Sehen, hören, anfassen, fühlen: Wer die ehemalige Brikettfabrik Knappenrode betritt, erlebt 100 Jahre Lausitzer Industriegeschichte mit allen Sinnen. Den Auftakt bildet der Aufstieg auf den 22 Meter hohen Treppenturm. Der Panoramablick von dort oben öffnet sich auf eine Landschaft, in deren einstigen Braunkohletagebauen heute attraktive Seen stehen. Im Museum selbst atmen die Besucher den Geruch von frisch gepressten Briketts, als wäre erst gestern die letzte Schicht zu Ende gegangen. Über sieben Etagen zieht sich der Rundgang durch die von Kohlestaub geschwärzten Maschinensäle, die ehemalige Arbeiterinnen und Arbeiter in berührenden Video-Interviews zum Leben erwecken. Historische Maschinen von 1918 aufwärts erzählen gleich reihenweise vom Können der Ingenieure und Techniker des 20. Jahrhunderts. Das gilt besonders für die drei Dampfturbinen in der Kraftzentrale: Sie reichen von der Kaiserzeit bis in die 1950er Jahre und erzeugten bis zur Stilllegung 1993 den Strom für das gesamte Brikettwerk. Den Weg des Rohstoffs Kohle in die Fabrik zeichnet das weitläufige Außengelände nach, das mit Mitmachangeboten, einem Labyrinth und einer Tunnelrutsche auch für kleine Besucher jede Menge Abenteuer bereithält.
Sächsisches Industriemuseum | Energiefabrik Knappenrode
Ernst-Thälmann-Straße 8
02977 Hoyerswerda
Deutschland
+49 (0) 3571 - 604267
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Sumpf, Heide, Kiefernwälder: Das war die Lausitz um 1850. Die Braunkohle krempelte alles um – Bahnstrecken, Tagebaue und Brikettfabriken überzogen die Ebene. Eines dieser Brikettwerke gründete 1914 der preußische Großindustrielle Joseph Werminghoff in der Nähe von Hoyerswerda. Die Produktion begann im Oktober 1918, wenig später folgten zwei Erweiterungsbauten mit der damals modernsten Technik. Die neue Fabrik zog Menschen aus Bergbaugebieten in Tschechien, Polen und Deutschland an. Und die Eintracht AG sorgte für sie – vor den Fabriktoren entstand die Werkssiedlung Werminghoff. Kaufhaus, Gasthaus, Kulturhaus, Bahnhof: Das Unternehmen kümmerte sich um alles und bestimmte Inhalt und Rhythmus des Lebens. Selbst die Erde, in der die Menschen begraben wurden, gehörte dem Werk.
Nach dem Zweiten Weltkrieg fiel der größte Teil der technischen Ausstattung russischen Reparationsforderungen zum Opfer. Doch schon im Mai 1948 nahm die erste Brikettpresse ihre Arbeit wieder auf. Das Werk hieß nun Glückauf, die im Lauf der Jahre angewachsene Werkssiedlung bekam den Namen Knappenrode. 1965 erreichte die Fabrik mit mehr als anderthalb Millionen Tonnen Briketts ihre höchste Jahresleistung. Danach blieb die notwendige Modernisierung aus, die Maschinen veralteten zusehends und permanente Engpässe in der Ersatzteilbeschaffung machten das Werk schon zu Lebzeiten zum Museum. Heute erweist sich das als Glückfall. Denn als 1993 die letzte Schicht ihren Dienst beendete, hinterließen die Arbeiter – europaweit einzigartig – eine fast lückenlose Folge historischer Brikettier-Technik. Mittlerweile präsentiert sich das sorgfältig restaurierte Fabrikensemble als imposantes und vielseitiges Industriemuseum. Auf einer Zeitreise erlebt der Besucher spielerisch die industriellen, sozialen und ökologischen Veränderungsprozesse der Region: von den sorbischen Heidedörfern über den Braunkohleboom im 20. Jahrhundert bis hin zur Gestaltung des Lausitzer Seenlands und zu aktuellen Fragen der Energiewende.
Empfohlene Aufenthaltsdauer: | 2-3 Stunden |
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Dauer einer geführten Tour: | 60 Minuten |
Eintritt: | kostenpflichtig |
Barrierefreier Zugang: | bitte Hinweise auf Webseite beachten |
Angebote für Kinder: | |
Gastronomie: | |
Besucherzentrum beim Objekt: | ja |
Museumsshop: | ja |
Dienstag - Sonntag 10.00-18.00 Uhr