Der Schein der Karbidlampen irrlichtert durch die unterirdische "Silberkammer". Da vorne! Sind das nicht zwei Bergleute? Mit Schlägel und Eisen rücken sie dem Dolomitgestein zuleibe. In der Ferne ist das Rattern von Erzloren zu hören, unterbrochen von Detonationen und Hammerschlag. Im nächsten Stollen steht das Wasser knietief, dort liegen schmale Stahlkähne vertäut. Während sie fast lautlos durch die Unterwelt gleiten, erzählen die Bergwerksführer von einem alten Schatzmeister, dessen Geist hier manchmal umgehen soll. Später bei Tageslicht, im heute als Museum genutzten Fördergebäude des "Engel"-Schachts, wirkt der rund einstündige Ausflug in das historische Silberbergwerk von Tarnowskie Góry wie der flüchtige Blick in eine andere Welt. Eine Welt aus verschachtelten Silber- und Bleigruben, die den oberschlesischen Ort mehr als 400 Jahre lang beherrschten und groß gemacht haben. Im Außengelände führt ein Freilichtmuseum in die spannende Zeit, als Dampfmaschinen in Form von Pumpen, Schachtwinden und Lokomotiven den Erzabbau revolutionierten. Wer nach alledem immer noch auf Abenteuer aus ist, kann im rund vier Kilometer entfernten Entwässerungsstollen "Schwarze Forelle" noch einmal auf unterirdische Bootsfahrt gehen - auf einer Strecke von 600 Metern Länge!
Welterbe Historische Silbererzgrube
Zabytkowa Kopalnia Srebra
ul. Szczęść Boże 81
42-600 Tarnowskie Góry
Polen
+48 (0) 32 - 2854996
Homepage
Karl der V., August der Starke, Johann Wolfgang von Goethe: Unter den vielen Menschen, die das oberschlesische Tarnowskie Góry besuchten, waren stets auch gekrönte Häupter und große Dichter. Sie kamen, um eine Wiege des europäischen Erzbergbaus zu sehen. Bereits im späten Mittelalter entstanden hier die ersten Silberminen. 1526 verlieh der Grundherr Fürst Johann der Gute dem aufstrebenden Ort Stadtrechte und erließ 1528 mit dem "Ordunek Gorny" eines der ersten europäischen Bergbaugesetze. Nach einem vorübergehenden Niedergang durch Kriege und Seuchen verhalfen neue Silberfunde der lokalen Erzförderung im 18. Jahrhundert zu einer Renaissance. Um die Gruben zu entwässern, ging hier 1788 eine der ersten Dampfmaschinen Europas in Betrieb. Friedrich Wilhelm Hrabia von Reden, der damalige preußische Industrieminister, veranlasste ihre Überführung aus England und den Einsatz im "Tiefer Stollen Friedrich".
1912 kam der Erzabbau in Tarnowskie Góry zum Erliegen. Er hinterließ ein Labyrinth unterirdischer Anlagen mit einer Gesamtlänge von über 150 Kilometern. Der Wasser führende Stollen "Schwarze Forelle", in dem neben den Namen gebenden Fischen auch Fledermäuse zu Hause sind, bildet den Abschluss des "Tiefer Stollen Friedrich". Schon vor dem Zweiten Weltkrieg gab es Überlegungen, diesen Grubenabschnitt mit Booten für Besucher zugänglich zu machen. 1957 konnte die "Vereinigung der Freunde der Region Tarnowskie Góry" dieses Vorhaben erstmals umsetzen. Das historische Silberbergwerk ein paar Kilometer weiter steht seit 1976 zur Besichtigung offen. Höhepunkt ist die Abfahrt im Fahrstuhl auf 40,5 Meter Tiefe. Der anschließende unterirdische Rundgang umfasst 1.700 Meter und schließt eine 270 Meter lange Kahnfahrt mit ein. Ein Freilichtmuseum für Dampfmaschinen zeigt unter seinen 31 Exponaten eine Schmalspurlokomotive der Firma Henschel und Sohn anno 1906. Das Bergwerk mit seinem Wasserwirtschaftssystem ist seit 2017 Unesco-Welterbe.
Empfohlene Aufenthaltsdauer: | 2 Stunden |
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Dauer einer geführten Tour: | 90 Minuten |
Eintritt: | kostenpflichtig |
Barrierefreier Zugang: | vollständig |
Angebote für Kinder: | |
Gastronomie: | |
Besucherzentrum beim Objekt: | ja |
Museumsshop: | ja |
täglich 09.00-15.00 Uhr
Juni:
Montag - Freitag 09.00-15.00 Uhr; Samstag, Sonntag 09.00-17.00 Uhr
Juli, August:
Montag - Freitag 10.00-16.00 Uhr; Samstag, Sonntag 09.00-17.00 Uhr