Der Kanalladeplatz in Wappenshall, nördlich von Telford, ist einer der bemerkenswertesten in der Geschichte der englischen Binnenschifffahrt. Zunächst diente er lediglich als gewöhnliche Anlegestelle entlang dem Shrewsbury-Kanal. Der war 1797 fertiggestellt und führte von einem Becken im Kohlerevier von Ost-Shropshire in die 26 Kilometer entfernte Kreisstadt Shrewsbury. Wie das Kanalnetzwerk für die Bergwerke und Eisenhütten des Kohlereviers war auch dieser Kanal konzipiert für Tub-Boote (wannenförmige Boote) rechteckigen Zuschnitts mit Maßen von etwa 6,5 mal 2 Metern. 1835 erfolgte die Verbindung des Shrewsbury-Kanals mit einem Abzweig des neu gebauten Verbindungskanals Birmingham & Liverpool (dessen Hauptstrecke heute Shropshire-Union-Kanal heißt). Das bedeutete zugleich den Anschluss an das nationale Kanalsystem, auf dem Kanalboote mit einer Länge von 21,34 Metern und einer Breite von 2,13 Metern verkehrten.
Konstrukteur des Kanals war Thomas Telford (1757-1834), auf den vermutlich eine elegante steinerne Schrägbrücke zurückgeht, die noch erhalten ist. Das Land um den Zusammenfluss der Kanäle gehörte der Familie Leveson-Gower, ihres Zeichens Herzöge von Sutherland und eine der reichsten Familien Englands. Vom Landgut der Sutherlands erhielt der Bauingenieur und Kanalarchitekt James Trubshaw (1777-1853) den Auftrag, einen Ladeplatz im Winkel der beiden Kanäle zu errichten. Anfänglich beschränkte sich das Bauwerk auf ein zweistöckiges, mit einem gusseisernen Kran ausgestattetes Lagerhaus, doch 1844 wurde die Anlage um ein sehr viel größeres dreistöckiges Lagerhaus erweitert, das einen der Kanalarme wie eine Brücke überspannt. Waren gelangten so per Flaschenzug aus dem Laderaum der Kanalboote direkt in die oberen Geschosse. Die Rechnungsbücher des Ladeplatzes im Archiv des Sutherland-Landgutes (das Archiv teilen sich heute die Kreisarchive von Shropshire und Staffordshire) bieten einen einzigartig detaillierten Einblick in den kleinen Güterverkehr (also Warenkleinsendungen an Einzelhändler) – ein Handelssegment, das in England zwischen etwa 1800 und dem Ausbau des nationalen Eisenbahnnetzes in den 1840er Jahren überwiegend über die Kanalschifffahrt abgewickelt wurde. In Wappenshall endete dieser kleine Güterverkehr nach 1850, als die ersten Eisenbahnen schon fuhren. Doch der Ladeplatz blieb weiter in Benutzung: für den Vertrieb der Kohle und Eisenerze aus den Bergwerken, Hochöfen und Schmieden des Kohlereviers Ost-Shropshire und als Umschlagplatz der für die Eisenhütten bestimmten Kalksteinladungen aus den Steinbrüchen in Nordwales.
Um die Mitte des 20. Jahrhunderts kam der Schiffsverkehr auf den Kanälen zum Erliegen. Im Jahr 2000 wurde der Shrewsbury and Newport Canals Trust gegründet mit dem erklärten Ziel, langfristig die Kanalroute von dem Zusammenfluss mit dem Shropshire-Union-Kanal bei Norbury über Newport und Wappenshall bis nach Shrewsbury zu restaurieren. 2008 nutzte der Stadtrat von Telford und Wrekin die Gelegenheit, den Komplex in Wappenshall zu erwerben und ihn anschließend an den Trust zu verpachten. Der hat mittlerweile mit der Restaurierung von Wappenshall begonnen und wird dort ein Besucherzentrum einrichten. Das Gelände ist mehrere Male im Jahr öffentlich zugänglich.
Kanalladeplatz Wappenshall
TF6 6DE Telford
Shropshire
Vereinigtes Königreich
Homepage