Mitten durch eine alte Erzader führt der Anglosardo-Stollen in Montevecchio an der Westküste Sardiniens. Besucher erleben aus erster Hand, wie hier um die Mitte des 19. Jahrhunderts Metallerze abgebaut wurde, und bestaunen die blütenweißen Kalkkristalle im Licht der Grubenhelme. Montevecchio war einmal eine der bedeutendsten Erz- und Zinkminen Europas. Heute bilden die Schachtanlagen den Historischen Bergbaupark Sardinien, der zugleich Teil des UNESCO-Geopark-Netzwerks ist. Fünf geführte Rundgänge erschließen dieses einzigartige Ensemble aus Industriedenkmälern. Neben der Anglosardo-Stollentour und der Besichtigung einer Gießerei und verschiedener Werkstätten erkundet ein weiterer Rundgang die Schachtanlage Sant’Antonio, die – typisch für die damalige Zeit – Fördermaschine, Kompressoren und Kraftwerk hinter neogotischen Fassaden samt zinnenbewehrtem Turm versteckt. In den Tagesanlagen der Piccalinna-Mine sehen Besucher eine 120 PS starke Fördermaschine, die 20 Kubikmeter Erz pro Stunde heben konnte. Eine Führung durch die „Palazzina della Direzione“ im Renaissance-Stil zeigt den einstigen Wohnsitz des Bergwerksgründers und die Büros der Mine. Prunkstück des Hauses ist der Blaue Raum, ein komplett mit Fresken verzierter, üppig möblierter Empfangsraum.
Bergwerke von Montevecchio
Miniera di Montevecchio
Piazza Rotundi
09030 Guspini
Italien
+39 (0) 338 - 4592082
Homepage
Es war ein Priester, der den Erzreichtum von Montevecchio entdeckte: 1842 erhielt Giovanni Antonio Pischedda die Erlaubnis, das Gelände bei Guspini zu begutachten und 25 Tonnen Bleiglanz zu fördern. Auf der Suche nach Kapitalgebern traf er auf den jungen Sarden Giovanni Antonio Sanna, der die Società per la Coltivazione della Miniera di Piombo Argentifero detta di Montevecchio (Bergwerksgesellschaft zur Förderung der Bleivorkommen bei Montevecchio) gründete und 1848 von König Carlo Alberto die Konzession zur Ausbeutung der Erzlagerstätten erhielt. 1865 arbeiteten dort bereits 1.100 Bergleute und machten den Standort zur bedeutendsten Erzmine im gesamten Königreich Italien. Montevecchio zeichnete sich von Anfang an durch den Einsatz modernster Fördertechnologien aus, die zum Teil aus dem Ausland stammten. Dazu gehört etwa der 220 PS starke Sullivan-Kompressor der Schachtanlage Sant’Antonio, der 1903 als Bausatz eintraf und vor Ort zusammengesetzt wurde. Dieselbe Schachtanlage verfügte über eine Förderanlage mit zwei Förderkörben, die dank einem neuartigen Fallschirm-Bremssystem mehr Sicherheit bot und sowohl Bergleute als auch Erz transportieren konnte. Stets auf dem neuesten Stand war auch die nach dem Savoyer-Prinzen Tommaso benannte und 1877 eingeweihte Erzwäsche, die gleich mehrfach modernisiert wurde und mehrere Mineralien gleichzeitig trennen konnte. Zuletzt verarbeitete sie 1.200 Tonnen täglich im Dreischichtenbetrieb. Fortschrittlich waren nicht zuletzt die umfassende Elektrifizierung der Mine sowie der frühe Einsatz von Nassbohrungen, die die gesundheitliche Belastung der Bergleute deutlich reduzierten. Der Minenstandort entwickelte sich im Lauf der Jahrzehnte immer weiter, und erst 1991 ging der letzte Schacht außer Betrieb. Die Einrichtung des Bergbauparks hat einen Teil der Anlagen zugänglich gemacht. Heute gewährt der gute Erhaltungszustand insbesondere der Maschinen Besuchern einen lebendigen Einblick in den ehemaligen Bergwerksbetrieb und verrät zudem viel über die Arbeits- und Lebensbedingungen der Bergmannsfamilien.
Empfohlene Aufenthaltsdauer: | 4 Stunden |
---|---|
Dauer einer geführten Tour: | 5 itineraries each of 45 Minuten |
Eintritt: | kostenpflichtig |
Barrierefreier Zugang: | nicht möglich |
Angebote für Kinder: | |
Gastronomie: | |
Besucherzentrum beim Objekt: | ja |
Museumsshop: | ja |
Geführte Touren
Juli bis 15. September:
täglich
April bis Juni und 16. - 30. September:
Samstag, Sonntag
Oktober bis März:
Sonntag