Sand ist ein allbekannter Baustoff in ganz Europa, doch besonders reine Sandvorkommen wie die um Leighton Buzzard in Bedfordshire sind ein wertvoller mineralischer Rohstoff, der in Glashütten, Gießereien und anderen produzierenden Gewerben Verwendung findet. Der größte Teil des Sandes, den die britische Industrie vor 1914 verbrauchte, wurde eingeführt. Kriegsbedingte Transportprobleme stimulierten in der Folgezeit die Produktion im eigenen Land. Nördlich von Leighton Buzzard entstand eine dichte Kette von Sandgruben, entwickelt durch die beiden Firmen Joseph Arnold & Sons Ltd und George Garside (Sand) Ltd. Die von ihnen eingesetzten dampfgetriebenen Lastwagen verursachten schon bald schwere Straßenschäden. Nachdem den genannten Unternehmen klar gemacht worden war, dass sie die Kosten für die Reparatur würden tragen müssen, bauten sie eine Transportbahn mit einer Spurweite von 610 mm. Die Hauptstrecke, deren Abzweige zu den einzelnen Sandgruben führten, erreichte eine Länge von 5,6 Kilometern und begann in Grovebury Sidings, einem Ort an der Bahnstrecke von Leighton Buzzard nach Luton. In Grovebury Sidings wurde der Sand gewaschen und zum Weitertransport auf Wagen der regulären Bahn umgeladen. Die Ausstattung bestand mehrheitlich aus überschüssigem Kriegsmaterial. 1921 etwa wichen die bis dahin eingesetzten Dampfloks gepanzerten Kraftstoffloks, die für den Einsatz an der Westfront gedacht waren. In den folgenden Jahrzehnten prosperierte die Sandgrubenbahn. Den Höhepunkt ihrer Betriebsamkeit erreichte sie in den 1950er Jahren – damals transportierte sie 100.000 Tonnen Sand pro Jahr. Später, als etliche Gruben bereits ausgebeutet waren, verlagerte sich der verbliebene Lastverkehr zunehmend auf die Straße. 1969 stellte die Hauptstrecke der Bahn ihren Betrieb ein. Die letzte Transportbahn innerhalb einer Grube wurde 1981 ausgemustert.
Heute betreibt die 1968 gegründete Leighton Buzzard Narrow Gauge Railway Society die Schmalspurbahn. Deren Züge verkehren zwischen einem Bahnhof in Page’s Park – nicht weit von Grovebury Sidings – und Stonehenge Works, dem Depot der Betreibergeselschaft. Anders als früher befördert die Bahn heute Passagiere, es gibt einen regelmäßigen Fahrplan für Besucher. Unterwegs passiert der Zug eher unspektakuläre Wohngebiete, und doch erinnert die Fahrt an eine kaum bekannte Industrie und an die Rolle industriell genutzter Schmalspurbahnen im 20. Jahrhundert. Die 50 Dampf- und Kraftstoffloks, über die die Betreibergesellschaft verfügt, haben ihren Dienst bereits in vielen Teilen der Welt verrichtet. Drei von ihnen entstanden in den Montagehallen von Orenstein & Koppel in Berlin. Die rund 120 Waggons stammen aus dem Bestand von Industriebahnen unterschiedlichster Art.
Leighton Buzzard Eisenbahn
Page’s Park Station
Billington Road
LU7 4NT Leighton Buzzard
Bedfordshire
Vereinigtes Königreich
+44 (0) 525 - 373888
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