Die erste Elektrolok – sie wird heute im Deutschen Museum in München aufbewahrt – stellte Werner von Siemens (1816-92) 1879 in Berlin vor. Die erste öffentlich eingesetzte elektrische Eisenbahn beförderte am 4. April 1883 Passagiere entlang der Strandpromenade von Brighton – und tut dies bis heute. Gebaut hatte sie Magnus Volk (1851-1937), in Brighton aufgewachsener Sohn eines deutschen Uhrmachers. In der Folgezeit erlebte die Bahn viele Veränderungen. Seit 1940 untersteht sie der Brighton Corporation und seit 1995 erfährt sie Unterstützung von einer Freiwilligenorganisation, der Gesellschaft der Volkschen Elektrischen Eisenbahn (Volk’s Electric Railway Association - VERA), die Erinnerungsstücke kauft und historische Schienenfahrzeuge restauriert. Dank jüngst gewährter Förderung durch den staatlichen Lotteriefonds wird derzeit ein Modernisierungsprogramm durchgeführt, das 2017 abgeschlossen sein soll.
Gewöhnlich startet der Sommerfahrplan der Züge kurz vor Ostern und endet im September. Die Bahnlinie mit 610 Millimeter Spurweite verläuft über 1,6 Kilometer vom Aquarium nahe dem Palace Pier bis zum Black Rock an Brightons Yachthafen und passiert dabei etwa auf halber Strecke eine Station mit Aussichtspunkt. Die Anlage läuft mit 110 Volt Gleichstrom, die Züge verkehren zu Spitzenzeiten alle 15 Minuten. In der Regel sind vier Wagen im Einsatz, doch werden momentan zwei ältere Exemplare aus den 1890er Jahren restauriert.
Magnus Volk realisierte überdies eine der außergewöhnlichsten Eisenbahnen Europas: die elektrisch betriebene Küstenbahn von Brighton nach Rottingdean. Das elektrisch angetriebene Fahrzeug bestand aus einer 13,7 mal 6 Meter großen Kabine, die auf einem 4,7 Meter hohen Gestänge in 60 bis 100 Metern Entfernung vom Strand auf zwei Schienen mit 825 Millimetern Spurweite verlief, die wiederum auf fest im felsigen Untergrund verankerten Betonschwellen aufsaßen. Die 4,5 Kilometer lange Strecke führte vom Zentrum Brightons nach Rottingdean, einem kleinen Vorort östlich der Stadt. Das Aussehen des Gefährts brachte ihm den Spitznamen ‘Daddy Long Legs’ (der Weberknecht; le maringouin; el tipula) ein. 1896 ging die Bahn an den Start, doch schon 1901 stellte sie den Betrieb ein, weil Volk die technischen Anpassungen nicht finanzieren konnte, die für die seinerzeit bereits begonnenen Küstenschutzmaßnahmen notwendig gewesen wären. Fahrzeug und Schienen wurden verschrottet, doch einige Bahnschwellen sind bei Ebbe noch zu sehen.
Volks elektrische Eisenbahn
285 Madeira Drive
BN2 1EN Brighton & Hove
Vereinigtes Königreich
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