Der Boden erbebt, wenn die Fabrik zum Leben erwacht. Karden, Streckbänke, Spinn- und Webmaschinen kämmen, strecken, zwirbeln, spinnen und weben jene Faser, für die Dundee einst berühmt war: Jute. Im späteren 19. Jahrhundert gab es in der schottischen Hafenstadt so viele Jutewerke wie sonst nirgends auf der Welt. Verdant Works ist eines davon und zugleich das letzte, das noch vollständig intakt ist – als spannendes Museum. Der Besucher erlebt die Vergangenheit der örtlichen Textilindustrie aus erster Hand. In den Werksbüros belauscht er die Buchhalter bei ihren Gesprächen. Zusammen mit Ballen roher Jute reist er im Frachtraum eines Schnellseglers von Indien nach Dundee. Bestürzt erfährt er von dem harten Leben der Kinder, die in den Manufakturen schufteten, vergleicht das Leben eines Fabrikmädchens mit dem Luxus der Jutebarone und ihrer Familien und sieht – wie für die örtlichen Textilfabriken üblich – vor allem Frauen an den Maschinen stehen. Filme, interaktive Computerprogramme, audiovisuelle Szenarios, der Ölgeruch und der Lärm der laufenden Maschinen machen Verdant Works zu einem Ort, an dem Industriegeschichte zur lebendigen Gegenwart wird.
Verdant Works
West Henderson´s Wynd
DD1 5BT Dundee
Vereinigtes Königreich
+44 (0) 01382 - 225282
Homepage
Planwagen, Säcke, Taschen, Zelte, Garne, Seile, Teppiche: Juteerzeugnisse sind vor allem vielseitig. Für den rapide wachsenden Welthandel des 19. Jahrhunderts war Jute vor allem als Verpackungsmaterial gefragt. Dundee trat an, diesen Bedarf zu decken. Die Voraussetzungen waren günstig: Der Hafen galt als einer der wichtigsten Umschlagplätze Schottlands, die kränkelnde örtliche Leinenindustrie ließ sich leicht auf Juteproduktion umstellen, und die lokalen Werften sorgten für eine leistungsstarke Flotte von Schnellseglern. Den Rohstoff lieferten die Jutefelder der indischen Kronkolonie, exportiert wurde in alle Welt. Um 1900 zählte die Juteindustrie Dundees rund 50.000 Beschäftigte, dazu kamen Tausende von Arbeitsplätzen im Schiffsbau, im Transportwesen und nicht zuletzt im Maschinenbau. Verdant Works ist dafür das beste Beispiel: Der Maschinenpark stammt größtenteils aus regionalen Werkstätten. Die Gründung des Unternehmens geht auf das Jahr 1833 zurück, verschiedene Erweiterungen schlossen sich an. Entsprechend der lokalen Gewerbetradition diente der Betrieb zunächst als Leinenfabrik, wurde jedoch bald darauf auf Juteproduktion umgestellt. Bis zu 500 Arbeiter standen hier zeitweise in Lohn und Brot, darunter viele Kinder und Frauen. Überhaupt waren die Frauen in den Fabrikhallen Dundees deutlich in der Überzahl – ein Umstand, der der Stadt zeitweise den Spitznamen she town einbrachte. Mit dem Anbruch des 20. Jahrhunderts waren die Tage der schottischen Textilmetropole als weltweites Zentrum der Juteindustrie gezählt: Indien, der ehemalige Rohstofflieferant, hatte sich zum übermächtigen Konkurrenten gemausert. Für Verdant Works macht sich das bereits 1893 bemerkbar: Fortan wird Jute hier nur noch recycelt, und auch das nur in einem Teil der Fabrik. Die Plastikindustrie versetzt der Juteproduktion den endgültigen Todesstoß. Die Maschinen bleiben erhalten. Seit 1996 laufen sie wieder. Sie bilden das Herz des heutigen Museums.
Empfohlene Aufenthaltsdauer: | 2 Stunden |
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Eintritt: | kostenpflichtig |
Barrierefreier Zugang: | vollständig |
Angebote für Kinder: | |
Gastronomie: | |
Besucherzentrum beim Objekt: | ja |
Museumsshop: | ja |
April bis Oktober:
Montag bis Samstag 10.00-18.00 Uhr
Sonntag 11.00-18.00 Uhr
November bis März:
Mittwoch bis Samstag 10.30-16.30 Uhr
Sonntag 11.00-16.30 Uhr