Welterbe Van Nelle Fabrik

Die Van-Nelle-Fabrik gilt als eines der herausragenden Beispiele für das Nieuwe Bouwen, den funktionalistischen Stil in den Niederlanden. Der Gebäudekomplex wurde 2014 in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen.

Die Firma Van Nelle wurzelt im Jahr 1782, als Johannes und Hendrica van Nelle in Rotterdam ein Geschäft für Kaffee, Tee und Tabak gründeten. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich der Familienbetrieb zu einem Fabrikgewerbe, das Rohstoffe der werkseigenen Plantagen auf Java weiterverarbeitete.

In den frühen 1920er Jahren fehlte der Firma der Platz, um zu expandieren, und so beauftragte der damalige Direktor C. H. van der Leeuw (1890-1973) die Architekten J. A. Brinkman (1902-49) und L. C. van der Vlugt (1894-1936) mit dem Entwurf einer neuen Fabrikanlage. Van der Leeuw und Brinkman waren beide Anhänger der theosophischen Bewegung. Charakteristisch für die zwischen 1925 und 1931 gebaute Fabrik sind pilzförmige Betonsäulen und Vorhangwände aus Glas. Das achtstöckige Gebäude ist 300 Meter lang und verfügt über in sich geschlossene Abteilungen zur Verarbeitung von Tee, Kaffee und Tabak. Die verschiedenen Rohstoffe wurden auf die oberste Etage gehievt und wanderten von dort, der Schwerkraft folgend, von einem Produktionsprozess zum nächsten. Die Feuerschutztüren nutzten für ihre Schließautomatik ebenfalls die Schwerkraft. Zu der Fabrik gehörten eine Kantine, eine Teestube auf dem Dach, ein Kino, eine Bibliothek, Sporteinrichtungen sowie eine reiche Ausstattung mit Topfpflanzen. Zu Spitzenzeiten waren hier mehr als 2.000 Menschen beschäftigt in einer Arbeitsumgebung, die als hell und hygienisch galt.

In den 1990er Jahren endete die Produktion und machte seit 1998 einem groß angelegten Restaurierungsprogramm Platz mit dem Ziel, Luft und Raum für zeitgemäße Arbeitsbereiche zu schaffen. Jedes Jahr im September ist das Gebäude am Tag des offenen Denkmals für die Öffentlichkeit zugänglich. Überdies bietet UrbanGuides regelmäßige Besichtigungsrundgänge an.