Industriegemeinde Portlaw

Portlaw liegt am Flusslauf des Clodiagh, 20 Kilometer nordwestlich von Waterford. Seit 1825 entwickelte sich hier ein Industriestandort. Damals kaufte David Malcolmson (1765-1844), ein Quaker und Nachkomme schottischer Vorfahren, die im 17. Jahrhundert nach Irland ausgewandert waren, in der Nähe ein Grundstück. Er war durch Kornmühlen in Clonmell zu Vermögen gekommen und wurde zum Gründer einer Industriellendynastie.

Malcolmsons Besitz umfasste eine kleine Kornmühle, die er durch eine 97 Meter lange und 12 Meter breite Textilfabrik ersetzte. Das Gebäude hatte sechs Stockwerke und eine ursprünglich 13-gliedrige Fassade mit zinnenbewehrter Brüstung. 1837-38 erhielt sie im Norden eine 15 Jochweiten lange Erweiterung. Malcolmson erneuerte von Grund auf das Wasserantriebssystem, indem er eine 4,2 Meter hohe Wasserstufe konstruierte und vier Wasserräder installierte, die einen Durchmesser von 9,7 Meter aufwiesen und von denen zwei aus Eisen bestanden. Auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses entstand eine geräumige einstöckige Weberei mit einem halb aus Glas gefertigten Dach. Mit dem Rest des Areals war sie durch zwei Eisenbrücken verbunden. Darüber hinaus ließ er eine Kanalverbindung zum Flusslauf des Suir legen, die es 60-Tonnen-Lastkähnen erlaubte, Portlaw von Waterford aus anzulaufen. 1841 ging auf dem Gelände außerdem ein Gaswerk in Betrieb, ergänzt um kleine Maschinenfabriken und die Mayfield-Gießerei.

Zu Spitzenzeiten beschäftigte der Industriekomplex bis zu 2.000 Menschen. 1825 begann David Malcolmson, Häuser für seine Arbeiter zu bauen. Mehr davon folgten in den 1830er Jahren, doch die berühmte Werkssiedlung von Portlaw nahm erst zur Zeit seiner Söhne in den 1850er Jahren Gestalt an. Verantwortlicher Architekt war vermutlich John Skipton Mulvany (1813-70), wohlbekannt als Schöpfer einiger der elegantesten irischen Bahnhöfe. Sowohl die Häuser als auch der Gesamtplan der Werkssiedlung sind ungewöhnlich. Sie folgt dem barocken Muster eines polyvium, bestehend aus dreieckigen Gebäudeensembles, deren Spitzen jeweils auf einen zentralen Platz gerichtet sind, von dem aus die zentrale Straßenachse, die Factory Road, zur Fabrik führt. Viele der Häuser weisen das charakteristische Portlaw-Dach auf, bestehend aus kaum gekrümmtem, leichtem Holzfachwerk mit einer Deckung aus geteertem Kattun.

Einige Häuser ähnlicher Bauweise entstanden auch in anderen Werkssiedlungen Irlands, etwa in Bessbrook und Blarney, und einige auch in Gelsenkirchen im Ruhrgebiet, wo William Thomas Mulvany (1806-80), der Bruder des Architekten, als einer der führenden Bergwerksunternehmer tätig war.
In den 1860er Jahren geriet das Malcolmson-Imperium ins Trudeln, ausgelöst durch Engpässe infolge des Amerikanischen Bürgerkriegs und den Bankrott der Overend Gurney Bank 1866. 1876 wurde das Unternehmen aufgelöst, durch die Schließung der Fabrik gingen 1.141 Arbeitsplätze verloren. Bis 1914 sah der Ort eine wiederbelebte Textilherstellung geringen Umfangs, und bis 1914 produzierte eine Molkerei in dem einstigen Fabrikgebäude.

Als die irische Regierung 1932 wirtschaftliche Unabhängigkeit anstrebte, entstand auf dem Gelände Irlands größte Gerberei, für die 1945 eigens ein beachtliches Betongebäude errichtet wurde. Die Gerberei schloss 1985. Seither wartet der aufgegebene Industriekomplex einschließlich der Ruinen der historischen Textilfabrik auf seine Sanierung. Auch die Werkssiedlung Malcolmsons existiert noch. In den vergangenen Jahren hat es verschiedene lokale Initiativen zum Erhalt des Industriedenkmals gegeben.

Industriegemeinde Portlaw
Information: South East Tourism Granary Building, The Quay Waterford Tel. +353 (0)875 788
Tannery: Factory Road, Portlaw
Waterford
Co. Port Lairge
Irland
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