Museum von Norwich am Bridewell

Die große mittelalterliche Stadt Norwich bietet eine solche Fülle an historischen Zeugnissen, dass es ein Leichtes ist, die Vielzahl der Industriegebäude aller Perioden und speziell des 19. Jahrhunderts zu erfassen, die im Zentrum der Stadt liegen. Die industrielle Ökonomie des Ortes zeichnete sich durch eine facettenreiche Mischung aus Textil- und Schuhgewerbe, Lebensmittelproduktion und Arzneimittelbranche aus. Die Textilindustrie East Anglias erlangte ihre herausragende Bedeutung im Mittelalter, als tausende von Heimarbeitern die Weber von Norwich mit Garn versorgten. Noch um 1800 betrug dieses Heimarbeiterheer an die 100.000 Mitglieder. Viele Familien verdankten ihren Erfolg dem Tuchhandel, allen voran die Harveys und Ives, deren Namen in den Inschriften von St. Clement in Colegate Unsterblichkeit erlangt haben. Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass die Verbreitung mechanischer Webstühle in Nord- und Westengland Norwich als wichtigstes Regionalzentrum der herkömmlichen Textilindustrie besonders schwer traf. Zwar entstanden auch hier einige Textilfabriken, um mit den anderen Standorten zu konkurrieren, aber noch 1845 zählte Norwich lediglich 428 mechanische Webstühle im Vergleich zu 31.000 Exemplaren in Yorkshire. Ein Überbleibsel aus dieser Zeit ist die symbolträchtige St. James Mill, die nach wie vor die Uferlandschaft im Stadtzentrum ziert. Bis 1870 war die Lederverarbeitung zur bestimmenden Industrie Norwichs aufgestiegen, und die spätviktorianische Zeit sah die Errichtung des gigantischen Norvic-Werkes und anderer Fabriken.

Auf dem Humus der wachsenden Fabrikarbeiterschaft blühten die Brauereien. Die Bullard`s Anchor Brewery und das Bürogebäude der Stewarts & Patteson`s Pockthorpe Brewery haben die Zeiten überdauert, auch wenn viele bedeutende Industriedenkmäler verloren gingen. Zu den Verlustfällen zählt etwa die berühmte Rowntrees-Schokoladenfabrik. Sanierungspläne existieren für das ebenfalls berühmte Senfwerk von Coleman`s, (der Legende nach) allein finanziert durch „Senfreste, die auf dem Teller liegen blieben”. Auch die lokale pharmazeutische Industrie blickt auf einen Stammbaum zurück, der ins 18. Jahrhundert zurückreicht. Weitere Sehenswürdigkeiten in Norwich umfassen frühere Textil- und Besenfabriken, Essigwerke sowie bedeutende Werke des Ingenieurbaus wie die Coslany-Brücke. Gybsons Well (Brunnen) ist ein faszinierendes, wenn auch vernachlässigtes Monument der Wasserversorgung aus dem 16. Jahrhundert, und neben der normannischen Kathedrale erhebt sich ein mittelalterliches Klosterbrauhaus.

Das Bridewell-Museum beheimatet eine herausragende Sammlung industrie- und sozialgeschichtlicher Zeugnisse. Es logiert in einer ehemaligen Schuhfabrik, die auch schon als Gefängnis diente. Das Gebäude schließt die Widersprüche dieser mittelalterlichen und später industrialisierten Stadt in sich ein. Einen Besuch lohnt nicht zuletzt die gewaltige Stadthalle, die aus den 1930er Jahren stammt und im schwedischen Stil errichtet wurde. Die Eingangstüren tragen prächtige Zinnwappen, die die verschiedenen Gewerbe von Norwich darstellen – eine wundervolle Entdeckung, die sich niemand entgehen lassen sollte!

Museum von Norwich am Bridewell
Bridewell Alley
NR2 1AQ Norwich, Norfolk
Norfolk
East of England
Vereinigtes Königreich
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