Cavour Kanal

Der Kanal, der seinen Namen Graf Camillo Benso di Cavour (1810-1861) verdankt, Premierminister von Piemont und Schöpfer des modernen italienischen Nationalstaates, ist ein bemerkenswertes Beispiel hydraulischer Ingenieurskunst. Gespeist vom Po bewässerte er die Gebiete nördlich des Stromes, insbesondere die Region Vercellese, wo die Landwirtschaft durch die oft trockenen Sommer behindert wurde.

Die ersten Bewässerungskanäle der Gegend stammen aus dem Mittelalter. Später, in den 1840er Jahren, entwickelte Francesco Rossi einen Entwurf für einen Kanal, der eine Verbindung herstellen sollte zwischen dem Po bei Chivasso und seinem Nebenfluss Ticino auf Höhe des mehr als 80 Kilometer nordöstlich gelegenen Ort Galliate. Cavour, damals Präsident des piemotesischen Ministerrates und Besitzer großer Ländereien in der Region Vercellese, veranlasste in den 1850er Jahren die Überarbeitung des Rossi-Entwurfs durch Carlo Noe (Noah). Der anschließende Kanalbau erfolgte in einer erstaunlichen Geschwindigkeit zwischen 1863 und 1866 und schuf eines der Symbole des neuen Italien. Rund 300.000 Hektar bewirtschaftetes Land, der Großteil davon Reisanbauflächen, konnten nun bewässert werden, mancherorts lieferte der Kanal auch Wasserkraft. Obwohl das Bauwerk seinen Zweck erfüllte, ging die Konstruktionsfirma 1868 bankrott und wurde 1874 vom Staat übernommen.

Der Kanal beginnt in Chivasso am Po, nimmt aus dem Flusslauf des Dora Baltea weiteres Wasser auf, fließt bei Greggio in einem Tunnel unter dem Bett des Sessia hindurch und führt dann Richtung Norden nach Novaro, bevor er 85 Kilometer nördlich von Chivasso bei Galliate in den Ticino mündet. Spektakulärstes Ingenieurbauwerk ist das Schleusenhaus (chiavica) bei Chivasso, mittels dessen Wasser vom Po abgezweigt wird. Es handelt sich um eine monumentale, 40 Meter lange Konstruktion aus Ziegel- und Steinmauerwerk mit einer aus zwanzig Bögen gebildeten Arkade über den Schleusen und der Inschrift „Canale Cavour“.

Bis heute spielt der Kanal eine wichtige Rolle für das Bewässerungssystem der Region. Ein Park, der 2003 in Chivasso am Kanalufer Einweihung feierte, trägt den Namen bricel und ist benannt nach den traditionellen Lastkähnen, die auf den Wasserwegen im Gebiet des Po zum Einsatz kamen.