Während des Ersten Weltkriegs, gleich nach der Bildung eines Munitionsministeriums unter der Leitung von David Lloyd George (1863-1945) im Jahr 1915, errichtete die britische Regierung rund 240 "Staatliche Munitionsfabriken". Etwa 20 davon füllten Granaten und anderen Artilleriegeschosse ab. Die meisten dieser Fabriken wurden nach dem Waffenstillstand von 1918 abgerissen und hinterließen keine Spuren. Nur drei von ihnen blieben erhalten, darunter jene, die 1916 in Rotherwas am Südrand von Hereford entstanden waren und während der 1920er und 1930er Jahre in Wartestellung gehalten wurden. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs, 1939, erlebte Rotherwas eine Reaktivierung als Königliche Waffenfabrik (Abfüllwerk Nr. 40) und war zuständig für die Füllung großer Bomben sowie von Granaten, Kaliber 38 Millimeter, für Schiffskanonen.
Nach Ende der Produktion erwarb die Kreisverwaltung Herefordshire das 142 Hektar große Gelände und richtete ab 1973 beiderseits der B4399 das Gewerbegebiet Rotherwas ein, das 200 Unternehmen Platz bot. Es enthält archäologische Zeugnisse von Granatabfüllfabriken beider Weltkriege des 20. Jahrhunderts. Erhalten hat sich etwa das Hauptgebäude der Staatlichen Munitionsfabrik, ein elegantes Bauwerk, das heute Büros beherbergt. Ebenfalls noch zu sehen ist ein 115 mal 37,5 Meter großes Patronenlager, dessen Stahlgitterdach keine Säulen erfordert und die Lagerfläche dadurch vergrößert. Es bildet den Ausgangspunkt asphaltierter Wege, auf denen Material in Rollwagen mit hölzernen Rädern zu aus Holz gebauten Abfüllstationen transportiert wurde. Letztere sind verschwunden, doch befinden sich die Erdwälle, die sie einst zum Schutz der Umgebung umrahmten, noch an Ort und Stelle. Am Südrand des Gewerbegebietes stehen noch einige Sprengstofflager – Holzgebäude, die heute als sicheres Depot für Feuerwerkskörper dienen. Die Abstellgleise, die einst zu ihnen führten, sind in Spuren noch erkennbar. Die Pikrinsäure-Speicher des Ersten Weltkriegs stehen nicht auf dem Gelände selbst, sondern auf Flächen, die heute als Weideland genutzt werden. Dort übernehmen sie die Funktion von Ställen. Bei einem Spaziergang um das Gewerbegebiet herum lassen sich weitere umgenutzte Gebäude aus Kriegszeiten entdecken. Die einzige Besuchereinrichtung ist ein Café im Bereich für ländliches Gewerbe.
Gewerbegebiet Rotherwas (ehem. Königliche Waffenfabrik)
Filling Factory No 4
The Straight Mile
Hereford
Vereinigtes Königreich
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