Mistley

Arthur Young (1741-1820) betrachtete Mistley in Essex als "eines der interessantesten Ausflugsziele Englands". Der erste Hafendamm entstand um 1720. Im späten 18. Jahrhundert gehörte die Anlage, die die Mündung des Stour überblickt, Richard Rigby (1722-88), der sein Vermögen mit Plantagen in Antigua und Jamaica gemacht hatte. Rigby war ein berüchtigter korrupter Politiker, über den man sich erzählte, dass er seinen Nachkommen "fast eine halbe Million an öffentlichen Geldern" hinterlassen hatte, die er sich zwischen 1764 und 1784 in seiner Funktion als Hauptzahlmeister der Armee angeeignet hatte. Das Herrenhaus war Schauplatz für Orgien, in deren Genuss angeblich Politiker kamen. Rigby war ein erfindungsreicher Farmer, der in Gewächshäusern Trauben, Pfirsiche und Ananas anbaute und zudem Pläne für ein Meerwasser-Spa in Mistley verfolgte, die aber nie verwirklicht wurden. Stattdessen baute er erfolgreich einen Hafen inklusive Dock, was den Handel mit Korn, Kohle und Kalk zum Blühen brachte und die Produktion ankurbelte. Außerdem errichtete er einen Gasthof und einige Ziegelhäuser. Zwei mit einem Säulengang versehene Türme anno 1776 erinnern noch heute an eine Kirche nach den Entwürfen von Robert Adam (1728-92). Sie stehen unter der Verwaltung der englischen Denkmalbehörde. Walfänger fanden in Mistley Ankerplätze, eine Werft baute mit 32 Kanonen bestückte Fregatten und überdies entwickelte sich der Ort zu einem der bedeutendsten Mälzerei-Zentren der östlichen Grafschaften. Zwischen den 1850er Jahren und 1904 errichtete das Mälzunternehmen Free, Rodwell & Co fünf große Mälzereien. Sie dienten als Vorzeigeprojekte für Robert Frees technologische Innnovationen und markierten den Höhepunkt des Mälzens auf Darrböden, sowohl im Hinblick auf den Umfang der Produktion als auch auf die Ausgereiftheit des Mälzprozesses. Später rüsteten Mälzereien ihre Betriebe auf die in Frankreich und Belgien entwickelte pneumatische Verarbeitung um. Free lebte in The Elms (heute Seafield House) in Mistley und baute Wohnungen für seine Angestellten. Einige der imposanten Gebäude, die auch die Mälzereien beherbergten, fielen in den frühen 1990er Jahren der Abrissbirne zum Opfer, andere jedoch wurden zu Wohnraum umgebaut. Kleine seetaugliche Schiffe löschen am örtlichen Kai immer noch ihre Waren und eine moderne, im Besitz der Crisp Malting Group befindliche Mälzerei ist bis heute in Betrieb.

Mistley
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