Sayner Hütte

Ein Prototyp des modernen Industriebaus? Der auch noch aussieht wie eine gotische Kirche? Das alles in diesem abgelegenen Tal bei Koblenz? Hinter der spektakulären Glasfront klären sich die Fragen. Diese erste Industriehalle mit tragender Gusseisenkonstruktion, 1828-30 von Carl Ludwig Althans mangels anderer Vorbilder im Basilikastil errichtet, war einmal eine Gießhalle, aus deren Oberlichtern im hochgewölbten Mittelschiff der Rauch eines Hochofens qualmte. Touchpoint-Monitore und akustische Simulationen veranschaulichen detailliert den minutiös aufeinander abgestimmten Arbeitsbetrieb: die Bestückung des Hochofens, das Trocknen der Gussformen in den Darrkammern und natürlich die acht schwenkbaren Auslegerkräne an den Rundsäulen, die die Gussteile zur Weiterverarbeitung in die „Seitenschiffe“ hievten. Diese ganze Maschinerie vertraute einzig und allein auf Wasserkraft und brachte damit eine umfangreiche Produktpalette hervor, die neben Kanonenrohren auch hochwertige Kunstgusserzeugnisse umfasste. Beispiele dafür können Besucher im benachbarten Arkadengebäude bewundern. Über die Geschichte der regionalen Eisenproduktion und die Personen, die sie prägten, gibt die ebenfalls benachbarte Krupp´sche Halle Auskunft.

Bitte akzeptieren Sie die Cookies, um Karten nutzen zu können

Sayner Hütte
In der Sayner Hütte 4
56170 Bendorf-Sayn
Deutschland
+49 (0) 2622 - 9849550
Homepage

Geschichte

"Eine Hütte, die sich selbst ein Haus aus Eisen gegossen hat", schreibt der Dichter Karl Simrock 1840 über den damals expandierenden Industriestandort. Tatsächlich stammen die gusseisernen Bauteile der Gießhalle sämtlich aus eigener Produktion: die sechseinhalb Meter hohen Hohlsäulen mit ihren dorischen Kapitellen ebenso wie die Längs- und Querbinder, die freitragend und ohne Nieten und Schrauben eine Fläche von 24 mal 29 Metern überspannen. Bereits 1769 lässt der Trierer Kurfürst Clemens Wenzeslaus eine erste Eisenhütte im Sayntal errichten. Den Antrieb liefern die beiden Bäche Sayn und Brex, üppiger Waldbewuchs begünstigt die Verarbeitung der reichen Eisenerzvorkommen. 1815 übernehmen die Preußen das Szepter und bauen den Standort zu einer der modernsten preußischen Eisengießereien aus. Das hat viel mit dem Bergbeamten Carl Ludwig Althans zu tun. Nach seinen Plänen entsteht in den Jahren 1828 bis 1830 eine hochmoderne Gießhalle, die in vielerlei Hinsicht Maßstäbe setzt. Da es keine industriellen Vorbilder für eine feuersichere Anlage dieser Dimension gibt, orientiert er sich an Kirchen und möglicherweise auch an der ersten Eisenbrücke der Geschichte im Tal des Severn in England. Das Ergebnis ist ein frühes Beispiel für die später hier hergestellten leichten, weitspannenden Tragwerke aus Eisenguss, die nun vermehrt beim Bau von Brücken, Bahnhofshallen und Industrieanlagen zum Einsatz kommen. Zusätzlich entsteht hier eine hochwertige Kunstgussproduktion, die von Wendeltreppen bis zu filigranem Schmuck unterschiedlichste Wünsche befriedigt. 1865 kauft die Firma Krupp das „Eisenhüttenwerk zu Sayn“, legt jedoch den Hochofen bereits 1878 still und gibt den Standort 1926 ganz auf. An diese Ära erinnert die Maschinenfabrik „Krupp´sche Halle“, die heute als Besucherzentrum dient und Ausstellungen beherbergt. Die Rettung der verfallenen Gießhalle seit den 1970er geht vor allem auf Privatinitiative zurück. Sinnbild dafür ist der sehr aktive Freundeskreis Sayner Hütte.

Empfohlene Aufenthaltsdauer:2 Stunden
Dauer einer geführten Tour:90 Minuten
Eintritt:kostenpflichtig
Barrierefreier Zugang:bitte Hinweise auf Webseite beachten
Angebote für Kinder:
Museumsshop:ja

März bis Oktober:
täglich 10.00-18.00 Uhr

November, Dezember:
Samstag, Sonntag, Feiertag 10.00-18.00 Uhr

Januar, Februar:
geschlossen

  • Führungen möglich