Steingutmuseum Saargemünd

Nach der Französischen Revolution war vor der Industriellen Revolution: 1790 kamen drei Geschäftsmänner aus Straßburg nach dem lothringischen Sarreguemines, um Wasser, Feuer und Erde für ihre Zwecke zu nutzen. Nicolas-Henri und Paul-Augustin Jacobi und Joseph Fabry gründeten eine Steingutmanufaktur. Ihr Scheitern führte die Fabrik 1799 Paul Utzschneider zu. Sein Geschäftssinn und der seines Schwiegersohns Paul de Geiger führte die Produktion dank dem Einsatz neuester Techniken um 1900 zu weltweiten Absatz und Ansehen. 3000 Arbeiter stellten Porzellan, Majolika und Emailschilder her. Seit 1982 produziert das Nachfolgeunternehmen Sarreguemines-Batiment ausschließlich Kacheln.

Der Ofen ist aus. Zwischen Parkplätzen und Hochhäusern wächst ein 11 Meter hoher gemauerter Kegel in den Himmel. Heute ein unter dem Hall der eigenen Schritte begehbarer Fremdkörper inmitten städtischen Lebens, doch um das Jahr 1860 war er einer von 30 Brennöfen, die rund um die Uhr in Hitze und Schweiß der Arbeiter ihr Keramikfutter verlangten. Es ist das einzige verbliebene Exemplar seiner Bauart in ganz Europa. Fein und farbenfroh geht es im ehemaligen Wohnsitz Paul de Geigers zu. Heute ist dort das Steingut-Museum. Im Herzen des Hauses wartet der so genannte „Wintergarten“ als Wallfahrtstätte der bürgerlichen Repräsentationskultur. Wechselausstellungen zum Thema Keramik lockern den Museumsalltag auf.

Den Weg vom Ton zum Scherben, zu Teller oder Tasse des Service „Obernai“ zeichnet das in der Bliesmühle eingerichtete Museum für Steinguttechniken nach. Methoden und Materialien zur Keramikproduktion entstehen für Auge, Hand und Ohr im multimedialen, mehrsprachigen Dreiklang von Erklären – Erzählen – Zeigen. So etwas gibt es in Europa in dieser Form nur noch im englischen Staffordshire. Wo die Arbeiter lebten, bezeugen zwei Siedlungen im Stadtraum, die zum „Steingut-Rundgang“ gehören. Zwischen dem mit Kachelfassaden geschmückten Casino und Bliesmühle liegen die 1869 und 1926 errichteten Wohnhäuser. Während die älteren Gebäude unter einem Giebeldach zwei Wohnhäuser mit Eingang und Anbau variieren, folgt die zweite Siedlung einer geometrischen Anlage. Die 1988 renovierten Häuser liegen entlang fünf parallel laufender Straßen und sind vollkommen identisch: Vier Wohnungen ergeben ein Haus mit zentral gelegenen Waschküchen und Gemüsegarten.

Bleibende Eindrücke bietet auch der Steingutladen unweit des Casinos. Dort bietet man unter anderem Kopien alter Stücke zum Kauf.

Steingutmuseum Saargemünd
125, avenue de la Blies
57200 Sarreguemines
Frankreich
+33 (0) 387 - 988081
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