Fass an! Rede! Fotografiere! In welchem Museum hätte man je solche Aufforderungen gehört? Aber in Żywiec ist eben alles anders. In der hübschen Kleinstadt wird eines der beliebtesten und traditionsreichsten Biere Polens gebraut. Wie es dazu kam, davon erzählt das örtliche Brauereimuseum. Dabei ist ausdrücklich erwünscht, was sonst meist strengstens verboten ist: Die Besucher sollen Läuterbottiche, Holzfässer und die vielen anderen Objekte mit ihren Händen „begreifen“, sie sollen sie kommentieren und ihre Meinung sagen, sie sollen sie – bitteschön! – sogar nach Lust und Laune ablichten. 18 in den Felsen eingehauene Kellerräume – der historische Eiskeller zur Lagerung der Biervorräte – führen auf unterhaltsame Weise durch 150 Jahre Brauereigeschichte. Ihre besondere Note erhält die Ausstellung durch den Charme der Inszenierungen: sei es die rüttelnde Zeitmaschine, die ihre Passagiere in die nachgebaute Gasse einer galizischen Kleinstadt des 19. Jahrhunderts „schleudert“, sei es ein Labyrinth, das die verwickelte politische und wirtschaftliche Lage zur Zeit der Volksrepublik Polen versinnbildlicht. Am Ende des Rundgangs winkt frisches Żywiec aus dem Zapfhahn.
Zywiec Brauereimuseum
Muzeum Browaru "Żywiec"
Ul. Browarna 88
34-300 Zywiec
Polen
+48 (0) 33 - 8619627
Homepage
Das Kaiserliche, Export, Märzbier, Lager, Porter und Ale: So hießen die Biersorten, für die Żywiec Ende des 19. Jahrhunderts berühmt war. Damals, zu Zeiten der K.u.K.-Monarchie, nannte sich der Ort noch Saynbusch und gehörte dem Hause Habsburg, das 1856 auch die heutige Brauerei gründete. Der Beginn der Żywiecer Brautradition geht allerdings schon auf das Jahr 1537 zurück, als einzelnen Bürgern der Stadt erstmals die so genannte Brau- und Schenkgerechtigkeit verliehen wurde.
Heute gehört die Brauerei Żywiec zum niederländischen Konzern Heineken. Zur Feier des 150-jährigen Betriebsjubiläums öffnete 2006 das neue Brauereimuseum seine Pforten. Auf insgesamt 1.600 Quadratmetern präsentiert es die wechselvolle Geschichte der Brauerei und greift dabei einzelne Epochen exemplarisch heraus. Das gilt für die rekonstruierte K.u.K.-Gassenszene mit Böttcherei, Druckerei, Kolonialwarenladen und Schänke ebenso wie für das nachgebildete Żywiec-Restaurant im stimmungsvollen Stil des Art Déco. Fast kahl dagegen ist der Raum, der die düsteren Jahre des Zweiten Weltkriegs thematisiert. In einem aufgezeichneten Fernsehinterview erzählt Erzherzogin Maria Krystyna Habsburg, die Tochter des letzten Vorkriegseigentümers der Brauerei, wie einige beherzte Mitarbeiter das traditionsreiche Unternehmen 1945 vor der mutwilligen Zerstörung durch die Nazis bewahrten. Den roten Faden des Rundgangs bildet dabei stets das Żywiecer Bier. Welche Rohstoffe enthält es, wie entsteht es und wie hat sich die Technologie der Bierproduktion im Lauf der Jahrhunderte entwickelt? In diesem Zusammenhang liefert das Nebeneinander des hochmodernen Sudhauses von 1996 und seines historischen, immer noch gut erhaltenen Pendants aus der Zeit Kaiser Franz-Josephs anschauliche Vergleichsmöglichkeiten. Die Art und Weise, wie das Museum Geschichte, technischen Fortschritt und Biografisches miteinander verknüpft und dabei zum Mitmachen auffordert, hat Erfolg. In den ersten drei Jahren seines Bestehens kamen 300.000 Besucher aus allen Teilen der Welt.
Empfohlene Aufenthaltsdauer: | 1,5-2,5 Stunden |
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Dauer einer geführten Tour: | 90 Minuten |
Eintritt: | kostenpflichtig |
Barrierefreier Zugang: | vollständig |
Gastronomie: | |
Besucherzentrum beim Objekt: | ja |
Museumsshop: | ja |
Dienstag - Sonntag 10.00-18.00 Uhr