Die Schmiedewerkstätten von Syam

Syam, südlich von Champagnole am Zusammenfluss des Ain und der Saine im Jura gelegen, blickt auf eine lange Geschichte der Eisenverarbeitung zurück. Im späten 18. Jahrhundert glaubte man, die Schwanzhammer-Schmiede des Dorfes sei seit Menschengedenken in Betrieb. Sicher ist, dass sie bereits 1690 arbeitete – wahrscheinlich eine Folge der Ausbreitung der Eisenindustrie im Saône-Tal während des 16. Jahrhunderts. Spezialität der Schmiede waren Sensen, deren Herstellung wahrscheinlich dank einem steirischen Handwerker aus dem heutigen Österreich hier Fuß fasste. Nach den Napoleonischen Kriegen erlebte die regionale Eisenindustrie durch Claude Jobez (1745-1830) eine Weiterentwicklung. Jobez hatte in Paris ein Vermögen mit dem Verkauf von Uhren aus der Franche-Comté gemacht. Mit seinem Sohn Émmanuel Jobez und dem Schwiegersohn Étienne Monnier errichtete er flussabwärts der Schwanzhammerschmiede eine Eisenhütte, die um 1820 fertiggestellt wurde. Die drei Geschäftspartner stellten Schmiedeeisen in einem mit Holzkohle gefeuerten Flammofen her und erzielten 1840 eine jährliche Produktionsmenge von 800 Tonnen.

Émmanuel Jobez ersetzte das alte Schloss neben der Schmiede durch eine Palladio-Villa, deren Fertigstellung er allerdings nicht mehr erlebte – er starb 1828. Sein Sohn Alphonse Jobez, fasziniert von den Ideen des François Marie Fourier (1772-1837), ließ um das Werk eine kleine cite ouvrière (Arbeitersiedlung) mit Wohnhäusern, einer Schule und einer Apotheke errichten. Als gebildeter Mann bewahrte er in seiner Bibliothek im ersten Stock der Villa 30.000 Bücher auf.

Trotz der veralteten Technologie – es gab zum Beispiel keinen Brückenkran und die meisten Maschinen wurden von Transmissionsriemen angetrieben – überlebte die Eisenhütte das 20. Jahrhundert, wenn auch mit einigen Besitzerwechseln. Nach einer gewissen Modernisierung in den 1970er Jahren spezialisierte sich das Werk darauf, Stahl zu Profilen zu walzen, die nicht so gefragt waren, und setzte sich damit nur einer relativ geringen Konkurrenz aus. Stahl aus Syam fand Verwendung bei Schlossern und für die Herstellung einiger spezialisierter Komponenten für Autos und Fahrstühle. 2009 schloss das Walzwerk schließlich doch seine Tore. Eine lokale Bürgerinitiative setzte sich daraufhin dafür ein, das Werk und die Villa während der Sommermonate zugänglich zu machen. Zu bestimmten Anlässen geht das Werk – das einzige erhaltene seiner Art in Frankreich – für Schauzwecke in Betrieb. Besichtigt werden können auch die Arbeiterhäuser und andere Gebäude der cite ouvrière. Das Museum gehört zum regionalen Netzwerk "Musées des techniques et cultures comtoises" (Technik- und Kulturmuseen der Franche-Comté).

Die Schmiedewerkstätten von Syam
Route de Champagnole
30300 Syam
Frankreich
+33 (0) 384 - 516100
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