Kabelfabrik

Helsinkis Kabelfabrik illustriert den Wandel, dem die Industrie in Finnland und in anderen europäischen Ländern im Verlauf des 20. Jahrhunderts unterlag. Bis Arvid Wikstrom (1886-1937) 1912 die Suomen Kaapelitehdas Oy (Finnsiche Kabelfirma) gründete, musste Finnland alle im Land benötigten Kabel einführen. Zuvor hatte Wikstromer einschlägige Erfahrungen in England und Deutschland gesammelt. Die Kabelfabrik liegt am Strand in der Gegend von Salmisaari auf der Westseite von Helsinki. Sie entstand unter der Direktion des Wikstrom-Nachfolgers Verner Weckman (1882-1968). Er war olympischer Goldmedaillengewinner im Ringkampf, hatte in Karlsruhe studiert und im Ural gearbeitet und war 1917 nach Finnland zurückgekehrt, nachdem das Land seine Unabhängigkeit von Russland erlangt hatte.

Den Auftrag zum Bau der Fabrik erhielt der Architekt Waino Gustaf Palmquist (1882-1964). Von 1939 bis 1954 errichtete er eine Anlage, die aus einer Reihe von drei-, fünf- und siebenstöckigen Gebäuden aus hellem Backstein bestand. Der Komplex erstreckt sich über fünf Hektar und war vermutlich die größte Fabrik in ganz Finnland.

Mit Beginn der 1960er Jahre ließ Suomen Kaapelitehdas Oy mehr und mehr von der traditionellen Kabelproduktion ab und wandte sich der Elektronik zu, um schließlich 1967 mit Nokia Oy zu fusionieren, einer Firma, die sich ebenfalls in einem grundlegenden Wandel befand. Nokia Oy, 1865 in der kleinen Stadt Nokia in Südwestfinnland gegründet, hatte sich von einem forstwirtschaftlichen Betrieb zu einem Elektronikunternehmen entwickelt. Der erfolgreiche weitere Werdegang von Nokia zu einem internationalen Konzern begann in den späten 1960er Jahren in der Fabrik von Salmisaari. Im Zuge der Veränderungen, denen die elektronische Industrie unterlag, wurde der Bedarf an traditionellen Fabrikanlagen immer geringer, so dass ein Teil des Werks zu Beginn der 1980er Jahre verpachtet werden konnte, insbesondere an Künstler.

1987 erarbeitete Sanierungspläne für das Areal stießen auf den Protest der Pächter, die fürchteten, auf die Straße gesetzt zu werden. Sie gründeten eine Genossenschaft und ermöglichten damit eine flexiblere Handhabung der Umnutzung des Industriegeländes. 1991 war diese Umnutzung abgeschlossen. Heute beherbergt die Fabrik viele Künstlerateliers, neun Galerien, verschiedene Kunstschulen, Proberäume, Sportclubs und Radiosender sowie Fotografiemuseen, ein Theater, Hotels und Restaurants.

Kabelfabrik
Kaapelitehdas
Tallberginkatu 1
00180 Helsinki
Finnland
+358 (0) 9 - 47638300
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