Fakenham Museum of Gas & Local History

Es gab eine Zeit, da verfügte jede Stadt in Großbritannien über ein eigenes Gaswerk, das städtisches Gas aus Kohle produzierte. Der Herstellungsprozess geht ursprünglich auf den erfindungsreichen William Murdock zurück. Murdock arbeitete für Boulton and Watt in Cornwall, wo er die Montage dampfgetriebener Pumpen in den örtlichen Bergwerken beaufsichtigte. Er genießt außerdem den ruhmreichen Ruf, als erster eine Fabrik mit Kohlegaslampen ausgestattet zu haben. Die Vorteile des von ihm entwickelten Verfahrens wurden schnell erfasst, und überall im Land wuchsen Gasversorgungsunternehmen aus dem Boden. Kohlegas fand bis zum Aufkommen der Elektrizität gleichermaßen als Licht- und Wärmequelle Anwendung – ein kurzes, aber wichtiges Stück Industriegeschichte.

 

Für die Produktion des Kohlegases verwendete man lange, röhrenförmige Öfen, so genannte Retorten. Sie dienten dazu, die flüchtigen Gase durch langsame Röstung der Kohle zu entfernen. Andere Unreinheiten oder Nebenprodukte wie Ammoniak, Steinkohlenteer und Koks wurden an andere Nutzer verkauft. Das Gas selbst lagerte in Gasbehältern, die in vielen Teilen Großbritanniens immer noch im Stadtbild zu sehen sind. Das größte Gaswerk der Britischen Inseln war Beckton in London. Allerdings wurde es abgerissen, sobald natürliches Gas aus der Nordsee zur Verfügung stand. So ist Fakenham heute das letzte komplett erhaltene Stadtgaswerk in England. In seiner Blütezeit belieferte es nicht mehr als 600 Kunden und besitzt daher einen ganz eigenen Charme. Als geschütztes Industriedenkmal verfügt es über zahlreiche original erhaltene Gebäude sowie Ausrüstungsbestandteile zur Kohlegaserzeugung, darunter Retorten, Kondensatoren, Gaswasch- und -reinigungsapparate, Hauptgasuhren und Gasbehälter. Ausstellungen zeigen Gaslichter, Plätteisen, Herde, Öfen, Durchlauferhitzer, Gasuhren und einen lebendigen Videofilm.

 

Das Gaswerk von Fakenham entstand 1846 und erscheint bereits in der ersten Kartenausgabe des staatlichen britischen Landkartenverlags Ordnance Survey. Der heutige Bauzustand stammt größtenteils aus dem Jahr 1910 und verrät einige nachträgliche Umbauten und Ergänzungen. 1965 ging das Werk außer Betrieb und wurde bis auf einen Ausstellungsraum geschlossen. 1987 feierte es seine Wiedereröffnung als Museum. Wer bei der Besichtigung von Fakenham auf den Geschmack gekommen ist und große Entfernungen nicht scheut, kann anschließend den Besuch weiterer Stadtgaswerke in Angriff nehmen. Die gedachte Route führt vom schottischen Biggar über das „Flame“ in Nordirland bis nach Dunedin in Neuseeland. Überhaupt sind gerade die früheren britischen Herrschaftsgebiete und Kolonien reich an Zeugnissen der Industriekultur.

Fakenham Museum of Gas & Local History
Hempton Road
NR21 7LM Fakenham, Norfolk
Norfolk
East of England
Vereinigtes Königreich
+44 (0) 1328 - 863507
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