Time and Tide, das Heimatmuseum von Great Yarmouth, hat seinen Platz auf dem Betriebsgelände des früheren Fischpökelwerks der Firma Tower. Die Fabrik schloss 1988. Im Jahr darauf kam man erstmals auf den Gedanken, das nun ungenutzte Gebäude zum Museum umzuwidmen. Ein idealerer Ort, um die Geschichte Great Yarmouths und seiner Heringsindustrie zu erzählen, ist in der Tat kaum denkbar. Noch heute zieht der Fischgeruch durch die Räume des Museums und verspricht ein einzigartiges Erlebnis. Der Kauf des Geländes erfolgte bereits 1988. Der anschließende Umbau samt Montage der Ausstellungstafeln kostete umgerechnet rund 7 Millionen Euro und nahm zwei Jahre in Anspruch. Im Juli 2004 öffnete das Museum seine Pforten.
Geschichte des Museum
Die ehemalige Tower-Fischpökelfabrik gilt den Einheimischen als Symbol der einstmals auch als Arbeitgeber bedeutenden lokalen Heringsindustrie. Das Werk entstand im 19. Jahrhundert zu einer Zeit, als Heringsfischerei und -verarbeitung einen enormen Aufschwung erlebten. Die einzelnen Arbeitsschritte wurden im Wesentlichen von Hand getätigt, Mechanisierung gab es kaum. Mittlerweile steht der Gebäudekomplex, der wichtige industriearchäologische Erkenntnisse birgt, unter Denkmalschutz. Auf einzigartige Weise bezeugt er eine Pökelpraxis, die in dieser Stadt einst gang und gäbe war. In aller Anschaulichkeit zeigen die Gebäude, wie das Pökeln im Einzelnen vor sich ging und welche Mengen an Fisch hier verarbeitet wurden. Die Spuren heute abgerissener Bauten an den Außenfassaden und die verschiedenen zugemauerten oder verlegten Türöffnungen verleihen dem Ort seinen ganz eigenen Charakter. Die Geschichte der Fabrik und ihrer Umbauten wird in der Ausstellung ausführlich dokumentiert.
Die Heringsindustrie
Hering war schon immer Teil der Ernährung in den Ländern um Nord- und Ostsee und galt als preiswerte Alternative zu Fleisch. Schon seit dem Mittelalter wurden gesalzene Heringe regelmäßig in den Ostseeraum exportiert. Die Pökelmethode geht vermutlich auf den Niederländer William Beukels zurück, der 1386 den Fisch erstmals ausgenommen haben soll, bevor er ihn in Fässern zwischen Salzschichten einlagerte. Im 18. Jahrhundert setzten sich die Briten vor den Holländern an die Spitze der Heringsindustrie. Um 1860 führten sie regelmäßig gesalzenen Hering in die Mittelmeerländer aus. Der Großteil der Exporte der Tower-Pökelwerke ging nach Italien. Zwei Sorten Salzhering waren im Angebot. „Bloaters“ (Bückling) hießen die nicht ausgenommenen und nur zart geräucherten Heringe. Sie waren weniger ölig als die „Kippers“ (auf Deutsch ebenfalls Bückling), die ausgenommen und auf herkömmliche Weise geräuchert wurden.
In den 1950er und 1960er Jahren brachen die Heringsbestände aufgrund von Überfischung ein. Die Folge: Reduzierung der Fischereiflotten und beträchtliche lokale Arbeitslosigkeit. “Lydia Eva”, der letzte erhaltene Kutter für die Heringsfischerei, wird derzeit in Lowestoft in Suffolk restauriert.
Time and Tide Museum
Museum of Great Yarmouth Life
Blackfriars Road
NR30 3BX Great Yarmouth, Norfolk
Norfolk
Vereinigtes Königreich
+44 (0) 1493 - 743930
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