Kohlehalle von Grossouvre

Waffen für die französische Revolution, Kanalrohre für Madrid und Paris, Konstruktionsteile für den Eiffelturm: Die Eisenhütten des Pays Loire Val d'Aubois waren einst international ein Begriff. Wie es dazu kam, erzählt die aufwändig restaurierte ehemalige Holzkohlehalle von Grossouvre aus dem Jahr 1844. Multimedial und interaktiv entwirft sie auf fast 1000 Quadratmetern ein lebendiges Bild der regionalen Eisenindustrie. Deren Niedergang Ende des 19. Jahrhunderts fiel auch der Hochofen von Grossouvre zum Opfer. Ganz in der Nähe ist jedoch noch ein Haus mit Arbeiterwohnungen zu besichtigen. Die ebenfalls benachbarte Ziegelei produziert hier seit etwa 1900. Eine weitere, nicht mehr genutzte Ziegelei in La Guerche sur l'Aubois wird derzeit restauriert. Wie sehr die regionalen Industrien die Stadtplanung beeinflussten, zeigt sich in Torteron im Norden des Val d'Abois. Als traditionsreiche Zementstadt präsentiert sich Beffes: Das gewaltige moderne Zementwerk hat seinen Ursprung in historischen Steinbrüchen und Ofenanlagen. Cuffy mit seinem über 300 Meter langen Aquädukt über den Kanal Lateral veranschaulicht die frühe Entwicklung industrieller Transportwege. Für all diese Industriedenkmäler ist Grossouvre ein idealer Start- und Infopunkt.

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Kohlehalle von Grossouvre
Espace Métal - Halle de Grossouvre
Route de Véreaux
18600 Grossouvre
Cher | Centre
Frankreich
+33 (0) 248 - 770638
Homepage

Geschichte

Die Industrialisierung Frankreichs vollzog sich lange im ländlichen Raum und umfasste dort jeweils verschiedene Industriezweige. Dafür liefert das Pays Loire Val d'Aubois ein anschauliches Beispiel. Die Voraussetzungen waren günstig: Ausgedehnte Wälder und Gewässer dienten als Energiequellen, Rohstoffe lagen in Form von leicht abzubauendem Eisenerz, qualitativ hochwertigem Kalkstein und Lehm vor.

Als Urheber der industriellen Dynamik gelten die Zisterziensermönche der Abtei Fontmorigny - sie sollen bereits im 12. Jahrhundert mit der Eisenverarbeitung begonnen haben. Viel später, im Jahr 1825, brachte ein gewisser Georges Dufaud von einer Reise nach Merthyr in Südwales neue Ideen mit, die sowohl die Technik der Kohlefeuerung als auch den Einsatz von Walzanlagen in der Region nachhaltig beeinflussten. Zu jener Zeit war das Val d'Aubois eines der führenden Zentren der Eisen- und Stahlverarbeitung in Frankreich. Kanäle und Bahnlinien verbanden das Industriegebiet mit Nordeuropa und dem Mittelmeer. Seit 1824 führte zudem die neue Dampfmaschinentechnologie bei Torteron zur Entstehung großer Gießereien, an die noch zahlreiche Reste erinnern. Um 1850 stammten 15 Prozent des in Frankreich produzierten Gusseisens aus dem Val d'Aubois.

Grossouvre erhielt den ersten Hochofen vermutlich im frühen 16. Jahrhundert oder sogar noch früher. Reste eines Hochofens aus dem 18. Jahrhundert liegen heute unter einem 40 Hektar großen See. In den 1860er Jahren geriet die regionale Stahlindustrie in die Krise. 1879 markiert das Ende der Stahlproduktion in Grossouvre. Hier wie anderswo siedelten sich alternative Industrien an, darunter Ziegeleien und Zementwerke. Heute ist die restaurierte Kohlehalle von Grossouvre Zentrum und Ausgangspunkt für die Geschichte der Eisenhüttentechnik in der Region. Die kompetenten Museumsmitarbeiter führen Besucher auch zu den benachbarten Arbeiterwohnungen ("Les Galeries") und anderen Industriedenkmälern einschließlich dem einst als Modellsiedlung geplanten Industriestandort Torteron.

Empfohlene Aufenthaltsdauer:1 Stunden
Eintritt:kostenpflichtig
Barrierefreier Zugang:vollständig
Gastronomie:

Februar bis June und September bis Dezember:
Dienstag - Sonntag 09.30-12.30 Uhr, 14.00-17.30 Uhr

Juli bis August:
täglich 10.00-18.30 Uhr

  • Führungen möglich