Victoria and Albert Museum

Das Victoria and Albert ist im Wesentlichen ein Museum der angewandten Kunst, doch bilden seine Sammlungen eine unerschöpfliche Quelle für Enthusiasten der europäischen Industriegeschichte. Die Gründung des Hauses fiel, ähnlich wie im Fall des South Kensington Museum, in das Jahr nach der Weltausstellung von 1851. Ziel war es, die Qualität industriell hergestellter britischer Kunsterzeugnisse – Entwürfe und Produkte gleichermaßen – durch die öffentliche Zurschaustellung hochwertiger historischer und zeitgenössischer Beispiele zu fördern. Direktor des neuen Museums war Sir Henry Cole (1808-82), einer der Organisatoren der Weltausstellung. Das erste Ausstellungsgebäude eröffnete 1856, ein Jahr später gefolgt vom ersten je eröffneten Museumsrestaurant. Die 1858 eingebaute Gasbeleuchtung ermöglichte die Verlängerung der Öffnungszeiten in den Abend hinein und gestattete nun auch Arbeitern den Zutritt.

Das Museum zählt mehr als 150 Ausstellungsabteilungen. Eine davon zeigt etwa die Kartons Raffaels (1483-1520) für die 1515 von Papst Leo X. in Auftrag gegebenen Wandteppiche der Sixtinischen Kapelle. Die Abgussabteilung steht voller Gipskopien aus Kunst und Architektur, darunter die Trajanssäule, Michaelangelos David und der Portico de la Gloria der Kathedrale von Santiago de Compostela. Außerdem enthält das Museum Sammlungen aus Japan, Korea, China, Indien und aus den islamischen Ländern.

Ausstellungen mit direktem Bezug zur britischen Industriegeschichte präsentieren Seide aus Spitalfields, eiserne, im Lamberhurst-Hochofen in der Weald-Region gegossene Geländer anno 1710-14 aus St Paul’s Cathedral, dekorative Keksdosen in Gestalt von Lokomotiven, Ozeandampfern und Kameras sowie Tonwaren von den wichtigsten Gestaltern und Produzenten seit der Industriellen Revolution. Die Keramiksammlung allein zählt schon 75.000 Objekte. In der Glassammlung finden sich Objekte des 15. Jahrhunderts aus Venedig ebenso wie Beispiele aus der Zeit der Industriellen Revolution. Die große Sammlung dekorativer Eisen- und Stahlexponate beinhaltet gusseiserne, vielfach mit Datum versehene Kaminwände des 16. und 17. Jahrhunderts aus Großbritannien, den Niederlanden, Deutschland und Flandern, außerdem hervorragende Schmiedeeisenarbeiten der frühen Neuzeit aus Spanien, Deutschland und Italien und nicht zuletzt einige Exemplare jener unverwechselbaren, mit Blumenmustern aus eingelegtem Gold und Silber verzierten Stahlmöbel, wie sie im 18. Jahrhundert in Tula hergestellt wurden, einem Ort etwa 190 Kilometer südlich von Moskau, den zwischen 1625 und 1650 holländische Handwerker besiedelten.

Auch eine große Sammlung von Architekturmodellen und Bauzeichnungen nennt das Museum sein Eigen. Zu den derzeit ausgestellten Modellen zählen der See- und Schiffspavillon, den Sir Basil Spence (1907-76) für das 1951 abgehaltene Festival of Britain entwarf, außerdem Gatwick Airport, 1935-36 entwickelt durch das Architektenteam Hoar, Marlow & Lovett, sowie der Trellick Tower (1968-72) von Erno Goldfinger (1902-87). Abgesehen davon präsentiert das Museum bis heute Objekte der Weltausstellung von 1851 und nachfolgender internationaler Ausstellungen, darunter das kolossale Bücherregal im gotischen Stil, das 1851 im Kristallpalast unter den Exponaten des Habsburger Kaiserreichs zu finden war.

 

Museen dieser Art stellen die industriellen Kunsterzeugnisse Europas in den Kontext der materiellen Hinterlassenschaften von Kulturen in aller Welt und gleich welcher historischen Epoche.

Victoria and Albert Museum
Cromwell Road
SW7 2RL London
Vereinigtes Königreich
+44 (0) 20 - 79422000
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