Sein Spitzname war „Rennpferd“. 221 Kilometer hat er insgesamt zurückgelegt – ein weiter Weg für einen Raupensäulenschwenkbagger. Seit 1995 kann sich der betagte Stahlriese ausruhen - in Ferropolis, der Stadt aus Eisen. Um ihn herum vier weitere ausgediente Tagebaugroßgeräte, allesamt wenigstens 30 Meter hoch und bis zu 150 Meter lang. Einer dieser Kolosse ist begehbar. Von oben umfasst der Blick eine grüne, wasserreiche Landschaft. Nahebei das beschauliche Gräfenhainichen. Kaum zu glauben, dass hier noch vor wenigen Jahren Mitteldeutschlands Braunkohleindustrie ihren Schwerpunkt hatte. 820 Bergleute, Männer und Frauen, arbeiteten zu Spitzenzeiten im Tagebau Golpa-Nord. Heute bedeckt der Gremminer See die einstige Baggerwüste. Mittendrin, auf einer Halbinsel, liegt Ferropolis und steckt voller Leben. Seine Arena ist Schauplatz spektakulärer Open-Air-Konzerte. Die 30 KV-Station, vormals Stromzentrale, beherbergt ein Museum der regonalen Bergbaugeschichte. Für nahrhafte Stärkung sorgt die „Orangerie“, und die alte Grubenbahn bietet original erhaltene Loks samt umfangreichem Wagenpark. Das noch intakte Schienennetz erlaubt sogar die Anreise per Bahn direkt bis an die Konzertarena.
Ferropolis - Stadt aus Eisen
Ferropolisstraße 1
06773 Gräfenhainichen
Kreis Wittenberg
Deutschland
+49 (0) 34953 - 35120
Homepage
Gräfenhainichen, Tagebau Golpa-Nord: Jahrzehntelang ein Ort entfesselter Industriekräfte und Umweltsünden, aber auch sicherer Arbeitsplätze und großartiger Leistungen der Arbeiter und Ingenieure im _Bergbau. Dann, urplötzlich, hat Braunkohle keine Zukunft mehr. Was tun? Abreißen, verschrotten, die Spuren verwischen? Oder auf der Vergangenheit aufbauen und den Neuanfang wagen?
1957 begannen die Vorarbeiten für Golpa-Nord. Sieben Jahre später setzte die planmäßige Braunkohleförderung ein. Die hat in Mitteldeutschland eine lange Tradition, ihre Wurzeln reichen bis ins 17. Jahrhundert zurück. In den 1950er Jahren verschmolzen die zunächst verstreuten Reviere zu einem Ganzen, der Abbau erreichte gewaltige Ausmaße. Ergebnis: 20 Tagebaue mit einem jährlichen Auswurf von zuletzt rund 100 Millionen Tonnen Kohle, gefördert von fast 60.000 Bergleuten und verwertet von zahlreichen Kraftwerken, Brikettfabriken und Schwelereien. Noch ein Ergebnis: Tiefe Löcher in der Erde. Unter diesen gehörte Golpa-Nord eher zu den kleinen. Der Förderaufwand war dennoch enorm: Für einen Eimer Braunkohle mussten fünf Eimer Wasser abgepumpt und 5 Eimer Abraum verkippt werden. 1991 war Schluss – nahezu die gesamte mitteldeutsche Braunkohleindustrie stand damals vor dem Aus. In Golpa-Nord nahm fortan eine Vision Gestalt an: Ferropolis. Die Idee dazu kam aus dem Bauhaus Dessau, ihre Umsetzung verdankt sie zu einem beträchtlichen Teil der Begeisterung und Hartnäckigkeit der Menschen vor Ort. Heute ist Ferropolis Museum, Industriedenkmal, Stahlskulptur, Veranstaltungsareal und Themenpark gleichermaßen. Alles beherrschend: die riesigen Baggermaschinen, die aussehen wie Dinosaurier eines vergangenen Zeitalters. Doch die Zukunft hat längst begonnen. Das bezeugen erste Ansiedlungen kleiner Unternehmen ebenso wie zahlreiche neue Projekte: Schwimmende Häuser etwa oder gleich ein ganzes Freizeitdorf, mit Strom versorgt vom längsten Solarkraftwerk Europas. In Ferropolis, so scheint es, ist Zukunft möglich. Und Gegenwart wird gefeiert: Internationale Festivals ebenso wie große Konzerte von Herbert Grönemeyer bis Metallica haben Ferropolis einen europaweiten Ruf als einmalige Kulisse für Künstler und Publikum verliehen: Cool Tradition!
Empfohlene Aufenthaltsdauer: | 2 Stunden |
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Dauer einer geführten Tour: | 90 Minuten |
Eintritt: | kostenpflichtig |
Barrierefreier Zugang: | bitte Hinweise auf Webseite beachten |
Angebote für Kinder: | |
Gastronomie: | |
Besucherzentrum beim Objekt: | ja |
Museumsshop: | ja |
April bis Oktober
Montag - Freitag 10.00-18.00 Uhr
Samstag, Sonntag, Feiertage 10.00-19.00 Uhr, letzter Einlass 18.30 Uhr
November bis März
Montag - Freitag 10.00-16.00 Uhr
Samstag, Sonntag, Feiertage 10.00 Uhr - Einbruch der Dunkelheit