LWL-Museum Zeche Nachtigall und das Muttental

1832 ging es der Ruhrkohle richtig an den Kragen – mit dem Tiefbauschacht Neptun. Bis dahin war es üblich, Stollen waagerecht in die Talhänge zu treiben. Neptun dagegen bohrt sich 450 Meter in die Tiefe. Die Voraussetzung: leistungsfähige Dampfmaschinen zur Entwässerung der nun gleich etagenweise angelegten Fördergänge. Das Ergebnis: eine Vervielfachung des Ertrags. Die ehemalige Zeche Nachtigall in Witten gehört zu den ersten Tiefbaubergwerken an der Ruhr – für die LWL-Museen für Industriekultur Grund genug, hier einen von acht erlebnisreichen Standorten einzurichten. Ein mehr als 100 Meter langer Stollen versetzt die Besucher in die Anfänge des regionalen Grubenbaus, als die Zechen noch klein waren und mit einer Handvoll Bergleuten auskamen. Hauptattraktion im Maschinenhaus: eine der ältesten Dampfmaschinen des Reviers, Baujahr 1887. Ebenfalls hier zu erleben: eine audiovisuelle Reise ins Ruhrtal des 18. und frühen 19. Jahrhunderts. Vollbeladene Kohlenkähne machten die Ruhr damals zu einem der verkehrsreichsten Flüsse Europas. Wer will, kann gleich selbst zum Kohlenschiffer werden – an Bord eines 35 Meter langen und nach Originalplänen rekonstruierten Seglers. Und noch einen Nachbau hat das Museum zu bieten: die „Zeche Eimerweise“. Die kleine Schachtanlage zeigt, mit welch primitiven Mitteln die Kohlenförderung nach 1945 wieder aufgenommen wurde. Hintergrund war die anhaltende Kohlenknappheit nach dem Zweiten Weltkrieg. Zu jener Zeit war aus der Zeche Nachtigall längst eine Ziegelei geworden. Daran erinnert ein mächtiger Doppelringofen, unter dessen Gewölbe eine Ausstellung Einblicke in die industrielle Ziegelproduktion und in Arbeits- und Lebensbedingungen der Zieglerfamilien bietet.

Die Zeche Nachtigall, 1714 erstmals erwähnt, steht in einer langen Bergbautradition. Deren Zeugnisse, darunter ein Bethaus für Bergleute oder das Gruben- und Feldbahnmuseum auf der ehemaligen Zeche Theresia, erschließt ein landschaftlich reizvoller Rundweg durch das benachbarte Muttental. Der Standort Nachtigall, zeitweilig eine der größten Kohlengruben im Revier, stellt 1892 den Betrieb ein. Kurz darauf entsteht dort eine Dampfziegelei, die bis 1963 arbeitet. Das 2003 an Ort und Stelle eröffnete Museum erzählt die Geschichte vom Aufbruch des Ruhrbergbaus ins Zeitalter der Industrialisierung.

LWL-Museum Zeche Nachtigall und das Muttental
Nachtigallstraße 35
58452 Witten
Ennepe-Ruhr-Kreis
NRW
Deutschland
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