Selten treffen Natur und Technik so unvermittelt aufeinander. Gleich neben dem historischen Wasserkraftwerk anno 1911, mit dem die Firma Norsk Hydro die ländliche Gemeinde von Rjukan ins Industriezeitalter katapultierte, stürzt ein Wasserfall tosend in die Tiefe. Nichts deutet darauf hin, dass dieser Ort gleich unterhalb der Hardangervidda, Europas größter Hochebene, zwischen 1942 und 1945 eine zentrale Rolle in den strategischen Planspielen der Kriegsparteien spielte. Denn hier gewann Nazideutschland schweres Wasser für seine Atombombenforschung, was wiederum die Alliierten durch gewagte Sabotageaktionen zu vereiteln suchten. Die dramatische Episode ist Teil der Ausstellung, die heute in dem mittlerweile zum Museum umgewandelten Kraftwerk zu sehen ist. Dank seiner zehn original erhaltenen Pelton-Turbinen galt das Werk zur Zeit seiner Fertigstellung als das größte seiner Art. Das Museum dokumentiert den tief greifenden Wandel, der damit einherging. Im Mittelpunkt stehen dabei stets die Menschen, die hier arbeiteten, ihr Alltag und ihr gewerkschaftliches Engagement, schließlich auch der tiefe Einschnitt, den die Stilllegung des Werks 1971 bedeutete.
Welterbe Norwegisches Industriearbeitermuseum
Norsk Industriarbeidermuseum
Vemork
3661 Rjukan
Norwegen
+47 (0) 35 - 099000
Homepage
Am 27. Februar 1943 sprengten norwegische Widerstandskämpfer die Hochkonzentrieranlage für schweres Wasser der Norsk-Hydro-Werke bei Rjukan in die Luft. Der Sabotageakt traf die einzige Industrieanlage im deutschen Machtbereich, die aufgrund ihrer gewaltigen Energieleistung in der Lage war, schweres Wasser (Deuteriumoxid, D2O) in nennenswerten Mengen zu erzeugen. Das brauchten die deutschen Atomphysiker um Otto Hahn, um einen Versuchsreaktor für die Herstellung von waffenfähigem Plutonium zu betreiben. Die Alliierten setzten alles daran, um dies zu verhindern. Plötzlich war Rjukan ein Ort, der die Welt in Atem hielt. Dass es überhaupt so weit kam, lag an dem norwegischen Ingenieur und Unternehmer Sam Eyde. Zwischen 1907 und 1911 ließ er im Auftrag seiner Firma Norsk Hydro in Vemork bei Rjukan ein leistungsstarkes Wasserkraftwerk errichten. Dessen Herzstück bildete eine Maschinenhalle mit zunächst zehn 14.500 PS starken Turbinen der deutschen Maschinenbaufirma Voith in Heidenheim und der Züricher A/G Escher Wyss. Das Hauptgebäude, eine Betonarchitektur mit vorgeblendeter Granitfassade, entstand nach Entwürfen von Olaf Nordhagen. Die ersten Jahre diente das Wasserwerk als Energielieferant für die Salpeterproduktion, seit 1929 unterstützte es die Herstellung von Wasserstoff per Elektrolyse - ein Prozess, bei dem als Nebenprodukt schweres Wasser entsteht. Für die bis dahin rein ländlich geprägte Region beginnt damit fast übergangslos die Industrialisierung. In Rjukan wächst eine Modellstadt aus dem Boden, die einen vergleichsweise hohen Lebensstandard mit sich bringt. Elektrizität hält Einzug, die Schulbildung verbessert sich, Gewerkschaften fassen Fuß. Neue Technologien der Wasserstoffproduktion führen 1971 zur Schließung der Norsk-Hydro-Werke, verbunden mit dem Verlust von rund 1.500 Arbeitsplätzen. Zu den Versuchen, für die Bevölkerung neue Perspektiven zu entwickeln, gehört auch Umwidmung des Wasserwerks in ein Museum der Arbeit. Es wurde 1988 eröffnet.
Eintritt: | kostenpflichtig |
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Barrierefreier Zugang: | bitte Hinweise auf Webseite beachten |
Angebote für Kinder: | |
Gastronomie: | |
Museumsshop: | ja |
Oktober bis April:
Dienstag - Freitag 12.00-15.00 Uhr; Samstag, Sonntag 11.00-16.00 Uhr
Mai bis 14. Juni und 15. August bis September:
täglich 10.00-16.00 Uhr
15 Juni bis 14. August:
täglich 10.00-18.00 Uhr