Der erste Anblick: schlichte Backsteinmauern, davor ein neu gebautes Entree. Innen die Überraschung: Was ist das? Eine gewaltige Bahnhofshalle ohne Schienen? Eine stählerne Kathedrale ohne Kreuz und Altar, dafür mit moderner Bühne samt Zuschauerrängen? Durch das gläserne Giebeldach fällt milchiges Licht auf metallisch glänzende Gurtbögen. Deren Eleganz verleiht dem riesigen Raum eine fast religiöse Würde. Tatsächlich sah die Jahrhunderthalle in Bochum einmal aus wie eine Kirche: imposante 71 Meter lang und 33 Meter breit, in Haupt- und Seitenschiffe gegliedert wie eine Basilika, dazu jede Menge Stuck, Sandsteinimitat und Goldknäufe und darüber, nicht weniger als 71 Meter hoch, ein Glockenturm. Bauherr dieser erstaunlichen Konstruktion: der Bochumer Verein für Bergbau und Gußstahlfabrikation. Aber was will ein Industrieverband mit einer Kirche?
Die „Kirche“ war in Wirklichkeit ein Messepavillon und stand zuerst ganz woanders: in Düsseldorf auf der Industrie- und Gewerbeausstellung von 1902. „Kleine Weltausstellung“ wurde sie auch genannt in Anspielung auf die epochemachende Jahrhundertschau 1889 in Paris. Klar, daß sich ein Traditionskonzern wie der 1854 gegründete Bochumer Verein hier würdig präsentieren wollte. Zugleich waren die Bochumer kühle Rechner: Nach Ausstellungsschluß wurde das Stahlträgergerüst der Jahrhunderthalle auf dem Firmengelände in Bochum wieder aufgebaut – als dringend benötigte neue Gaskraftzentrale für die betriebseigenen Hochöfen. Fortan füllten Großmotoren, Dynamo- und Gasgebläsemaschinen den vormaligen Messeprachtbau, dessen Stuck und Zierrat nüchternem Backstein wich und der in den Folgejahren mehrfach erweitert wurde.
Das Verlöschen der letzten Hochöfen 1968 degradierte das einstige architektonische Schmuckstück zu einer gewöhnlichen Lagerhalle. Die Wiedergeburt beginnt 20 Jahre später mit behutsamen Restaurierungsmaßnahmen und Umbauten. Heute bildet die Jahrhunderthalle das glanzvolle stadtplanerische Zentrum des neuen Bochumer Westparks. Aus der „Industriekathedrale des Maschinenzeitalters“ ist eine „Montagehalle der Kunst“ geworden - für Konzerte, Theaterereignisse, Kunstperformances und Freizeitevents. Seit 2002 firmiert sie als offizielles Festspielhaus des international renommierten Kulturfestivals RuhrTriennale.
Jahrhunderthalle Bochum
An der Jahrhunderhalle 1
44793 Bochum
Deutschland
+49 (0) 234 - 3693111
Homepage
Eintritt: | frei |
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Barrierefreier Zugang: | vollständig |
Gastronomie: | |
Besucherzentrum beim Objekt: | ja |
Museumsshop: | ja |
Besucherzentrum im "PumpenhausZwei"
April bis September
Dienstag - Sonntag 11.00-18.00 Uhr
Oktober bis März
Dienstag - Freitag 12.00-17.00 Uhr; Samstag, Sonntag 11.00-18.00 Uhr
Die Halle ist nur im Rahmen von Veranstaltungen zu besichtigen. Außerhalb dieser Termine sind Führungen im Besucherzentrum zu buchen.
Außenbesichtigung ist jederzeit möglich.