutendste mittelalterliche Fortschritt in der Salzgewinnung, das Laugen, wurde wohl um 1200 erstmals im Bergwerk von Hallein im österreichischen Salzkammergut praktiziert: Man füllte Süßwasser in einen "Laug-Raum" im Salzberg und ließ es so lange auf das Gestein wirken, bis es sich mit Salz angereichert hatte. Danach konnte man die künstliche Sole abschöpfen und in einer Saline versieden – so ließ sich auch Gestein mit geringer Salzkonzentration mit wenig Aufwand ausbeuten.
Wo Sole obertägig aus Quellen austrat, entstanden ab Mitte des 16. Jahrhunderts die "Gradierwerke", eine Art künstliche Hecken, die man heute noch in vielen alten Salzorten sehen kann. Die Erfindung stammt wohl aus der Lombardei und diente dazu, den Salzgehalt der Sole vor dem Sieden zu erhöhen. Wenn man die Flüssigkeit über eine Hecke etwa aus Schwarzdorn oder Wacholder leitet, bleibt nämlich ein Teil des Wassers in den feinen Verästelungen hängen und die Sole, die sich unter der Anlage sammelt, hat einen deutlich höheren Salzgehalt, muss also nicht mehr so lange gesiedet werden. Die Gradierwerke verbreiteten sich rasch und wuchsen an manchen Orten bis auf eine Länge von einem Kilometer an. Ein unerwarteter Zweit-Nutzen der Anlagen zeigte sich im Kurbetrieb des 19. Jahrhunderts, denn Kurgäste wandelten gern entlang der Sole-Hecken, um die Salzluft einzuatmen.
Ebenfalls zur Mitte des 16. Jahrhunderts begann sich in der Salzsiederei der Holzmangel schmerzhaft bemerkbar zu machen und es kam zu ersten Versuchen mit dem Verfeuern der ungeliebten, stinkenden Steinkohle. In der Folge entwickelte sich die Salzproduktion vielerorts zu einem ersten Motor für den Steinkohlebergbau: In Preußen etwa, das sich – wie andere Staaten auch – ein Monopol am Salzhandel gesichert hatte und das den gesamten Bergbau reorganisierte, um die Einnahmen aus dem Salzgeschäft zu erhöhen. Am schnellsten stellten sich aber die Salzsiedereien in England auf den Brennstoff Kohle um und das Land entwickelte sich zum größten Erzeuger und Verbraucher von Salz.
Dieser Trend verstärkte sich ab Mitte des 18. Jahrhunderts noch, als im Vereinigten Königreich die Industrialisierung einsetzte und das Weiße Gold eine neue Verwendung als chemischer Grundstoff fand. So brauchte man Salz für die Herstellung von Soda, das die aufblühende Baumwoll-Industrie als Bleichmittel nutzte. Ursprünglich wurde Soda auf pflanzlicher Basis erzeugt, im industriellen Maßstab nach einer Erfindung des Chemikers Nicolas Leblanc jedoch aus Schwefelsäure, Kohle, Kalk und Salz. Das Verfahren war extrem umwelt- und gesundheitsschädlich, verbilligte die Baumwolle aber erheblich. Da der Prozess obendrein auch viel Energie verschlang, wurde er ab Mitte des 19. Jahrhunderts von einer neuen Methode des Belgiers Ernest Solvay abgelöst, die auf den Grundstoffen Kochsalz, Kohlendioxid und Ammoniak beruhte. Da Soda auch in der Glas- und der Seifenherstellung gebraucht wurde, entwickelte sich die Firma des Erfinders zu einem Chemiekonzern, der noch heute weltweit aktiv ist. Auch das lange bedeutende britische Großunternehmen ICI geht auf die Produktion von Soda mit Hilfe von Salz zurück.
Seit Ende des 19. Jahrhunderts spielen in der chemischen Industrie Kalisalze eine wichtige Rolle: Salzmineralien mit einem hohen Anteil an Kalium. Da Kalium ein Hauptnährstoff der Pflanzen ist, wird Kalisalz vor allem für Düngemittel gebraucht. Es geht aber auch in die Seifenherstellung, die Textil- und die Papierindustrie ein. Die weltweit größten Vorkommen an sehr reinem Kalisalz liegen in einem Ost-West-Streifen in der Mitte Deutschlands. Die Bergwerke, in denen es gewonnen wird, sind schon aus der Ferne an ihren hohen Abraumhalden erkennbar, den weißgrauen Kali-Bergen, die ökologisch bedenklich sind, weil daraus immer noch Salzreste ausgewaschen werden und sich in der Umwelt verteilen.
