Von wegen rauchende Schlote und himmelwärts ragende Industrietürme! Die Luisenhütte in Balve-Wocklum sieht geradezu gemütlich aus. Kein Stahl, keine komplizierten Rohrsysteme, keine mächtige Maschinenhalle. Statt dessen ein verwinkeltes Gebäude aus Bruchstein, Fachwerk und Holz inmitten lauschiger Bäume. Nahebei steht das Schloss der einstigen Fabrikantenfamilie aus altem Adel. Außerdem zu besichtigen: ein alter Erzstollen und der Hüttenteich.
Die Luisenhütte ist die älteste vollständig erhaltene Hochofenanlage Deutschlands. So sah ein Industriewerk aus, bevor das Ruhrgebiet zur Industrielandschaft par excellence wurde. Die Maße des gemauerten Hochofens: zehn Meter hoch und drei Meter weit. Den Brennstoff lieferten die ausgedehnten Wälder des westlichen Sauerlands. Daumenregel: 30 Tonnen Holz gleich sechs Tonnen Holzkohle gleich eine Tonne geschmolzenes Eisen. Auch der Hüttenteich hatte seine Funktion: Über ein Wasserrad trieb er das Hochofengebläse an. Wie das funktionierte, können Museumsbesucher live erleben. Ebenfalls noch in Betrieb: eine betagte Dampfmaschine, die einsprang, wenn im Hüttenteich zu wenig Wasser stand. War das Roheisen einmal gewonnen, konnte es in zwei schlanken Kupolöfen noch einmal geschmolzen und anschließend gegossen werden – zu Ofenplatten und Kanonenkugeln.
Die Geschichte dieser außergewöhnlichen Industrieanlage geht auf die Mitte des 18. Jahrhunderts zurück. 1834 wurde die Eisenhütte von ihrem damaligen Besitzer Ignaz von Landsberg erstmals rundum erneuert. Die heutige Ausstattung mit Öfen, Gießerei, Kran und Dampfmaschine entstand 1855 im Zuge einer weiteren Modernisierung. Doch es half alles nichts: die Technik blieb hoffnungslos hinter der Konkurrenz zurück. Im Ruhrgebiet heizte man längst mit Koks, dessen Brennwert der Holzkohle weit überlegen war. Dazu kam der Bau der Lennetalbahn, die eine direkte Verbindung zwischen den Siegerländer Erzvorkommen und den Hochöfen im Revier schuf. Die Luisenhütte geriet ins Abseits. 1865 wurde sie stillgelegt und danach nicht mehr verändert. Seit 1950 ist sie der Öffentlichkeit zugänglich – als unverfälschtes Zeugnis von den Anfängen der Industriekultur. Seit 2006 ist sie ein Industriemuseum, das alle Sinne anspricht und die Technik der Vergangenheit erlebbar macht
Luisenhütte
Wocklumer Allee
58802 Balve
Märkischer Kreis
Deutschland
+49 (0) 2352 - 9667034
Homepage
Empfohlene Aufenthaltsdauer: | 1,5-2 Stunden |
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Dauer einer geführten Tour: | 90 Minuten |
Eintritt: | kostenpflichtig |
Barrierefreier Zugang: | vollständig |
Angebote für Kinder: | |
Gastronomie: |
Mai bis Okotber:
Dienstag - Freitag 09.30-17.00 Uhr
Samstag, Sonntag, Feiertage 11.00-18.00 Uhr