Peenemünde, das war Hochtechnologie in Perfektion – so früh und modern wie kaum irgend sonst. Hier, im äußersten Nordosten Deutschlands, zündete 1942 die erste Fernrakete der Welt. Manche Wissenschaftler träumten dabei von der Entwicklung eines Verkehrsmittels, das die Menschheit in die Zukunft katapultieren würde. Die Kehrseite der Medaille: Peenemünde arbeitete für den Krieg. Forscher und Ingenieure stellten ihr Wissen in den Dienst einer Wehrmacht, die im Zeichen nationalsozialistischer Gewaltherrschaft stand. Dadurch wurden sie Teil der deutschen Vernichtungsmaschinerie. Was also war Peenemünde: Wiege der Weltraumfahrt oder Brutstätte von Massenvernichtungsmitteln? Antworten darauf sucht das Historisch-Technische Informationszentrum im ehemaligen Kraftwerk von Peenemünde. Die Ausstellung will zum Nachdenken anregen: über die Geschichte des Ortes, aber auch über die Verantwortung von Technik und Wissenschaft gegenüber Mensch und Umwelt.
Historisch-Technisches Museum
Im Kraftwerk
17449 Peenemünde
Deutschland
+49 (0) 38371 - 5050
Homepage
1936 war Peenemünde noch ein Dorf auf der Ostseeinsel Usedom. Dann beanspruchte die Wehrmacht den Platz. Innerhalb kürzester Zeit entstanden auf einer Fläche von rund 25 Quadratkilometern hochmoderne militärische Versuchsanlagen. Deren Forschungen gipfelten in zwei neuen Waffensystemen: der Flugbombe Fi103 und der Rakete A4. Die großspurige Sprache der Nazipropaganda nannte sie Vergeltungswaffen. Besser bekannt sind sie unter ihrer berüchtigten Abkürzung V1 und V2.
Herzstück der Peenemünder Raketenerprobung war der so genannte Prüfstand VII. Im Oktober 1942 gelang dem Forscherteam unter Leitung des jungen Physikers Wernher von Braun einer der folgenreichsten technischen Durchbrüche des 20. Jahrhunderts: der fehlerfreie Probestart einer V2. Doch die brillante Leistung kostete die Gesundheit und das Leben tausender zur Arbeit gepresster Kriegsgefangener. Im Juni 1943 trafen zusätzlich Häftlinge aus Konzentrationslagern ein - für die Serienproduktion der Raketen. Bald darauf erzwang ein britischer Bombenangriff die Verlegung der Fertigung in eine unterirdische Fabrik im Harz. Das Fabrikpersonal stellten Gefangene aus dem KZ Dora. Arbeitsbedingungen, Krankheiten und Hunger forderten hohe Opfer. Dasselbe gilt für den Einsatz der Waffen gegen zivile Ziele in England, Belgien und Frankreich.
1945 ging das Wissen der deutschen Raketenforscher in den Besitz der Siegermächte über, die die V2 fortan zur Keimzelle moderner Raketentechnologie machten. Peenemünde selbst war zu DDR-Zeiten Truppenstützpunkt und militärisches Sperrgebiet. Von den Versuchsanstalten des Zweiten Weltkriegs blieb lediglich das Kraftwerk erhalten – bis zu seiner Stilllegung 1991. Heute gilt es als größtes technisches Denkmal Mecklenburg-Vorpommerns und beherbergt das Historisch-Technische Informationszentrum Peenemünde. Das außergewöhnliche Museum lädt seine Besucher zu einer kritischen Auseinandersetzung mit einer Vergangenheit ein, die weit in die Gegenwart hineinreicht.
Empfohlene Aufenthaltsdauer: | 3 Stunden |
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Dauer einer geführten Tour: | 90 Minuten |
Eintritt: | kostenpflichtig |
Barrierefreier Zugang: | vollständig |
Angebote für Kinder: | |
Gastronomie: | |
Besucherzentrum beim Objekt: | ja |
Museumsshop: | ja |
April bis September:
täglich 09.00-18.00 Uhr
Oktober:
täglich 10.00-16.00 Uhr
November bis März:
Dienstag bis Sonntag 10.00-16.00 Uhr