Bergwerk und Siedlung Göttelborn

In Göttelborn ist nichts wie es auf den ersten Blick scheint. Förderanlagen und Werkssiedlung haben die Rollen getauscht. Das weithin sichtbare Fördergerüst ist Ausdruck neuester Technik und strenger Funktionalität und doch bereits museal. Das vermeintliche Freilichtmuseum Werkssiedlung hingegen Teil des alltäglichen Lebens.

Der Aufstieg der Grube Göttelborn fiel in die Hochzeit der Industrialisierung. 1887 begann die Königlich-Preußische Bergbehörde hier Kohle zu fördern. Bereits 1751 verstaatlichte der Saarbrücker Fürst Wilhelm Heinrich die „Kohlegräberei“ Göttelborn. Stets auf dem neuesten technischen Stand gehörte Göttelborn 1972 zu den Spitzengruben des deutschen Bergbaus. 400 Millionen D-Mark investierte man 1990 in den rund 1200 Meter tiefen Schacht IV. Darüber wuchs ein 90 Meter hohes weißes Fördergerüst, das weithin sichtbar zum Wahrzeichen aufstieg. 1995 war das Verbundbergwerk Göttelborn fertig: Als vergebliches Signal der Hoffnung mitten im Niedergang. Im Jahr 2000 wurde die letzte Tonne Kohle gefördert.

Schlafhaus, Prämienhaus und nicht zuletzt die Werkssiedlung bildeten das Fundament der Siedlungspolitik der preußischen Bergverwaltung. Zwischen 1888 und 1912 ließ der Bergfiskus 23 Wohnhäuser sowie Schule und Kaffeeküche errichten. Von 1918 bis 1935 stand der Saarbergbau unter der Leitung der französischen Grubenverwaltung. 1921 ließ sie in Göttelborn zehn eingeschossige Doppelhäuser für Angestellte mit ihren variantenreichen Dachformen errichten. Die soziale Hierarchie von Bergbeamten und Bergleuten lässt sich bis heute an den Gebäuden ablesen: Repräsentativ und geräumig die Häuser der Beamten, bescheidener die rotbraunen Zweifamilienhäuser der Arbeiter mit Hof, Stall und Garten für die notwendige Selbstversorgung mit Gemüse, Eiern und Ziegenmilch.

Nach Stilllegung der Grube wandelte sich das Areal zum „Zukunftsstandort“. Die Zäune fielen und die Cité Göttelborn entstand unter der Verwaltung der IndustrieKultur Saar GmbH. Im Neubau der „Werkstatt der Industriekultur“ entstehen Projekte, das nebenan liegende Gästehaus „Flöz“ bietet Übernachtungen inmitten einer von der Industrie geprägten Kulturlandschaft und einem auf dem Übertagegelände entstehenden Gewerbegebiet. Mitten hindurch führt der „Haldenrundwanderweg“ zum Aussichtspunkt „Himmelspfeil“ auf der Halde Göttelborn.

Bergwerk und Siedlung Göttelborn
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66287 Quierschied-Göttelborn
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