Mitten in Prato steht ein Industriedenkmal europäischen Ranges: die Textilfabrik Campolmi. Der weitgehend originalgetreu restaurierte zweistöckige Rechteckbau mit Innenhof, elegantem Wasserbassin und schlankem Ziegelschornstein nahm erstmals 1863 Gestalt an. Heute steht er für die jahrhundertealte Textiltradition Pratos. Deren spannende Geschichte, die die toskanische Stadt bis in die Gegenwart prägt, wird im Westflügel des Gebäudes höchst lebendig erzählt. Auf 2.400 Quadratmetern entfaltet das Textilmuseum ein Panorama aus Stoffen, historischen Maschinen und Einzelschicksalen, das von mittelalterlichen Handwerkern über den Fabrikalltag im 19. Jahrhundert bis zur Aufgabe des Betriebs im Jahr 1994 reicht. Antike Gewebe aus koptischer Zeit, Stoffe aus anderen italienischen und europäischen Städten sowie Trachten aus aller Herren Länder skizzieren den weltweiten Rahmen der örtlichen Textilgeschichte. Eine besondere Attraktion ist die ständig aktualisierte Sammlung modernster Gewebe und Trends. Sie verschafft dem Besucher einen Überblick über die aktuelle Spezialisierung der örtlichen Textilbetriebe und erlaubt einen Blick auf technologische und modische Entwicklungen, noch bevor diese im Handel erhältlich sind.
Textilmuseum
Istituto culturale e di documentazione Lazzerini
Via Puccetti, 3
59100 Prato
Telephone +39 (0) 574 - 1837800
Museo del Tessuto
Via Santa Chiara 24
59100 Prato
Italien
+39 (0) 574 - 611503
Homepage
Schon im 13. Jahrhundert gab es in und um Prato Kanäle, die das Wasser des Bisenzio für die Textilmanufaktur nutzbar machten. Dort, wo heute die Textilfabrik Campolmi steht, belegen Urkunden für das Jahr 1326 eine Walkerei. Später erwarb die Kirche das Gebäude und wandelte es in eine Getreidemühle um. Der März 1863 markiert einen Wendepunkt in der Geschichte des Ortes: Unter den Händen der neuen Besitzer Vincenzo Campolmi, Luigi Cecconi and David Alphandery - allesamt erfolgreiche Unternehmer der florierenden örtlichen Textilindustrie - entstand eine Tuchfabrik, die den Ruf Pratos für besonders weiche und geschmeidige Kleidung festigte. Als Antriebskraft diente das Wasser des Kanals Gora del Fiume Romita, an dessen Ufern die Fabrikanlage nach wie vor steht. Deren heutige Erscheinungsform mit dem charakteristischen Innenhof war im Kern bis zum Ende des 19. Jahrhunderts erreicht und umfasste mit Walkerei, Färberei, Kardierwerk und Mangelanlage alle wesentlichen Arbeitsschritte der Tuchveredelung. Nicht nur die Größe der 8.500 Quadratmeter großen Fabrik, sondern auch ihre Lage im Zentrum Pratos machten sie rasch zu einem Symbol der örtlichen Textilindustrie. Viele Textilwerker aus Prato erhielten hier ihre Ausbildung. Erst 1994 stellte das Werk seinen Betrieb ein.
Die Restaurierung des Industriedenkmals folgte dem Vorsatz, möglichst viel von der originalen Bausubstanz zu erhalten, allen voran Deckengewölbe und Fliesenböden. Heute sind im Gebäudekomplex das Kulturinstitut und die Bibliothek Lazzerini sowie das Textilmuseum untergebracht. Das Museum war bereits 1975 im Technischen Institut Tullio Buzzi gegründet worden, das es zunächst im Rahmen seiner Fachausbildung für Textildesigner nutzte. 1997 bezog das Museum eine Zwischenstation im Palazzo Communale. Mit seinem neuen Standort erhielt es einen zentralen Stellenwert im Rahmen einer Stadtgeschichte, die im Gegensatz zu den anderen Metropolen der Toskana vor allem industriell geprägt war. Noch heute setzen rund 8.000 überwiegend kleine und spezialisierte Betriebe mit über 40.000 Angestellten diese Tradition fort.
Empfohlene Aufenthaltsdauer: | 1,5 Stunden |
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Dauer einer geführten Tour: | 90 Minuten |
Eintritt: | frei |
Barrierefreier Zugang: | vollständig |
Angebote für Kinder: | |
Gastronomie: | |
Museumsshop: | ja |
Montag, Mittwoch - Freitag 10.00-15.00 Uhr
Samstag 10.00-19.00 Uhr
Sonntag 15.00-19.00 Uhr (Eintritt frei)