Portugals Königsfamilie reiste im Zug. Natürlich nicht wie jedermann, sondern im prächtig ausgestatteten Privatzug mit eigenen Waggons für die Prinzen und die pompöse Königin Maria Pia. Der königliche Dampfzug aus dem 19. Jahrhundert ist einer der Höhepunkte des Portugiesischen Eisenbahnmuseums und steht gleich neben seinem Nachfolger: dem Präsidentenzug, der von 1910 bis 1970 die ungekrönten Staatsoberhäupter des Landes beförderte. Doch das Museum, das sich mit seiner Ausstellungsfläche von 4,5 Hektar über mehrere Gebäude erstreckt, hat noch viel mehr zu bieten. Die umfangreiche Sammlung beginnt in der Frühzeit der Dampflokomotiven und präsentiert rund 160 Jahre Eisenbahngeschichte - mit Vorliebe aus der Sicht der daran beteiligten Menschen. Interaktive Stationen machen die Besucher vorübergehend selbst zu Eisenbahnern auf einer spannenden Zeitreise. Die umfasst neben Schienenfahrzeugen viele Objekte, die den Alltag rund um den Bahnbetrieb veranschaulichen, darunter einen fein ziselierten Telegrafentisch aus der Frühzeit der Datenübertragung. Kleine Gäste können auf dem Außengelände einen Modellzug besteigen, und eine Fahrt mit der pedalgetriebenen Draisine auf einer der insgesamt 19 Museumsstrecken verspricht Spaß für die ganze Familie.
Nationales Eisenbahnmuseum
Museu Nacional Ferroviario
Rua Eng. Ferreira de Mesquita
2334-909 Entroncamento
Portugal
+351 (0) 249 - 130375
Homepage
Die beiden sorgfältig hergerichteten Luxuszüge des Museums sind Glanzstücke des portugiesischen Eisenbahnzeitalters und werfen zugleich ein Schlaglicht auf die politische Geschichte des Landes. Die feudal ausgestatteten Waggons des Königshauses stehen für eine Monarchie, deren aufwändige Hofhaltung die verarmte Bevölkerung zuletzt immer mehr gegen sich aufbrachte und 1910 schließlich der Ersten Republik weichen musste. Die demokratischen Führer bevorzugten den moderneren Präsidentenzug – genauso wie die Generäle, die sich 1926 erfolgreich an die Macht putschten. Mit dem Wirtschaftsprofessor und ehemaligen Klosterschüler Antonio de Oliveira Salazar hievten sie einen Diktator an die Macht, der Portugal bis 1968 mit eiserner Hand regierte – und seine Dienstreisen aus eigener Tasche bezahlte, um den Staatshaushalt nicht zu belasten.
36.000 Ausstellungsobjekte hat das Museum in seinem Bestand – von der Trillerpfeife bis zum reich bestückten Rundlokschuppen, von der Dampflok bis zum Schienenverkehr der Zukunft. Dass diese Sammlung, die zu den besten ihrer Art in Europa gehört, ausgerechnet in Entroncamento gezeigt wird, ist kein Zufall. Dieser Ort, dessen Name „Verzweigung“ bedeutet, verdankt seine Entstehung 1864 der Kreuzung zweier bedeutender Eisenbahnstrecken: der Linien Lissabon–Porto (Linha do Norte) und Abrantes-Spanien (Linha do Leste). Erst seit 1991 hat die Gemeinde den Status einer Stadt.
Entroncamento ist also selbst ein Stück portugiesischer Eisenbahngeschichte. Noch heute führen fast alle Züge über diesen Knotenpunkt, in den meisten Fällen müssen Passagiere hier sogar umsteigen. Das Museum logiert in verschiedenen Gebäuden der über anderthalb Jahrhunderte gewachsenen Eisenbahnerstadt und versteht sich als lebendiger Organismus, der sich ständig verändert und erweitert. Deshalb ist ein Besuch auch immer wieder auf neue Weise spannend. Kunstausstellungen und Konzerte sowie Workshops und Kongresse vervollständigen das abwechslungsreiche Museumsprogramm.
Empfohlene Aufenthaltsdauer: | 3 Stunden |
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Dauer einer geführten Tour: | 150 Minuten |
Eintritt: | kostenpflichtig |
Barrierefreier Zugang: | vollständig |
Angebote für Kinder: | |
Gastronomie: | |
Besucherzentrum beim Objekt: | ja |
Museumsshop: | ja |
Dienstag - Samstag 13.00-18.00 Uhr
Sonnatag 10.00-18.00 Uhr