Die Ausmaße der Kämpfe entlang der Westfront des Ersten Weltkriegs überraschten die meisten Militärstrategen. Kritiker warfen der britischen Regierung den Mangel an Granaten in der Schlacht von Neuve Chapelle im Frühsommer 1915 vor. In der Folge bildete sich eine große Koalition, in der David Lloyd George (1863-1945) das neue Munitionsministerium leitete. Dieses errichtete überall im Land "Staatliche Fabriken" zur Herstellung unterschiedlicher Rüstungsgüter.
Die größte dieser Fabriken war das Sprengstoffwerk in Gretna an der Grenze zwischen England und Schottland. Baubeginn war November 1915, die erste Treibladung wurde im August 1916 produziert. Das Werk hatte von Nord nach Süd eine Länge von zwei Kilometern. Der Produktionsablauf setzte sich über weitere 14,5 Kilometer fort: Vom schottischen Dornock im Westen erstreckte er sich über neue Ansiedlungen in Eastriggs und Gretna und überschritt mit den Depots von Longtown die Grenze nach England. Zum Fabrikkomplex gehörten Anlagen zur Herstellung von Salpeter- und Schwefelsäure, eine Glyzerin-Raffinerie, Alkohol-Destillerien und Lagerhäuser für Rohbaumwolle. Nitroglyzerin und Schießbaumwolle waren die Ausgangsprodukte für Kordit – den "Teufelsbrei", wie Sir Arthur Conan Doyle (1859-1930), der Autor der Sherlock-Holmes-Bücher, das Produkt bei einem Besuch des Werks taufte. Zu Spitzenzeiten erzeugte die Fabrik in Gretna wöchentlich 800 Tonnen Kordit und beschäftigte bis zu 20.000 Menschen, viele davon Frauen, die aus ganz Großbritannien angeworben worden waren. Klagen über die hohen Löhne und den erheblichen Alkoholkonsum der Arbeiter führten in der Carlisle-Region zur Verstaatlichung der Pubs und Brauereien. Erst in den 1970er Jahren wurde das rückgängig gemacht.
Viele Arbeiter wohnten in rund 600 Holzbaracken, von denen fast alle verschwunden oder in feste Häuser integriert sind. Die gemauerten Gebäude allerdings, die Raymond Unwin (1873-1949), der Pionier der Gartenstadt-Bewegung in Großbritannien, in Gretna und Eastriggs hinterlassen hat, bewahren ganz bestimmte Stil- und Qualitätsmerkmale wie fest eingebaute Vordächer, Bullaugen, Walmdächer und Arkaden als Verbindung von Doppelhäusern. Das frühere Mitarbeiter-Klubhaus, das eleganteste Gebäude in Gretna, ist heute ein Hotel.
Der größte Teil des Fabrikgeländes wurde 1924 abgerissen. Allerdings blieben die Depots in Longtown in Militärbesitz und in Gebieten, die heute als Weideland genutzt werden, sind noch zahlreiche Reste der ehemaligen Erdwerke zu sehen. Das Teufelsbrei-Museum (Devil's Porridge Museum) geht auf eine lokale Initiative zurück und veranschaulicht die Produktionsmethoden von Kordit. Außerdem vermittelt sie einen Einblick in die Architektur und die landschaftlichen Veränderungen einer Gemeinde, die wie kaum eine andere von der Kriegsindustrie geprägt wurde. Im Außengelände steht überdies eine Dampfspeicherlokomotive, wie sie früher in der Fabrik Verwendung fand.
Teufelsbrei Museum (The Devil's Porridge Museum)
Annan Road
DG12 6TF Eastriggs
Vereinigtes Königreich
+44 (0) 146 - 1700021
Homepage
Empfohlene Aufenthaltsdauer: | 1-2 Stunden |
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Eintritt: | kostenpflichtig |
Barrierefreier Zugang: | vollständig |
Angebote für Kinder: | |
Gastronomie: | |
Museumsshop: | ja |
Montag - Samstag 10.00-17.00 Uhr
Sonntag 10.00-16.00 Uhr