Kraftmuseum. Norwegisches Wasserkraft- und Industriestadtmuseum

„Das Tal scheint durch einen gewaltigen Schlag mit dem Vorschlaghammer entstanden zu sein“, schreibt der in Odda geborene auf aufgewachsene norwegische Schriftsteller Frode Grytten. Wasserfälle, Gletscher und dramatische Berglandschaften zogen schon im 19. Jahrhundert zahlreiche Touristen in die Gegend um Odda und Tyssedal. Mitten in dieser urwüchsigen Szenerie, am Ufer des tiefblauen Sørfjords, entstand zwischen 1906 und 1918 mit dem Kraftwerk Tysso I eines der größten Hochdruckkraftwerke der damaligen Welt. Heute ist das nach seiner Stilllegung umfassend renovierte Industriedenkmal Teil des Kraftmuseums (Norwegisches Wasserkraft- und Industriestadtmuseum). Die monumentale Architektur verrät den hohen ästhetischen Anspruch der Bauherren. In der lang gestreckten Turbinenhalle, deren feierliche Rundbogenfenster auf den Fjord blicken, sticht vor allem die ehemalige Schaltzentrale mit ihren Marmortafeln und Schaltern aus Bakelit hervor. Ein Ausflug zum nahe gelegenen Ringedals-Staudamm in Skjeggedal vermittelt ein Bild von dem Umfang der hydraulischen Anlagen, bestehend aus Talsperre, Verteilerbecken und Druckrohrleitungen. Der Aufstieg zum berühmten Felsvorsprung Trolltunga ("Die Trollzunge")  ist nur eine der vielen Wandermöglichkeiten, die der Hardangervidda Nationalpark bietet.

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Kraftmuseum. Norwegisches Wasserkraft- und Industriestadtmuseum
Kraftmuseet. Norsk vasskraft- og Industristadmuseum
Naustbakken 7
5770 Odda-Tyssedal
Norwegen
+47 (0) 53 - 650050
Homepage

Geschichte

Zu den prominentesten Touristen, die einst an diesen entlegenen Zipfel des Sørfjords reisten, gehörte Kaiser Wilhelm II. Um 1900 besaß allein Odda zehn Hotels, darunter das größte in Norwegen überhaupt. Der Besucherstrom verebbte, als der Bau einer Karbid- und Zyanamidfabrik Odda seit 1908 in einen Schwerindustrie-Standort verwandelte. Um dessen Energiebedarf zu decken, entstand parallel im drei Kilometer nördlich gelegenen Tyssedal das Kraftwerk Tysso I. Diese Gleichzeitigkeit ist typisch für Norwegen, das seine wirtschaftliche Entwicklung fast ausschließlich dem im Überfluss vorhandenen Wasser verdankt. 1906 zählte das Land nicht weniger als 757 Wasserkraftwerke. Die Attraktivität dieser Energiequelle war so groß, dass ihr die Industrie selbst an die entlegensten Standorte folgte. Tyssedal bietet dafür eines der frühesten Beispiele. Binnen weniger Jahre schwoll die Bevölkerung des Ortes von 30 auf 1000 Bewohner an. Erst 1989 stellte das Kraftwerk den Betrieb ein.

Das heutige Museum befindet sich im alten Verwaltungsgebäude der Gesellschaft Tyssefaldene aus dem Jahr 1914. Hier waren auch öffentliche Institutionen wie Bank, Post und Telegrafenstation untergebracht. Im Keller befanden sich die Arrestlokale – bis 1915 übte Tyssefaldene auch die örtliche Polizeigewalt aus. Dies und vieles mehr machen die Ausstellungen und Multimediaprogramme des Museums wieder lebendig. Sie versetzen die Besucher in das Leben eines Arbeiters oder Angestellten, einer Hausfrau oder eines Kindes der damaligen Zeit. Den Höhepunkt des Rundgangs bildet die Besichtigung des ehemaligen Kraftwerks direkt am Sørfjord. Den größten Teil des 180 Meter langen Gebäudes nimmt die Maschinenhalle ein, deren hintereinander aufgereihte Turbinen einst Hochtechnologie waren.

Bis heute verfügt Norwegen für den Bau von Wasserkraftwerken in Gebirgsregionen weltweit über das beste Know-how, gepaart mit einem zunehmend verantwortungsvollen Umweltmanagement. So stehen auch die fünf noch existierenden Wasserfälle des Oddatals längst unter Naturschutz.

Empfohlene Aufenthaltsdauer:2 Stunden
Dauer einer geführten Tour:120 Minuten
Eintritt:kostenpflichtig
Barrierefreier Zugang:vollständig
Angebote für Kinder:
Gastronomie:
Besucherzentrum beim Objekt:ja
Museumsshop:ja

Mitte Mai bis Mitte September:
täglich 10-00-17.00 Uhr
Mitte September bis Mitte Mai:
Montag - Freitag 10.00-15-00 Uhr, an Wochenende nach Voranmeldung

  • Führungen möglich
  • Fremdsprachliche Führungen
  • Führungen für Kinder