Im 20. Jahrhundert wurde das Weiße Gold zu einem billigen Massenprodukt, weil neue Lagerstätten erschlossen, vor allem aber die Gewinnung mehr und mehr rationalisiert wurde. Das effizienteste Verfahren ist die "Bohrsolung", eine Weiterentwicklung der Laugwerke aus dem Mittelalter: In Bohrlöcher untertage presst man unter hohem Druck Süßwasser, das nach und nach das Salz aus dem Gestein herauslaugt und am Ende als Sole wieder abgepumpt wird. In der Saline wird die Flüssigkeit dann verdampft und der Salzbrei zu weißen Salzkörnern auskristallisiert – ähnlich wie in der traditionellen Salzgewinnung, aber natürlich hochautomatisiert.
Welterbe Salzbergwerksmuseum Wieliczka
Muzeum Żup Krakowskich Wieliczka
Daniłowicza 10
32-020
Wieliczka, Polen
Salinen von Añana
Valle Salado de Añana
Calle Real 42
01426
Salinas de Añana, Spanien
Gradierwerk und Borlach Museum
Borlach-Museum
Borlachplatz 2
06231
Bad Dürrenberg, Deutschland
Westfälische Salzwelten
An der Rosenau 2
59505
Bad Sassendorf, Deutschland
Technisches Halloren und Salinemuseum
Mansfelder Strasse 52
06108
Halle, Deutschland
Werra-Kalibergbau-Museum
Dickesstraße 1
36366
Heringen (Werra), Deutschland
Deutsches Salzmuseum
Sülfmeisterstrasse 1
21335
Lüneburg, Deutschland
Salzmuseum
μουσείο άλατος
Tourlida
30200
Messolonghi, Griechenland
Salzmuseum Gerri de la Sal
Museu de Gerri de la Sal
Square Àngel Esteve, s/n
25590
Gerri de la Sal, Spanien
Lion Salt Works
Ollershaw Lane
CW9 6ES
Northwich, Vereinigtes Königreich
Salzbergwerk Hallein
Salzwelten Hallein
Ramsaustrasse 3
5422
Bad Dürrnberg, Österreich
Montanmuseum Altböckstein
Schareckstraße 7
5640
Bad Gastein, Österreich
Welterbe-Museum
Seestrasse 56
4830
Hallstatt, Österreich
Museum Solana
Muzej Solane
Ulica Soli br. 3
75000
Tuzla, Bosnien und Herzegowina
Salzmuseum Pomorie
Muzey na Solta
Yavorov Boulevard 40A
8200
Pomorie, Bulgarien
Laeso Saltsyderi
Hornfiskrønvej 3
9940
Laeso, Dänemark
Welterbe Königliche Salinen von ’Arc-et-Senans
Institut Claude-Nicolas Ledoux
Saline royale
F 25610
Arc-et-Senans, Frankreich
Ecomuseum der Salzmarschen
L’Écomusée du Marias Salant
D 102
17111
Loix en Ré, Frankreich
Salzmuseum Marsal
Musée département du Sel
Porte de France
57630
Marsal, Frankreich
Welterbe Salinen von Salins-les-Bains
Place des Salines
39110
Salins-les-Bains, Frankreich
Salzbergwerk
Bergat-Bilfinger-Strasse 1
74177
Bad Friedrichshall, Deutschland
Alte Saline
Salinenstraße
83435
Bad Reichenhall, Deutschland
Erlebnisbergwerk Berchtesgaden
Bergwerkstrasse 83
83471
Berchtesgaden, Deutschland
Kalibergwerk Bleicherode
NDH Entsorgungsbetreibergesellschaft mbH
Nordhäuser Str. 70
99752
Bleicherode, Deutschland
Erlebnis Bergwerk Merkers
Zufahrtstraße 1
36460
Merkers, Deutschland
Erlebnisbergwerk Sondershausen
Erlebnisbergwerk Sondershausen
Schachtstrasse 20-22
99706
Sondershausen, Deutschland
Saline Conti Vecchi
Saline Conti Vecchi
09032
Assemini, Italien
Historisches Salinenmuseum
Museo Storico della salina
Via Vittorio Emanuele 99
71044
Margherita di Savoia, Italien
Saline Ettore e Infersa SRL
Contrada Ettora Infersa
92105
Marsala, Italien
Welterbe Salzbergwerk Bochnia
Kopalnia Soli w Bochnia
Campi 15
32-700
Bochnia, Polen
Gradierwerke Ciechocinek
Tężnie Solankowe
Promotion Office
ul Zdrojowa
8720
Ciechocinek, Polen
Salzbergwerk Kłodawa
Kopalnia Soli Kłodawa
Aleje 1000-lecia 2
62-650
Kłodawa, Polen