Sie waren ein Höhepunkt vorindustrieller Technologie: die Seidenzwirnmaschinen aus Bologna. Kein einziges Exemplar davon hat sich erhalten, doch hält eine halblebensgroße Rekonstruktion im Museum der Industriekultur die Erinnerung daran auf eindrucksvolle Weise wach. Gepaart mit weiteren funktionstüchtigen Modellen und audio-visuellen Installationen veranschaulicht sie die Blüte der örtlichen Seidenproduktion vom 15. bis 18. Jahrhundert. Den architektonischen Rahmen bilden die 16 Kammern eines Hoffman-Ringofens, der von 1887 bis 1966 in Betrieb war und der zugleich die Geschichte der hier ehemals ansässigen Ziegelei Galotti erzählt. Auf zwei weiteren Etagen zeichnet das Museum das Panorama einer Stadt, die gleich mehrere Industriezweige erfolgreich vorangetrieben hat, darunter die Textilherstellung und die Fertigung von Werkzeugmaschinen. Besonders bedeutend war der Maschinenbau, dem die Welt zum Beispiel Autos der Marke Maserati oder Ducati-Motorräder verdankt. Die sind ebenso in der Ausstellung zu sehen wie etwa eine Tortellini-Maschine oder Produkte der hochmodernen Verpackungsindustrie. Die Bandbreite der Exponate zeigt, dass Industriekultur in Bologna weit zurück in die Vergangenheit reicht, aber auch gelebte Gegenwart ist.
Museum der Industriekultur
Museo del Patrimonio Industriale
Fornace Galotti
Via della Beverara 123
40131 Bologna
Italien
+39 (0) 51 - 6356611
Homepage
Der Kollaps der Seidenindustrie im späten 18. Jahrhundert stürzte Bologna in eine existentielle Krise. Innovationen mussten her, und sie kamen in Gestalt des Wirtschaftsprofessors Luigi Valeriani (1758-1828) und seines Neffen, des Experimentalphysikers Giovani Aldini (1762-1834). Sie entwarfen die Grundzüge einer technischen Ausbildung, die die Stadtverwaltung mit der Gründung des bis heute bestehenden Aldini-Valeriani-Instituts verwirklichte. Damit setzten sie den entscheidenden Impuls für einen wirtschaftlichen Neuanfang und sorgten dafür, dass sich Bologna in den folgenden Jahrzehnten zu einer der wichtigsten Industriestädte Italiens entwickelte.
Dank dem Aldini-Valeriani-Institut gilt Bologna zudem als bedeutendes Zentrum der Industrie-Archäologie. Bereits in den 1970er und 1980er Jahren entstand in Zusammenarbeit mit der Universität eine bemerkenswerte Serie von funktionstüchtigen historischen Industriemodellen, unter denen eine halblebensgroße Seidenzwirnmaschine besonders herausragt. Solche Maschinen arbeiteten seit dem 16. Jahrhundert in zahlreichen mehrstöckigen Fabriken der Stadt, zeitweise angetrieben von mehr als 400 Wasserrädern. Heute bilden die genannten Modelle den Kern des örtlichen Museums der Industriekultur, das seit 1997 in der ehemaligen Ziegelfabrik Galotti residiert und auf rund 3.000 Quadratmetern ein umfangreiches Panorama der Industriegeschichte Bolognas ausbreitet. Die startete mit dem Maschinenbau, nahm mit elektromechanischen Verfahren Fahrt auf und verbindet aktuell beide Disziplinen in der Mechatronik. Der heutige Ruf der Stadt als hochentwickelter Industriestandort basiert im Wesentlichen auf der Automobil- und der Verpackungsindustrie. Geschafft hat Bologna das aus eigener Kraft. Technikschulen, lokale Unternehmensverbände und Geldgeber, nicht zuletzt die vielen kleinen und mittleren Betriebe vor Ort haben ihren Beitrag zur wiederholten Neuerfindung Bolognas geleistet. Auf ihre Rolle legen die spannenden Ausstellungen des Museums besonderen Wert.
Empfohlene Aufenthaltsdauer: | 2 Stunden |
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Dauer einer geführten Tour: | 90 Minuten |
Eintritt: | kostenpflichtig |
Barrierefreier Zugang: | vollständig |
Angebote für Kinder: | |
Museumsshop: | ja |
Januar bis Mitte Juni und Mitte September bis Dezember:
Dienstag - Freitag 09.00-13.00 Uhr
Samstag 09.00-13.00 und 15.00-18.00 Uhr
Sonntag 15.00-18.00 Uhr
Mitte Juni bis Mitte September:
Dienstag - Donnerstag 09.00-13.00 Uhr
an den anderen Wochentage nach Voranmeldung (3 Tage voraus) für Gruppen ab 5 Personen von Montag - Freitag 09.00-14.00 Uhr