Freilichtmuseum der Industriekultur von Schio und Vincentino

Schio liegt 26 Kilometer nordwestlich von Vicenza und entwickelte sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einem der bedeutendsten Textilzentren Italiens, auch wenn es bis zum österreichisch-preußischen Krieg von 1866 zum Habsburger Kaiserreich gehörte.

Die Industriedenkmäler der Region präsentiert heute ein Freiluftmuseum, das die wichtigsten Gebäude in einem Routennetz zusammenführt und ihre Geschichte erzählt. Ergänzend dazu gibt es vor Ort Forschungseinrichtungen sowie ein so genanntes Labor, das eine Einführung zu Schio bietet.

Die Textilherstellung ist seit dem 18. Jahrhundert in der Region zu Hause und ruhte zunächst auf den Schultern von Heimarbeitern, die für ihre Produktion Wolle und Garn zur Verfügung gestellt bekamen. In den 1860er Jahren entstand die Tuchfabrik Conte im Auftrag einer Firma, die Antonio Conte 1757 gegründet hatte. Die Fabrik blieb bis in die jüngste Vergangenheit in Familienbesitz und wird derzeit zum Hotel umgebaut.

Zur Weiterentwicklung der Textilindustrie trug maßgeblich Lanificio Rossi bei, eine Firma für Wollstoffe, die Francesco Rossi ins Leben gerufen hatte und die sein Sohn Alessandro Rossi (1821-98) fortführte. Die Fabrik, die den Namen Francesco Rossis trägt, geht auf das Jahr 1819 zurück und zog die Errichtung einer Reihe von weiteren, im Auftrag des Sohnes Alessandro errichteten Werksgebäuden nach sich. Besonders hervorzuheben sind eine Fabrik anno 1849 sowie die so genannte Fabbrica Alta von 1861-62, die sechs Stockwerke hoch, 80 Meter lang und 13,9 Meter breit war und von dem belgischen Architekten Auguste Vivroux (1824-99) entworfen wurde. Als Aktienunternehmen firmierte Lanificio Rossi seit 1872 an der Mailänder Börse. 1859 ließ Alessandro Rossi auf Teilen des Firmengeländes der Fabbrica Alta die Jacquard-Gärten anlagen. Die Gestaltung des Parks oblag dem Architekten Antonio Caregaro Negrin (1821-98) und umfasste ein halbmondförmiges Gewächshaus sowie das Jacquard-Theater, das auch Platz für Arbeiterverbände bot. 1994 begann ein Projekt zur Neugestaltung der Parkanlage.

Die Arbeitersiedlung Neu-Schio (Il nuovo quartiere operaio di Schio) folgt den Ideen von Robert Owen und Sir Titus Salt. Antonio Caregaro Negrin baute den Wohnkomplex im Auftrag der Firma Rossi in den Jahren 1872-1888. 1890 lebten hier bereits 1.500 Menschen. 1990 wurde ein Erneuerungsprogramm in Angriff genommen, das allgemein als erfolgreich gilt.

1885 machte sich Giuseppe Saccardo, ein ehemaliger Angestellter von Lanificio Rossi, mit einer Firma zur Herstellung von Garnrollen, Weberschiffchen sowie Hülsen aus Pappe und Holz zur Anwendung in Textilfabriken selbständig. 1890 verlegte er seine Fabrik vom Zentrum Schios in die benachbarten Tretto-Berge, wo er einen großen Komplex mehrstöckiger Gebäude errichten ließ, deren Maschinen über hydroelektrischen Antrieb verfügten. In den 1960er Jahren geriet der Betrieb in Schwierigkeiten. Mittlerweile befindet er sich in Besitz einer Handwerksvereinigung. Seit dem Abschluss der Sanierungsarbeiten 1991 beherbergt das Gebäude kleingewerbliche Betriebe und Werkstätten.

Zu den weiteren Industriedenkmälern der Region zählen die noch in Betrieb befindliche Tuchfabrik Cazzola aus dem Jahr 1860, die Pasta-Fabrik Barattoni anno 1879, die Zementfabrik Italcementi, die Summano-Brauerei und diverse hydroelektrische Kraftwerke und Sägemühlen.

Freilichtmuseum der Industriekultur von Schio und Vincentino
Laboratorio didattico di archeologia industrial di Schio
Palazzo Asilo Rossi Via Pasubio 92
36015 Schio
Italien
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