Der Anblick wirkt wahrhaft kaiserlich: eine gewaltige Stahlfachwerkkonstruktion, flankiert von schlanken Sandsteintürmen, auf deren Spitzen dekorative Kugeln thronen, das Ganze majestätisch gespiegelt im Dortmund-Ems-Kanal. Kein Wunder, dass Kaiser Wilhelm II. hier 1899 höchstpersönlich zur Einweihung schritt. Das Schiffshebewerk Henrichenburg bei Waltrop, heute ein Standort der LWL-Museen für Industriekultur, galt damals als technische Meisterleistung. Die lässt sich – nach einer technischen Einführung im Maschinenhaus - auf drei Ebenen erkunden: Der ehemals wassergefüllte Trog, in den die Schiffe einfuhren, ist ebenso begehbar wie die darunterliegende Plattform mit den Schächten für die mächtigen Schwimmer, auf denen der Trog ruhte. Die beste Übersicht gewährt die Brücke zwischen den beiden Obertürmen. Von dort ist auch das Lastschiff von 1929 zu sehen, auf dem der Besucher den Alltag der Schifferfamilien kennen lernt. Im sogenannten Oberwasser erwarten ihn weitere historische Schiffe, dazu Verladestationenund eine historische Hubbrücke. Kinder können mit Käpt’n Henri und Schiffsjunge Jan Bekanntschaft schließen und gemeinsam an einem Hebewerkmodell experimentieren oder Schiffe beladen wie anno dazumal.
LWL-Museum Schiffshebewerk Henrichenburg
Am Hebewerk 2
45731 Waltrop
Kreis Recklinghausen
Deutschland
+49 (0) 2363 - 97070
Homepage
Über 20.000 Postkarten gingen am 11. August 1899 von Waltrop aus in die Welt. Sie alle erzählen begeistert von der feierlichen Einweihung des Hebewerks Henrichenburg am selben Tag. Dabei ist gar nicht so klar, was die herbeigeströmten Massen mehr elektrisierte: Ehrengast Kaiser Wilhelm II. oder das weltweit erste Schiffshebewerk für große Binnenschiffe. Innerhalb der Strategie des deutschen Kaisers – "Unsere Zukunft liegt auf dem Wasser" – nahm das Technikbauwerk eine Schlüsselstellung ein. Dessen Einweihung fiel nicht umsonst mit der Eröffnung des Dortmund-Ems-Kanals zusammen und war ein öffentlichkeitswirksames Signal für ein zweites leistungsstarkes Transport-System neben der Eisenbahn. Allein die technischen Daten des damals hochmodernen Hebewerkes erregten Aufsehen. Es konnte Schiffe mit bis zu 750 Tonnen Ladefähigkeit heben - fast eine Verdoppelung der Leistung vergleichbarer Anlagen in England, Frankreich und Belgien. Der 70 Meter lange und 8,80 Meter breite Trog überwand die 14 Meter Höhenunterschied bis zur nächsten Staustufe in nur zweieinhalb Minuten. Wie das genau funktionierte, zeigt die Ausstellung im ehemaligen Maschinenhaus. Sie erklärt – unter anderem anhand funktionstüchtiger Modelle – Idee und Umsetzung des Auftriebsprinzips mithilfe von luftgefüllten Tauchkörpern und beleuchtet die historischen Zusammenhänge der Entstehungszeit.
Bis heute zieht das Schiffshebewerk Henrichenburg zahlreiche Schaulustige an. Selbstverständlich ist das nicht: Bereits 1962 bekam die historische Anlage Konkurrenz durch ein nahebei errichtetes neues Hebewerk, 1970 folgten Stilllegung und drohender Abriss. Die Rettung des Industriedenkmals ist nicht zuletzt beherzten Bürgerinitiativen zu verdanken und mündet 1992 nach aufwändiger Restaurierung und Rekonstruktion in die Eröffnung als Museum. Gemeinsam mit dem benachbarten jüngeren Hebewerk und zwei Schleusen bietet es lebensnahe Einblicke in Binnenschifffahrt und Kanalwesen der letzten 100 Jahre.
Empfohlene Aufenthaltsdauer: | 2 Stunden |
---|---|
Dauer einer geführten Tour: | 90 Minuten |
Eintritt: | kostenpflichtig |
Barrierefreier Zugang: | bitte Hinweise auf Webseite beachten |
Angebote für Kinder: | |
Gastronomie: | |
Besucherzentrum beim Objekt: | ja |
Museumsshop: | ja |
Dienstag bis Sonntag 10.00-18.00 Uhr
(letzter Einlass 17.30 Uhr)