Brandenburgisches Textilmuseum

Forst liegt an der Lausitzer Neiße, die seit 1945 die Grenze zwischen Deutschland und Polen markiert. 1265 erhielt der im Markgrafentum Brandenburg gelegene Ort Stadtrechte, seit 1815 gehörte er zu Preußen. Bereits um 1700 waren 50 Tuchmachermeister in der Region ansässig, die einen schweren Wollstoff herstellten. Die erste Spinnerei begann 1821 zu arbeiten und die dampfgetriebene Fabrik ging 1844 in Betrieb. Einen Schub erfuhr die Textilindustrie durch die Eröffnung der Eisenbahn von Sorau (heute Zary in Polen) nach Cottbus im Jahr 1872, so dass die Stadt 1885 nicht weniger als 56 Fabriken zählte, ganz zu schweigen von den vielen Werkstätten, die es zusätzlich noch gab. Das brachte Forst den Beinamen Ostdeutsches Manchester ein, obwohl es auf Wollstoffe für Anzüge spezialisiert war, während Manchesters Ruhm auf der Baumwollverarbeitung beruhte. Im frühen 20. Jahrhundert gab es eine Redensart, derzufolge jeder fünfte Deutsche einen Anzug aus Forster Tuch hatte. Darüber hinaus exportierten die Fabrikbesitzer ihre Produkte bis nach Skandinavien, Polen und Großbritannien.

Nach Zerstörungen in der Schlussphase des Zweiten Weltkriegs nahmen die Forster Wollfabriken die Produktion wieder auf, stellten aber im Zuge der Wiedervereinigung alle den Betrieb ein. Das Museum eröffnete 1995 in einer vierstöckigen Fabrik aus vielfarbigen Ziegeln, die Daniel Noack 1897 gebaut hatte. Die Ausstellung veranschaulicht die Vorbereitung der Wolle, die anschließende Verarbeitung durch Spinnen, Weben und Veredeln und beschäftigt sich überdies mit anderen Aspekten der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte in der Region. Maschinen werden regelmäßig im Schaubetrieb gezeigt und für Schulkinder gibt es museumspädagogische Angebote.

Seit 1893 besaß Forst eine Kleinbahn mit 1.000 Millimeter Spurweite. Diese Schwarze Jule versorgte die Fabriken mit Braunkohle. 1965 stellte sie ihren Betrieb ein, doch 2012 erhielt sie eine ihrer Lokomotiven zurück, die zwischenzeitlich im früheren DDR-Transportmuseum in Dresden aufbewahrt worden war.

>>> Das Museum ist wegen baulicher Instandsetzungsmaßnahmen und anschließender Neugestaltung der Ausstellung bis voraussichtlich 2024 geschlossen.

Brandenburgisches Textilmuseum
Sorauer Strasse 37
03149 Forst
Deutschland
+49 (0) 3562 - 97356
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