Erlebniszentrum The House of Villeroy & Boch

Das Wort von den Kathedralen der Industriekultur muss man wörtlich nehmen. Ihre raumgreifende Architektur bot genug Raum für die seit der Mitte des 18. Jahrhunderts entstehenden Fabriken. Hier liegen die Urformen der Industriearchitektur. So wurde aus einer ehemaligen Benediktinerabtei das Zentrum der Boch’schen Keramikproduktion. Bis heute hat dort die Generaldirektion des Weltkonzerns Villeroy & Boch ihren Sitz. Ein Erlebniszentrum mit Keramikmuseum erzählt die Geschichte mit neuen Medien und wertvollen alten Keramiken.

1809 erwarb der Eisengießer Jean Francois Boch die 1794 säkularisierte Abtei. 1748 hatte er mit einer Töpferwerkstatt im lothringischen Dorf Audun-le-Tiche begonnen. Die Konkurrenz zur Fayencerie von Nicolas Villeroy in Wallerfangen beendete die Fusion der beiden Unternehmen im Jahr 1836 und besiegelte die Heirat der Tochter Villeroys mit einem Sohn Bochs. Der Erfolg ließ nicht auf sich warten und in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erweiterten sich die Abtei um Fertigungshallen und die Produktpalette. 1869 begann die Produktion der Fliesen, 1905 kam die Sanitärkeramik hinzu. Für seine Leistungen als Unternehmer erhielt Boch 1882 das Adelsprädikat.

Die nach Plänen des Barockbaumeisters Christian Kretschmar errichtete Abtei ist das markanteste, aber nicht das einzige Gebäude mit Geschichte in Mettlach. Der um 1000 n. Chr. entstandene „Alte Turm“ im ehemaligen Abteipark bezeugt nicht nur als Grabstätte des Klostergründer Lutwinus die Geschichte der Abtei, sondern ist auch das älteste Baudenkmal des Saarlandes. Einem Entwurf Schinkels folgt der 1838 aufgestellte gusseiserne Brunnen am Eingang des Parks. Eine aus Ziegelsteinen gemauerte Brücke bezeugt die an fernöstlichem Vorbild orientierte Gartenkunst des 19. Jahrhunderts. In die Gegenwart führt der „Living Planet Square“ mit der von dem Maler Stephan Szczesny als keramisches Puzzle für die Expo 2000 geschaffenen „Weltkarte des Lebens“. Darüber wacht der riesige, Efeu bewehrte „Erdgeist“ des Kunstmagiers André Heller. Ein Rundweg verläuft vom Abteigebäude zum ehemaligen Wohnsitz der von Boch zum „Schloss Ziegelberg“ zu mit den Kacheln, den sogenannten „Mettlacher Platten“, ausgelegten Gängen und Tonstiftmosaiken der Lutwinuskirche zurück zum heute als Gästehaus genutzten früheren Anwesen „Schloss Saareck“ zur Abtei.

Das Erlebniszentrum „The House of Villeroy und Boch“ führt durch Geschichte und Gegenwart des Unternehmens. Das offizielle Geschirr für Papst Benedikt VI. hat im Keramikmuseum seinen Platz wie auch Nachttöpfe von Kaisern und Königen bis zur „Erlebniswelt Tischkultur“ der Gegenwart mit komplett ausgestatteten Tischarrangements für alle Lebenslagen. Mit Schauspiellegende Sir Peter Ustinov als Erzähler führt die multimediale „Keravision“ durch die Geschichte des Unternehmens. Den Abschluss bildet das im stilechten Ambiente eines Dresdener Milchladens erbaute Museumscafé. Auch das ein Erzeugnis des Hauses: das Original hatte Villeroy & Boch 1892 gefertigt.